Thomas macht mit bei der Teo-Net-Blogparade „Mein Lieblingsfilm“.
Was macht einen Lieblingsfilm aus? Für mich, dass ich ihn fast jederzeit noch einmal sehen möchte. Nicht irgendwann einmal, sondern am liebsten noch heute Abend. Und da liegt bei mir auf Platz Nummer Eins ganz klar: „Der weiße Hai“ (Jaws), USA 1975, Regie: Steven Spielberg. Und warum? Da könnte ich ein längeres Essay verfassen und sollte und werde es auch irgendwann tun. Aber für heute nur ganz kurz:
Der Held: Martin Brody (sympathisch und authentisch: Roy Scheider). Habe ich mich jemals so schnell so selbstverständlich mit einem Protagonisten identifiziert? Ein wasserscheuer Stadt-Cop auf der Suche nach Ruhe, der sich ausgerechnet mit einem Meeresungeheuer anlegen muss. Er hat Angst, dennoch tut er, was getan werden muss. Aber er hat es mit einem noch schwierigeren Gegner zu tun: einem Bürgermeister, der fürchtet die Einnahmen aus dem Tourismus zu verlieren und die tödliche Gefahr zu vertuschen versucht. Und Brody hat zwei ungleiche Verbündete: einen Hippie-Meeresbiologen (amüsant: Richard Dreyfuss) und den Haifänger Quint (dämonisch intensiv: Robert Shaw).
Wie auch in „Alien“ müssen wir auf das Monster warten, statt des Hais sehen wir am Anfang, wie eine junge Frau nachts im Meer von einem unsichtbaren Ungeheuer hin und her geschleudert wird und schießlich versinkt. Unglaublich erschreckend. War es Spielbergs geniale Regieentscheidung, den Hai erst spät zu zeigen? Oder lag es an technischen Problemen mit dem Plastikhaimodell Bruce („The shark is not working!“)? Kinogeschichte auch die Szene, die den Showdown eröffnet: Brody sitzt am Bootsrand und wirft gelangweilt rohes, blutiges Fleisch ins Wasser, um den Hai anzulocken und plötzlich sieht er das riesige Haimaul aufgerissen für sich. Schockiert stammelt er:
„We’re gonna need a bigger boat!“
Fazit: Ein Thriller, wie er sein soll. Exzellente Schauspieler mit einem Hang zum Underplaying, eine simple aber mörderisch-spannende Geschichte, ein Drehbuch, das auf überflüssige (und dämliche) Dialoge verzichtet, die legendäre Filmmusik von John Williams, die alleine schon für Gänsehaut sorgt. Kurzum: perfekte Unterhaltung. 470 Millionen Dollar hat der Film eingespielt, war der bis dahin erfolgreichste Film aller Zeiten und der erste Blockbuster überhaupt. Drei Oscars gab es obendrauf. „Jaws“ begründete im positiven Sinne das Popcornkino und bis heute ist er der Maßstab dafür geblieben.
P.S. Wer den Film in deutsch sehen möchte: Unbedingt die alte Fassung mit Hans-Jörg Felmy als Synchronstimme von Roy Scheider anschauen, auch wenn sie nur in Mono vorliegt. Seit 2004 wird eine neu synchronisierte Fassung auf DVD verkauft, die dem Vergleich nicht standhält.