Prof. Pu geht ins Kino und ärgert sich …
… nein, nicht über die unter den Literaturverfilmungen doch recht gelungene Filmfassung des Romans von Thomas Mann, sondern über das typisch deutsche Genöle der Unken: „Der Film sieht aus wie Fernsehen“ – und was bitte ist jetzt daran schlimm? Hat schon mal jemand die Aussage gehört: Dieser amerikanische Spielfilm sieht ja aus wie eine TV-Serie?! Was ist da Fernsehen? Die Akkuratesse der Schauplatzauswahl und der Kostüme? Einmal keine schnellen Schnitte? Die Kameraführung Gernot Rolls ist genial und es ist mir furchtbar egal, ob er einen Fernseh- oder einen Kinofilm dreht, man erkennt seine Handschrift immer. Und schon allein für seine Kameraführung lohnt es sich, in den Film zu gehen.
Bewundernswert finde ich, wie Breloer es geschafft hat, den Roman in 147 Minuten zu packen. Im ersten Drittel hat er einige Längen, dafür wird im letzten dann etwas schnell aufeinander gestorben, aber das tut der sehenswerten Verfilmung keinen Abbruch. Es lohnt sich auch wegen der originalgetreuen Kulissen und Ausstattung oder der darstellerischen Leistung August Diehls, der den „mißratenen“ Sproß der Familie spielt. Man kann sich einfach zweieinhalb Stunden zurücklehnen und sich ins 19. Jahrhundert begeben – nicht ohne die Parallelen zu heute gedanklich zu streifen. Auch die Buddenbrooks hatten ihre Globalisierung und ihre Wirtschaftskrise. Es ist ein großartiger Film und ich werde mir auch noch – igitt – die zweiteilige Fernsehfassung ansehen.
Nur eines hätte ich noch anzumerken: Der Film hat 16 Millionen Euro gekostet – eine der geldgebenden Rundfunkanstalten ist mitnichten der „Südwestdeutsche Rundfunk“, wie im Vorspann zu lesen war – nach 10 Jahren und einem sicher nicht kleinen Geldbetrag hätte es die Anstalt verdient, bei ihrem richtigen Namen genannt zu werden …
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