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Prof. Pu empfiehlt: „Bibliomania“, zusammengestellt von Steven Gilbar
Bi-blio-ma’nie [f; unz.] krankhaft übersteigerte Büchersammelwut [zu griech. Biblion >>Buch<< + mania >>Wut, Wahnsinn, Begeisterung <<]
Das Buch erinnert an die Sammelsurien des Ben Schott, ein grandioses Füllhorn sinnvoller Listen und nutzloser Informationen aus der schönen Welt des Buches, der Verlage, Buchpreise und AutorInnen. Wollte man nicht immer schon wissen, daß der Liebesroman in der Sprache der Verleger „Nackenbeisser“ heisst und daß natürlich Barbara Cartland die meisten – geschätzte 900 – geschrieben hat? Oder welche Schriftsteller Linkshänder waren? Wie wäre es mit einer Liste der „Klassiker fürs Leben“ der Österreicher oder den 2004 erfragten Lieblingsbüchern der Deutschen (Platz 1 selbstverständlich „Der Herr der Ringe“!) Köstlich und amüsant die „Zehn Gebote des Monsignore Knox zum Schreiben eines Kriminalromans“ (1929):
5. Gebot: Chinesen haben in der Geschichte nichts zu suchen. (Zu Knox’ Zeiten war die Einführung eines Chinesen oder eines anderen exotischen oder sonst ungewöhnlichen Charakters als Bösewicht ein inflationär verwendetes Stereotyp.)
Man erfährt, daß Edgar Allen Poe mit seinem „Doppelmord in der Rue Morgue“ als die Keimzelle des modernen Kriminalromans gilt, findet eine Liste der wichtigsten Science-Fiction- und Fantasy-Romane, aber auch zehn Zitate aus Asterix. Dazu eine sehr kurze Geschichte des Buchdrucks, die wichtigsten Fachbegriffe der Typographie und des Buchbindens. Die Bestandteile der ISBN werden erklärt – das wollte man doch schon immer mal wissen, oder? Man erfährt 62 Autoren-Pseudonyme – wer wußte, daß Sandra Paretti eigentlich Irmgard Schneeberger hieß?
Klar findet man sämtliche Literatur-Nobelpreisträger auch bei Wikipedia, aber es ist doch viel schöner, in einem auch typographisch ansprechend gestaltetem Buch nach ihnen zu suchen. Fast jede Seite ziert ein bibliophiles Zitat, eines schöner als das andere:
„Die ältesten Bücher sind wie Neuerscheinungen, wenn man sie nicht gelesen hat.“
Samuel Butler„Wenn Du einmal heiraten solltest, nimm nicht den Dichter, sondern den Verleger.“
August Strindberg„Beim Schreiben ist es wie bei der Prostitution. Zuerst macht man es aus Liebe, dann für ein paar Freunde und schliesslich für Geld.“
Molière (eigentlich Jean Baptiste Poquelin)
Da wir gerade beim Thema sind – es gibt auch eine Liste elf klassischer erotischer Werke und elf der besten schwul und lesbischen Romane, genauso wie vierzehn Romane über Bücher und selbstverständlich die „Bibliothek der verbrannten Bücher“. Für die Filmfreunde unter den LeserInnen „Vierunddreißig oscargekrönte Filme, die auf Romanen basieren“. Man kann staunen über den höchsten, je für ein Buch bezahlten Preis: $ 8.802.500 für das Original von Audubons „The Birds of America“ oder darüber, daß sich die größte Buchhandlung Deutschlands mit 5.500 Quadratmetern in Aachen befindet.
Vergnügliche Stunden bereitet „Bibliomania“, ganz egal, wo man es aufschlägt; ob man wahllos blättert oder es ordentlich von der ersten bis zur letzten Seite liest. Es sollte in keiner Bibliothek fehlen – schließlich findet man darin auch „Zwanzig Methoden, eine Bibliothek zu sortieren“ – wie wäre es mal nach ISBN oder nach der Richtung der Rückenbeschriftung? Es gibt noch vieles zu entdecken in diesem Kleinod – um mit Marie Ebner-Eschenbach zu schließen:
„Der wahre Zweck eines Buches ist, den Geist hinterrücks zum eigenen Denken zu verleiten.“
Bibliomania. Ein listenreiches Buch über Bücher
Zusammengestellt von Steven Gilbar
Diogenes € 8,90
ISBN 978-3-257-23781-8