Am 4. November wählt das amerikanische Volk den mächtigsten Mann der Welt. Der Präsident der Vereinigten Staaten … das Amt an sich ist schon eine Ikone der Populärkultur, inklusive White House, Oval Office und Air Force One. Die Wartezeit bis zur Wahl vertreiben wir Ihnen mit der Serie “All the Presidents”.
Die Hardcore-Formation Dead Kennedys verstand es von Anfang an die amerikanische Öffentlichkeit zu schockieren. Nicht nur dass der Bandname schon eine Provokation in einem Land ist, in dem die Kennedyfamilie einen Status hatte und hat, der an die Royals in England erinnert. Nein, auch ihre Plattentitel, Songs und Äußerungen waren immer von ätzend sarkastischer und provokativer Natur.
Angefangen hat alles 1978 in San Francisco mit Jello Biafra (vocals), East Bay Ray (guitar), Klaus Fluoride (bass) und Bruce „Ted“ Slesinger (drums), der 1981 durch Darren H. Peligro (drums) ersetzt wurde. Beeinflusst wurden sie künstlerisch sowohl von britischen Punkbands der 1970er, als auch von der amerikanischen Punkrockszene.
Sie machten bis 1986 Musik. Also während der Amtszeiten von Jimmy Carter und Ronald Reagan. In Kalifornien war Reagan bis 1975 Gouverneur gewesen und der Nachfolger Edmund Brown Jr., genannt Jerry Brown, war bei den Dead Kennedys auch nicht besonders beliebt. Die Band hatte somit politische Führer vor sich, an denen sie viel zu bemängeln hatten. Die erste Single „California Über Alles“ (1979) richtet sich auch prompt gegen Gouverneur Brown und seine Ambitionen auf das Präsidentenamt. Die böse Satire kam beim Establishment gar nicht gut an. Selbst die großen Plattenlabels zierten sich die kontroversen Dead Kennedys unter Vertrag zu nehmen. 1980 veröffentlichen sie ihr erstes Album „Fresh Fruit for Rotting Vegetables“ zwar noch bei IRS, aber Biafra und Konsorten gründeten bald ihren eigenen Vertrieb „Alternative Tentacles“. Hier legten sie ihr erstes Album wieder auf und alle weiteren Veröffentlichungen.
Das Album „Fresh Fruit for Rotting Vegetables“ quoll über vor sarkastischem Humor. Neben der ersten Single waren Nummern dabei wie „Forward to Death“, „I Kill Children“ und ihr größter Hit „Holiday in Combodia“. Die späteren Alben schlagen in die gleiche Kerbe: Provozierend und zynisch kritisieren die Dead Kennedys die amerikanische Gesellschaft und die Politik Reagans. Gerade bei konservativen Linken und Rechten sowie bei religiösen Gruppen machten sie sich mit Liedern wie zum Beispiel „Let’s Lynch the Landlords“, „Kill the Poor“ oder „Nazi Punks Fuck Off“ eher unbeliebt. Gleichzeitig wurde ihre Fangemeinde und ihr politisches Engagement immer größer. Biafra zum Beispiel hatte 1979 ernsthaft für das Bürgermeisteramt in San Francisco kandidiert.
Alle Mitglieder machten nach der Trennung weiter Musik. Jello Biafra unternahm außerdem diverse Lesetouren, in denen er über Zensur, Redefreiheit und zivilem Ungehorsam sprach. Er engagiert sich bis heute in der Politik. 2000 wurde er als Präsidentschaftskandidat der Green Party vorgeschlagen, allerdings machte Ralph Nader dann das Rennen.
Der Einfluss der Band ist nicht zu unterschätzen: Black Flag mit Henry Rollins, Bad Brains, Hüsker Dü, Metallica oder Body Count wurden von den Dead Kennedys inspiriert und sie waren gerade für die frühe Thrash-Metal-Szene in der Bay Area stilistisch durchaus wichtig.
CD-Tipps
Dead Kennedys:
1980: Fresh Fruit for Rotting Vegetables
1981: In God We Trust, Inc. (EP)
1982: Plastic Surgery Disasters
1985: Frankenchrist
1986: Bedtime for Democracy
1987: Give Me Convenience or Give Me Death (Compilation)