„Poll“ – ein Abgrund aus Ort, Zeit und Gefahr

„Da kannst Du noch so viele Köpfe aufsägen, Du hast keine Ahnung, was den Menschen ausmacht.“

Die Üblichen Verdächtigen waren auf dem FILMZ-Festival und haben dort „Poll“ gesehen – und waren sehr beeindruckt – einer der besten Filme des Festivals. Im Podcast reden sie erst einmal über den tollen Vorfilm „Vanitas“ (siehe Video unten), dann über das Strandhaus von Gormenghast, die Musikkitschdrüse, das weiße Band, skurrile Filmbilder und die Unmittelbarkeit der düsteren Stimmungen in dieser schrecklichen Familie:

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Quelle: SchönerDenken

Poll (The Poll Diaries)
D/A/EST 2010, 129 Min.; Regie: Chris Kraus

Die offizielle Website zum Film „Poll“

Ciprian von NEGATIV hat mit dem Regisseur Chris Kraus gesprochen und deckt biographische Zusammenhänge auf:

„Oda Schaefer, geborene Kraus, gab den Anlass für die Entstehung von Poll. 1986 entdeckte Chris Kraus in einer Bibliothek ein Werk der berühmten Dichterin, die, wie sich herausstellte, seine Großtante war. Aufgrund ihrer politischen Überzeugungen (sie war eine Linksintellektuelle) wurde ihre Existenz in der Familie des Regisseurs verschwiegen. Seine Recherchen ließen ihn über die Wichtigkeit des im Film umgesetzten Lebensabschnitts der Dichterin erfahren und so entstand die Idee, Poll als Abschlussfilm zu drehen. Der Rahmen war natürlich zu klein und so kam es dazu, dass Poll , dessen erste Drehbuchfassung 1996 geschrieben wurde, sich zu einem jahrelangen Projekt auswuchs.“

Isabell Gössele (SWR.de) hat ebenfalls mit Chris Kraus gesprochen und fragt: „Das Haus sieht aus, als würde es bald zusammenfallen. Die Stimmung darin ist bedrohlich. Eine Metapher für das Grauen, das historisch nach 1914 folgt?“

„Es soll auf jeden Fall das Ende von etwas ankündigen. Man weiß noch nicht, was beginnt, aber man ahnt, dass hier Dinge zu Ende gehen. Wir arbeiten mit Tod und Vergänglichkeit auf vielen Ebenen. Der Untergang wird in jeder Form zelebriert. Wir haben eine Ansammlung von Todessymbolen gewählt, um durchscheinen zu lassen, dass eine Zeitenwende bevorsteht – für die kleine Oda, die gesamte Familie und für die ganze Epoche.“

Mehr Informationen dazu im Filmspaicher.

Und hier der umwerfende Kurzfilm „Vanitas“, der vor Poll lief – die Musik stammt vom Matthias Rethberg Trio (gewidmet dem 2008 verstorbenen schwedischen Jazzpianisten Esbjörn Svensson), die Tänzerin ist Robina Steyr:

Vanitas
D 2010, 6 Min., Regie: Nadine Müller, Anne Zohra Berrached

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