Nicht die ganze Wahrheit

Prof. Pu und die Pücher

Prof. Pu empfiehlt bei Lust auf einen etwas anderen Detektivroman: „Nicht die ganze Wahrheit“

[display_podcast]

Podcast 46
Arthur Koenen, Privatdetektiv in Berlin mit Spezialgebiet Ehebruch und Taschendiebstahl im Zoo, dringt in die Wohnung von Anna ein, einer jungen Bundestagsabgeordneten. Die Ehefrau des Fraktionsvorsitzenden Leo Schilf vermutet, dass ihr Mann sie betrügt und Koenen will dies mit kompromittierenden Mails beweisen. Und er liegt richtig, er findet nicht nur einen umfangreichen und eindeutigen Mailaustausch, er beobachtet das Paar auch bei blitzschnellen Kuß-Treffen im Aufzug des Abgeordetenhauses.

Beim Lesen der Mails und dem Observieren von Annas Auftritten auf politischen Veranstaltungen verliebt er sich ganz leise in sie – sie wird es nie erfahren. Und indem er am Ende „nicht die ganze Wahrheit“ erzählt, schützt er sie und ihre Liebe zu Leo Schilf und belügt-beruhigt die Ehefrau. Nur Schilf liest er bei einer genialen Aktion die Leviten, in aller Öffentlichkeit.

Der Roman beginnt als Detektivroman, verwandelt sich in die sehr realistische Beschreibung des Lebens einer Zweitfrau, um dann, scharf beobachtet, im Zentrum der Berliner Bundespolitik zu landen. Koenen erfährt durch die Mails von den Gewissenskonflikten der „jungen Rebellin“, wie die Medien sie nennen, da sie erwägt, gegen ein Gesetz zu stimmen, dass den Kanzler Fred Müller zu Fall bringen könnte. Die Szene, in der Anna von ihm auf Linie gebracht werden soll, erinnert deutlich an Gerhard Schröder, sicher nicht ohne Absicht. Dirk Kurbjuweit kennt sich aus, er ist Leiter des Spiegel-Hauptstadtbüros. Auch bei diesem Roman kann ich mir eine Verfilmung vorstellen, zwei seiner Romane fanden bisher ins Kino, „Die Einsamkeit der Krokodile“ und „Schussangst“. Also, schnell lesen, denn „die wahren Abenteuer sind im Kopf“, sang André Heller vor langer Zeit ….

Dirk Kurbjuweit
Nicht die ganze Wahrheit
Nagel & Kimche 2008
219 Seiten, 19,95 Euro
ISBN 978-3-312-00410-2

Schreibe einen Kommentar