Geprägt fürs Leben

Gerade gesehen: „Eragon – Das Vermächtnis der Drachenreiter“
Prägung nennen die Verhaltensforscher den Prozess, wenn ein neugeborenes Lebewesen an seine Mutter gewöhnt wird. Der Prozess kann nur einmal stattfinden und die Bindung bleibt das ganze Leben bestehen. Meine Literaturprägung fand vor 27 Jahren statt, als ich aus der Hand einer Klassenkameradin (für die ich schwärmte) den „Kleinen Hobbit“ in die Hand gedrückt bekam. Kaum ausgelesen, investierte ich mein Taschengeld sofort in die grüne dreibändige Taschenbuchausgabe des „Herrn der Ringe“. Was für eine Geschichte! Und dann das Silmarillion – ich saugte jedes Wort ein wie Muttermilch.

Was die mythische Fantasy betraf, war ich also auf den Geschmack gekommen. Eine ganze Weile suchte ich in diesem Genre nach anderen Meisterwerken. Richtig gute Geschichten gab es aber nur von Autoren, die sich etwas völlig Neues ausgedacht hatten. Tolkien blieb ein Ausnahmephänomen. Und Peter Jacksons Verfilmung ebenfalls. Womit ich endlich – und viel zu spät – auf „Eragon“ zu sprechen komme.

Christopher Paolini, der Autor von „Eragon“, ist ein junger Mann aus Montana. Er wurde 1983 geboren. 1983 war ich immer noch ein Tolkien-Fan und konnte meine Notizen noch in elbischer Schrift machen. Paolini ist ebenfalls ein Fan und hat bereits mit 15 Jahren mit „Eragon“ begonnen, beeinflusst vor allem vom „Herrn der Ringe“ und dem „Krieg der Sterne“. In der Verfilmung kommt einem alles dann auch allzu vertraut vor. Eine nicht sehr erwachsene, aber durchaus sympathische Hommage an die großen Vorbilder.

Aber wie das Buch nicht an das große Vorbild heranreicht, kann „Eragon“ auch im Kino nicht mithalten. Mitunter leistet sich das Produktionsdesign die eine oder andere Geschmacksverirrung und so sieht „Eragon“ nur mythisch aus, wo Jacksons „Herr der Ringe“ schon historisch wirkt.

Die beiden üblichen Verdächtigen, die mit mir im Kino sind, reagieren höchst unterschiedlich auf den Film. Während links von mir schon eine wohlformulierte Schmährede beginnt, herrscht rechts von mir Zufriedenheit. Und so wird das immer sein: Tolkienbegeisterung wird weiter Bücher wie „Eragon“ hervorbringen, viele begeisterte Leser finden und verfilmt werden. Und andere werden sich aufregen, das alles nur ein Plagiat sei. Ich rege mich nicht auf. Aber der zweite Teil von „Eragon“ findet im Kino ohne mich statt. Ich kann mir ja schon denken, wass da zu sehen sein wird.
Vergleich zwischen Film und Buch bei SWR.de.
Mehr über „Eragon“ und die Kritik bei Wikipedia.
Jede Menge Meinung bei den Fünf Filmfreunden.
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