In unserer Reihe “14 Jahre ohne Kino” steht das Jahr 2000 auf dem Programm. Nach Florian Lieb (Symparanekronemoi) und Hendrik ist Thomas an der Reihe.
Für dieses Jahr habe ich eine ganz klare Top Ten – es geht los mit Platz 10: Anatomie – ein spannender Thriller, der funktioniert, mit einer beeindruckenden Franka Potente und bösen Antihippokraten – kein Imagefilm für Mediziner 🙂 Auch auf Platz 9 ein Genrefilm: Stigmata. Manchmal sind es die liebevollen Details, die es ausmachen – Patricia Arquette als agnostische Friseurin wird von Gottes Sohn besessen, die realistische Bildsprache bietet die richtige Bühne für eine 2000 Jahre alte Verschwörung – kein Imagefilm für die katholische Kirche 🙂 Alte Männer im Weltall auf Platz 8 – Space Cowboys. Zugegeben: Das letzte Drittel des Films im All hat mir nicht gefallen, Logiklöcher so groß wie Wurmlöcher. Aber davor läuft ein traumhaftes Festival mit den besten Altstars – Eastwood, Garner, Sutherland usw. in Bestform mit wunderbaren Pointen. Großer Spaß und definitiv ein Imagefilm für die Nasa 🙂
Eine Stufe weiter auf der Leiter, Platz 7: The Wonder Boys. Männer am Rande des Nervenzusammenbruchs, eine wunderbar besetzte und sehr kluge Komödie über junge und alte Schriftsteller, einen toten Hund und die Jacke von Marilyn Monroe. Intelligente Pointen mit Michael Douglas, Tobey Maguire, Frances McDormand und Robert Downey Jr.. Eine große und positive Überraschung war Pitch Black auf Platz 6. Ein geradliniger SF-Horror-Thriller, im Grunde ein B-Picture, setzt aber Maßstäbe in Spannung, effektive Dramaturgie und Darstellung eines düsteren (Anti-)Helden durch Vin Diesel. Muss in einem völlig dunklen Raum gesehen werden. Der erste lupenreine Anspruchsfilm in dieser Liste stammt von den Gebrüdern Coen: O Brother Where Art Thou auf Platz 5. Eine Armee von Filmwissenschaftlern wäre nötig, wollte man alle Anspielungen und Quellen für diesen komischen, poetischen und manchmal magischen Film finden und erklären. Aber schon allein George Clooney als Bluegrass-singender Odysseus ist Grund genug diesen Film sehen zu müssen. Hendrik hat sich eingehender mit dieser Kinoperle beschäftigt. Und gleich noch eine anspruchsvolle Komödie: High Fidelity. Auch dazu hat Hendrik schon alles gesagt, was man dazu wissen muss – auf jeden Fall die verdammt beste Leistung von John Cusack auf Platz 4.
Regisseur Steven Soderbergh gab Julia Roberts die große Bühne in diesem Film, der Komödie, Drama, Gesellschaftskritik und Thriller zusammenbringt, als i-Tüpfelchen die perfekte Filmmusik von Thomas Newman: Erin Brokovich auf Platz 3. Dann Silber für American Psycho. Eine Abrechnung mit dem Hedonismus der 1980er mit Christian Bale als psychopathischem Investmentbanker, dessen Gier sich nur noch durch Morde stillen lässt. Bale ist so furchterregend glaubwürdig, dass mir die Bilder seiner Massaker lange Zeit nicht mehr aus dem Kopf gegangen sind. Für alle, die Cosmopolis zu harmlos und Fight Club zu modern fanden. Für mich persönlich ist der Film eine düstere und treffende Metapher für so einiges, was in den westlichen Gesellschaften seit den 1980er Jahren schief läuft. Mein erster Platz schließlich spielt in einer Liga für sich – ein Sportfilm: An jedem verdammten Sonntag. Oder ist es in Wahrheit ein Shakespearedrama, das nur in einem Footballstadion spielt? Oliver Stone hat einen bösen, kritischen Film abgeliefert, in dem Al Pacino als abgehalfterter Trainer seiner Mannschaft eine Rede in der Kabine hält, die auch dem härtesten Mann im Kinosaal die Tränen in die Augen trieb. Gaaanz großes Kino. Ob es so auch in der Kabine des FSV odes des BVB zugeht, Markus?
Lobende Erwähnungen gibt es noch für: „The Beach“ – Abenteuerthriller mit Leonarda DiCaprio, „The Cell“ – Fantasythriller mit Jennifer Lopez, „Cube“ – Kanadischer SF-Horror-Thriller, „Ghost Dog – Der Weg des Samurai“ – ungewöhnlicher Thriller von Jim Jarmusch und „Gladiator“ – der “Sandalenfilm” von Ridley Scott.