Hochgradig überfällige Buchverfilmungen

Marco, der Mann hinter Ma-Go Filmtipps, hat sich überlegt, welche Bücher schon längst auf die Leinwand gehören – und er hat eine Blogparade daraus gemacht. Diese fünf Filmblogs hat er nominiert für die Blogparade: TarankinoMotion Picture ManiacsDer FilmtippInfernal Cinematic Affairs und Wessels-Filmkritik.com. Wir wollten aber auch mitmachen und siehe da: laut §5 der „Verordnung zur Durchführung von gemeinsamen Projekten in Telemedien“ (Marco hat für uns nachgeschaut), dürfen wir auch ohne Nominierung dabei sein 🙂

Foto: Thomas Laufersweiler

Einige überfällige Buchverfilmungen sind so offensichtlich, dass man sie nicht extra erwähnen muss – zum Beispiel die Thursday Next-Romane von Jasper Fforde. Drei Science-Fiction-Romane wollen wir nennen, deren filmische Umsetzung unterschiedlich schwer wäre.

Forderung 1: „Redshirts“ von John Scalzi (ziemlich leicht zu verfilmen)

Star Trek-Fans kennen das „Redshirt-Phänomen“: Tauchte in der Originalserie ein neues, oft namenloses Mannschaftsmitglied mit niedrigem Dienstgrad und rotem Hemd auf, dann hieß es sehr schnell: Ab auf eine gefährliche Außenmission. Und während sich die Brückenoffiziere bewähren konnten, starb dieses Crewmitglied – einfach nur um zu zeigen, wie groß die Gefahr war. Dieser dramaturgische Kunstgriff wurde in Star Trek so oft eingesetzt, dass „Redshirt“ bald ein anderes Wort wurde für „Kanonenfutter“.

Dieses Phänomen erleben im gleichnamigen Roman des US-SF-Autors John Scalzi junge, neue Crew-Mitglieder an Bord des Raumschiffs Intrepid. Um dem drohenden Tod auf einer Außenmission zu entgehen, versuchen sie herauszufinden, was dahinter steckt und kommen einer ungeheuren Verschwörung auf die Spur … Scalzi erzählt uns eine spannende und unterhaltsame Geschichte mit einigen cleveren Twists, junge Männer, junge Frauen, Abenteuer, Humor, Überraschungen. Das schreit nach einer mainstream-tauglichen Verfilmung, die je nach Drehbuchautor, Regisseur und Darstellern noch ein Eckchen besser sein würde als die Vorlage. Joss Whedon würde das mit links hinkriegen.

Forderung 2: „Eine Tiefe am Himmel“ von Vernor Vinge (schwer zu verfilmen)

Eine andere Welt zu beschreiben, die tatsächlich „anders“ ist, und dabei eine Geschichte zu erzählen, die das Eigentliche des Menschseins berührt, das ist die Gratwanderung der anspruchsvollen Science-Fiction. Herausragend gelungen ist das Vernor Vinge in „A Deepness in the Sky“ (hier unsere Buchkritik). Vinge erzählt von einer Kultur in einem On-Off-System, d.h. auf 35 warme Sonnenjahre folgen 215 Jahre unter einer geschlossenen Eisdecke – es entwickelt sich eine ganz besondere Gesellschaft, die sich perfekt an dieses Leben anpasst.

Erst spät erkennt der Leser, dass es sich bei dieser Gesellschaft nicht um Humanoiden sondern um Spinnen handelt. Die Menschen wollen dieses System erobern und es entwickelt sich eine aufregende Geschichte um Verschwörungen und Befreiung, in der auch der legendäre Raumfahrer Pham Nuwen eine wichtige Rolle spielt. Pham Nuwen wäre übrigens eine Paraderolle für Denzel Washington. Und Kevin Spacey leiht der Spinne Scherkaner Unterberg seine Stimme. Das erste SF-Projekt für Kathryn Bigelow?

Forderung 3: „Bedenke Phlebas“ von Iain M. Banks (fast unmöglich zu verfilmen)

Der viel zu früh verstorbene Iain Banks gilt als einer der besten Science-Fiction-Autoren. Im Mittelpunkt seiner Romane steht „Die Kultur“, eine Zivilisation von hyperintelligenten künstlichen Maschinen/Gehirnen und unter ihrem Schutz lebenden Humanoiden. Im ersten Kultur-Roman „Consider Phlebas“ wird die Kultur aus der Perspektive eines sehr interessanten Gegners gezeigt – dem Gestaltwandler Horza. Er kämpft auf der Seite der insektenartigen Idiraner in einem grausamen Krieg gegen die Kultur.

Der Text steht unter der Creative Commons-Lizenz BY-NC-ND 4.0 Quelle: Thomas Laufersweiler, SchönerDenken

Banks hat die seltene Fähigkeiten, seine Charaktere sofort zum Leben zu erwecken – wir hoffen und leiden mit ihnen und merken erst langsam, wie stark Banks auch politische, philosophische und religiöse Fragen verhandelt. Die Vielschichtigkeit der Geschichte, die düstere Atmosphäre, die einzigartige Idee der Kultur-Zivilisation auf die Leinwand zu übertragen, wäre eine enorme Herausforderung für ungewöhnliche Filmemacher. Vielleicht Spike Jonze nach einem Drehbuch von Joss Whedon?

Danke Marco für die Blogparaden-Idee! Kollateralnutzen: tolle Buchtipps! Hier andere, bereits erschienene Beiträge zur Blogparade:

Schaut mal bei Marco vorbei: Er will hier alle Beiträge der Blogparade bündeln.

 

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