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Prof. Pu empfiehlt: Auf der Suche nach Marie
Marie ist 30 Jahre alt und seit sechs Jahren mit Jean verheiratet, glücklich, wie sie glaubt. Auch ihre Freundinnen behaupten, sie sei die einzige, die wisse, was Glück bedeute. Trotzdem bemerkt sie während eines Urlaubs am Meer bei Jean eine beginnende Gleichgültigkeit. Eintönigkeit und Langeweile haben sich in ihr Leben geschlichen. Während sie ihren Ehemann beim Schwimmen beobachtet, entdeckt sie einen jungen Mann am Strand. Sein Anblick irritiert sie. Bei einem Spaziergang trifft sie ihn wieder, es kommt zu einer kurzen, heftigen Begegnung, er drückt ihr seine Telefonnummer in die Hand. Zurück in Paris, ruft Marie ihn an und beginnt mit ihm eine Affäre.
Doch dann kommt Jean mit einer Hiobsbotschaft nach Hause: sie müssen in die Provinz ziehen. Der drohende 2. Weltkrieg hat die Arbeitslage dramatisch verändert. Marie ist gerne allein. Sie leidet darunter, im Haus ihrer Schwiegereltern keine Zeit und keinen Raum für sich zu haben. Ihr fehlen die langen Spaziergänge durch Paris, sie vermisst das Großstadtleben. Ein Selbstmordversuch ihrer Schwester holt sie zurück in die Stadt. Während sie zusammen mit dem Arzt um das Leben ihrer Schwester kämpft, befreit sie sich aus ihren inneren und äußeren Zwängen. Sie wird ihren Mann verlassen, nicht um des jungen Studenten willen, sondern für sich selbst.
Es ist ein ganz leises und sinnliches Buch, ohne spektakuläre Handlung. Schön in seiner Sprache, den Beschreibungen des Paris der Dreißiger Jahre, in Maries Gedanken über die Liebe. Man vergisst beim Lesen oftmals, dass der Roman bereits 1943 zum ersten Mal erschienen ist, so selbstbewusst ist die Figur der Marie, so beeindruckend ihre Entwicklung. Sie genießt ihre Gefühle, obwohl sie weiß:
„Die Liebe kennt weder Vollkommenheit noch die Garantie für ewige Dauer.“
Madeleine Bourdouxhe, 1906 in Belgien geboren, wurde erst vor einigen Jahren wiederentdeckt. Sie war eine Weggefährtin Simone de Beauvoirs. Bei einem nicht gerade sympathisch beschriebenen Redakteur in „Auf der Suche nach Marie“ soll es sich um Jean Paul Sartre handeln. Die Autorin starb im Alter von 90 Jahren in Brüssel, der Roman über Marie war ihr größter Erfolg.
Madeleine Bourdouxhe
Auf der Suche nach Marie
Piper-Verlag 1998
Leider nur noch antiquarisch erhältlich, das aber zahlreich!