Casablanca … blutgetränkt

Gerade gesehen: „Blood diamond“
Ich wollte gar nicht rein gehen – ein dramatischer Politthriller um so genannte Konfliktdiamanten und Jennifer Connelly und Leonardo DiCaprio am Ende als Liebespaar. Das kann doch nur in die politisch korrekte Kitschfalle gehen. Ich habe mich geirrt. Und zwar gründlich.

„Blood diamond“ ist schonungslos, zeigt realistisch die Korruption der Regierenden, die Bestialität der Warlords, das unvorstellbare Schicksal der Kindersoldaten, die Hilflosigkeit und die Doppelmoral der weißen, reichen Welt. Politisch korrekt und dabei wirklich bis zur letzten Minute spannend. Ein düsterer Blick auf den verzweifelten Kontinent Afrika:

Danny Archer: „Sometimes I wonder if God ever forgive us for what we’ve done to each other … Than I look around and I realize … God left this place a long time ago.“

Drei Schicksale erzählt der Film. Da ist Solomon Vandy – er wird von den Rebellen der „Revolutionary United Front“ verschleppt und gezwungen in den Diamantenminen zu arbeiten, seine Frau und seine Tochter sind auf der Flucht, sein Sohn wird als Kindersoldat rekrutiert. Da ist der in Rhodesien (Simbabwe) geborene, weiße Söldner und Diamantenschmuggler Danny Archer und die amerikanische Journalistin Maddy Bowen. Als Solomon einen vogeleigroßen Diamanten findet, hat er einen Trumpf in der Hand. Wenn er ihn richtig ausspielt, dann könnte er seine Familie retten …

Kurz und knapp: Die Besetzung ist großartig – Connelly sehr gut, DiCaprio schon wieder brilliant (dabei kann ich ihn gar nicht leiden) und Djimon Hounsou als Solomon Vandy oscarreif. Produktionsdesign und Musik auf hohem Niveau. Und ein Spitzendrehbuch. Das Ergebnis: ein aufwühlender Politabenteuersozialdramathriller – und eine Liebesgeschichte. Zwick gelingt es, uns moralisch und intellektuell zu beschäftigen und emotional umzuwerfen. Ich zumindest habe mir zum Schluss die Augen vor den Kopf geheult.

Zugegeben – die Geschichte ist nicht neu. Aber genau für diese Geschichten gehen wir ins Kino. Mir kommt es so vor, als hätte jemand „Casablanca“ ins 21. Jahrhundert geholt und einmal kräftig in Wirklichkeit getunkt. Das blutgetränkte Ergebnis kann sich sehen lassen.

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