So kann man sich vertun. Ich hatte bis zu dieser Liste 1998 als eher maues Kinojahr in Erinnerung, aber das wird natürlich daran liegen, dass ich nur wenige der Filme, die 1998 erschienen, damals tatsächlich im Kino, sondern meist später auf DVD gesehen habe (war wohl ein weitgehend leinwandfreies Jahr auch für mich), so dass ich viele davon gar nicht 1998 zusortiert hätte. Unter Androhung von Kaffeeentzug gezwungen, eine halbwegs irgendwie abwechslungsreich sortierte Top Ten-Empfehlung abzugeben, käme ich da aus heutiger Sicht ungefähr auf Folgendes:
Star Trek: Der Aufstand. Keiner meiner liebsten Star Trek-Filme, aber er hat seine Momente. Ein schöner Einstieg ins Kinojahr.
Zugvögel – Einmal nach Inari. Eine leise, etwas melancholische Komödie mit Joachim Król, die mir vielleicht auch deswegen in netter Erinnerung geblieben ist, weil ich die in einem sehr heimeligen uralten Kino mit 70er-Interieur und zwei recht kernigen Betreiberinnen gesehen habe. Als bei unserer Vorführung damals niemand auf die etwas barsche Frage „Möchte jemand Eis?!“ reagierte, barschte es hinterher „Dann gibt’s auch keinen Hauptfilm!“. Vor Schreck wurden gleich mehrere Packungen verkauft. Ich glaube, das funktioniert bei denen schon seit Jahrzehnten.
Im Auftrag des Teufels. Diese Kombination aus Horror- und (vordergründig) Juristendrama ist eigentlich sogar in doppelter Hinsicht nicht mein Genre, aber der Horror ist so zurückhaltend dosiert und Al Pacino ist ein so genüsslicher Teufel, dass ich den Film nur als sehr gelungen empfinden konnte. Besonders inklusive des Endes.
The Big Lebowski. Eine der schrägsten Komödien meiner bisherigen persönlichen Kinogeschichte; hat mir zeitweise den Spitznamen ‚The Duden‘ eingetragen.
Kundun. Die Geschichte des jungen Dalai Lama; diesen Film ziehe ich „Sieben Jahre in Tibet“ jederzeit vor. Mit Brad Pitt-Abwesenheitsbonus und Musik von Philip Glass.
Dark City. Ein düsterer, faszinierender mysteriöser Science Fiction-Film, der lange nachhallt.
Shakespeare in Love. Man kann sagen, was man will, ich hatte jedenfalls schon mehrfach Spaß an dieser gut gespielten, federleichten Historienkomödie. Denn letztendlich macht der Film genau das richtig, was auch Shakespearekomödien richtig machen: die richtige Ausgewogenheit von Drama und Witz. Bis in die Nebenrollen gut besetzt, insbesondere mit Judi Dench als Queen Elizabeth.
Gattaca. Intelligenter Science Fiction. In einer genetisch optimierten Zukunftswelt, in der nur noch körperlich und genetisch perfekte Individuen einen Wert haben, schließen ein genetisch perfekter Körperbehinderter und ein physisch perfekter, jedoch genetisch vom Ideal Abweichender einen Pakt, um das System auszutricksen. Ein seltenes Exemplar eines extrem spannenden Science Fiction-Films, in dem es weder (sichtbar) Raumschiffe gibt noch allzuviel geballert wird.
Und abschließend mein Favorit: Wag the Dog. Unbedingt unbedingt. Ganz klar einer meiner Lieblingsfilme überhaupt, eine absolut runde, swingende Politsatire in Bestbesetzung (Hoffman, De Niro, Heche, Harrelson), die sich mit Zeilen wie „Den Krieg erklären? Die U.S.A. haben schon seit Jahrzehnten keinen Krieg mehr erklärt, wir haben ihn einfach angefangen.“ fest in meine Idealvorstellung von gutem Dialogkino eingeprägt hat. Kurzinhalt: Um von einem möglichen Sexskandal um den Präsidenten kurz vor der Wahl abzulenken, erfinden dessen Berater kurzerhand einen Krieg, der nicht existiert, und lassen diesen von einem exzentrischen Hollywoodproduzenten gekonnt in Szene setzen. Ich will lieber nicht wissen, wie vieles von dieser Filmfiktion vermutlich gar keine Fiktion ist.
Warum nicht „Event Horizon“? Weil ich den nur bedingt mochte, auch als Trekkie. Warum nicht „Ronin“ oder „Copland“? Weil ich die bis heute nur vom Namen her kenne. Warum nicht „Good Will Hunting“? Weil ich irgendwann eine leichte Robin Williams-Allergie bekam, obwohl ich vor Jahren von dem Film schwer beeindruckt war.