Martina trauert – und bricht eine Lanze für den Action-Regisseur:
Tony Scott hat den Freitod gewählt; und auch wenn sein Bruder Ridley den SchönerDenkern mit „Alien“ und dem „Blade Runner“ sicherlich näher steht, möchte ich doch dem Regisseur so vieler Action-Hero-Filme gedenken. Er konnte es einfach. Filmisch machte dem erfolgreichen Absolventen des Royal College of Art in London so schnell niemand etwas vor. Kurzweil, Unterhaltung, Reinsaugekraft, Spannung, ein bunter Bilderbogen – das servierte Tony Scott mit einer Coolness und einem Können wie nur wenige. Ein großartiger, detailbesessener Handwerker und Ästhet war er! Sowas von 80er Jahre wie die gestylten Figuren aus „Top Gun“ beispielsweise gibt es nur noch bei der original Miami Vice-TV-Serie. Und jaaa, es ist nun mal so: gute Bilder können über platte Stories hinwegtäuschen, und im Kino ist das legitim! Nichts ist falsch an Testosteron und Spaß. Tony Scott hatte nicht nur ein Näschen für erfolgreiche Filmmusiken, überließ keinen Toneffekt, keinen Soundtrack dem Zufall und degradierte die Klänge zu seinen Bildern damit nicht zu bloßem Beiwerk, nein, genauso talentiert war er darin, aus dem Nebendarstellerbecken Talente wie Val Kilmer, Meg Ryan oder Tim Robbins rauszufischen und sie zu erfolgreichen Schauspielern aufzubauen. Aber sein größtes Talent, um es abschließend noch mal zu sagen, war sein Auge für die Bilder, die aus einem Unterhaltungsfilm einen Blockbuster, ein BRETT machen: Flugzeug-Porno, Vampir-Porno, U-Boot-Porno – „I feel the need – the need for speed!“ Er wird fehlen.