„Salami Aleikum“ – Quietschbunter Clash of Cultures oder: Vom gemütlichen Nuckeln am Erzählerpfeifchen

Die Üblichen Verdächtigen haben „Salami Aleikum“ gesehen und sind in allerbestener Stimmung:

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Mohsen (c) Zorro Film 2009Mohsen (Navid Akhavan) strickt, wenn er Probleme hat. Und er strickt viel. Denn er wohnt noch zuhause, hat keine Frau und er kann keine Tiere schlachten – das kommt in der deutsch-iranischen Familienmetzgerei nicht gut an. Erst flüchtet er sich in Bollywood-Tagträume und dann in einen verwegenen Plan: Er will Schafe aus Polen importieren, strandet aber in Ostdeutschland und landet bei der Automechanikerin Ana  – groß und blond, ehemalige Kugelstoßerin, eine sympathische Walküre. Um ihr zu gefallen verstrickt er sich in kleine Lügen, die eine Flut von Missverständnissen, Verwechslungen und trügerischer Hoffnungen auslösen …

Liebespaar (c) Zorro Film 2009Eine kluge, kleine, feine Komödie voller warmherzigem Spott – über Perser und Ossis, Verliebte und Ewiggestrige. Dazu kunterbunte Bollywoodeinlagen, die man so im deutschen Kino noch nicht gesehen hat. Unsere Lieblingsszenen: Die „heilige Familie“ – der Mann, seine Frau und das Lamm – und das Besäufnis von Mohsens und Anas Vätern, der eine trauert dem Schah nach, der andere der DDR, aber fesch sehen sie aus in ihren alten Uniformen. Ein besonderes, ein liebenswertes Kino-Erlebnis. Bestimmt auch in einem Programmkino in Ihrer Nähe.

Familienfeier (c) Zorro Film 2009

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Marcus hat sich den Film ganz genau angeschaut und weiß:

„Egal ob orientalische Musik- und Tanzeinlagen, Märchenreflexionen, Klamauk, Slapstick oder animierte Wollfiguren, als Zuschauer muss man im Verlauf dieser 102 Minuten einfach auf alles gefasst sein. Die ungebremste Lust am Experiment ist dann auch die größte Stärke eines Films, der in seiner überdrehten Rastlosigkeit bisweilen die eigentliche Geschichte aus den Augen verliert. Dass diese praktisch im Autopilot-Modus auf ein absehbares Über-Happy-End zusteuert, das kann Salami Aleikum letztlich mit keinem noch so ausgefallenen inszenatorischen Gimmick kaschieren. Überraschungen finden sich dafür ganz woanders. Kaum jemand hätte erwartet, dass Ahadi nach der preisgekörnten Dokumentation Lost Children über afrikanische Kindersoldaten in seinem Spielfilmdebüt einen strickenden Metzgersohn auf eine ostdeutsche Ex-Kugelstoßerin treffen lässt.“

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