All the President’s Men

Am 4. November wählt das amerikanische Volk den mächtigsten Mann der Welt. Der Präsident der Vereinigten Staaten … das Amt an sich ist schon eine Ikone der Populärkultur, inklusive White House, Oval Office und Air Force One. Die Wartezeit bis zur Wahl vertreiben wir Ihnen mit der Serie “All the Presidents”.

Wir setzen unsere kleine Reihe mit Spielfilmen rund um den amerikanischen Präsidenten und sein Amt fort mit zwei Filmen, die thematisch zusammengehören; heute steht ein Klassiker auf dem Programm, der auch häufig im Fernsehen zu sehen ist: „All the President’s Men – Die Unbestechlichen“. Morgen dann eher ein Geheimtipp, ein Kammerspiel, nach dem man auf die Suche gehen muß: „Secret Honour – Die geheime Ehre des Präsidenten“

„All the President’s Men – Die Unbestechlichen“, der erwähnte Klassiker aus dem Jahr 1976, ist die filmische Umsetzung des gleichnamigen Buches von Carl Bernstein und Bob Woodward über die sogenannte Watergate-Affaire, die am 9. August 1974 zu dem in der Geschichte der USA bislang einmaligen Rücktritt eines Präsidenten – des Republikaners Richard Nixon – führte. Kurz zusammengefaßt:

In der Nacht zum 17. Juni 1972 wurden fünf Männer beim Einbruch in die Parteizentrale der Demokraten im Bürotrakt des Watergate-Gebäudekomplexes in Washington D.C. verhaftet – es stellte sich heraus, daß es bereits der zweite Einbruch war, bei dem früher installiertes, nicht funktionierendes Abhörequipment repariert werden sollte. Einer der Männer, James W. McCord, stand mit dem Komitee zur Wiederwahl des republikanischen Präsidenten „CRP“ in enger Verbindung. Als sich im folgenden Prozeß McCord als ehemaliges Mitglied der CIA outete, sprangen die beiden Journalisten der „Washington Post“ Bernstein und Woodward auf diesen Hinweis an und begannen, unermüdlich Fakten zusammenzutragen – was letzten Endes (nicht vergessen: das ist nur eine SEHR grobe Zusammenfassung) dazu führte, daß der amerikanische Senat den Watergate-Ausschuß einsetzte, um alle Verstrickungen des Weißen Hauses in den gescheiterten Einbruch und den damit zusammenhängenden Mißbrauch der Regierungsgewalt aufzudecken. Die Ergebnisse dieser Ermittlungen wurden im Juni 1974 in einem 1250 Seiten starken Abschlußbericht zusammengefaßt.

Während der Anhörungen des Watergate-Ausschusses wurden als Folge der noch nie dagewesenen politischen Dimension einer solchen Abhöraffaire immer mehr Mitglieder des Weißen Hauses vorgeladen, auch einflußreiche Berater Nixons, die letztlich zu Zeugen gegen ihren Präsidenten wurden. Die amerikanische Öffentlichkeit war zu jeder Zeit über den Fortgang der Ermittlungen unterrichtet, da die Anhörungen im Fernsehen übertragen wurden, und der Druck auf den Präsidenten, zur Aufklärung des Skandals mit der Justiz zu kooperieren, wuchs – Nixons Weigerung zur Zusammenarbeit stürzte die USA in eine beispiellose Verfassungskrise, an deren Ende das Repräsentantenhaus das Verfahren zur Amtsenthebung Nixons einleitete. Durch seinen Rücktritt kam er diesem letzten Schritt zuvor. 1973 wurde die Berichterstattung von Bernstein und Woodward in der „Washington Post“ mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet und gilt bis heute als ein Beispiel für couragierte Pressearbeit, als Geburtsstunde des investigativen Journalismus’, als Triumph der Pressefreiheit.

Bernsteins und Woodwards Buch auf der Grundlage ihrer Artikel in der „Washington Post“ wurde für „All the President’s Men“ von Alan J. Pakula nur wenig verändert. Der Film war international sehr erfolgreich und wurde mit Preisen überhäuft, u.a. mit einem Oscar für das beste Drehbuch. Natürlich trugen auch Robert Redford und Dustin Hoffman als Hauptdarsteller wesentlich zu der weltweiten Beachtung bei, aber der besondere Reiz liegt in einer sehr raffinierten, feinen filmischen Spannung und der Tatsache, daß dieser Polit-Thriller genauso geradeheraus und echt ist wie unterhaltsam und einnehmend. Er verfügt über keine Geheimbotschaften, keine verborgene Moral, er hat keine Action- oder Sex-Szenen, er ist nur eine wahre politische Geschichte, zum Leben erweckt durch ein hervorragendes Drehbuch und einen sehr guten Regisseur. Wem Alan Pakula nichts sagt: er ist u.a. bekannt für seine von ihm selbstironisch so genannte „Paranoia Trilogy“ mit „Klute“ (1971) und „The Parallax View – Zeuge einer Verschwörung“ (1974), deren Abschluß „All the President’s Men“ (1976) bildet.

Der Film ist niemals langweilig – für jemanden, der ihn noch nie gesehen hat und sich mit den historischen Hintergründen nicht gut auskennt, ist es vielleicht ganz ratsam, ihn sich zwei mal anzusehen – zuerst um die Charaktere kennenzulernen und die Story zu begreifen und dann um das perfekte filmische Handwerk auszukosten, die schauspielerische Leistung, die subtile Kameraführung und … und … und …

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