Angefangen hat alles mit einem Anschlag. Denken Sie jetzt bitte nicht in die falsche Richtung, es geht nicht um Flugzeuge. Am 31.10.1517 ging es in Wittenberg durchaus friedlich zu. Nur mit Hammer und Nägeln bewaffnet, machte sich der Augustinermönch Martin Luther daran seine 95 Thesen an der Tür der Schlosskirche zu schlagen. Ziel von Luthers Protest war eine Reform der Kirche und mit ihr des Papsttums. Das als solches war noch nicht allzu neu. Viele vor ihm, angefangen mit Scholastikern wie Thomas von Aquin und Wilhelm von Ockham über Giordano Bruno bis hin zu Jan Huss hatten versucht die Kirche zu modernisieren. Keineswegs erfolglos, wenn man von einigen Rückschlägen absieht. Im Unterschied zu seinen Vorgängern bargen Luthers Thesen vor allem politischen Sprengstoff. Seine Abkehr von der dogmatischen Bibelauslegung beschleunigte politisch wie religiös die Dezentralisierung der Herrschaftsverhältnisse. Die von der Reformation geforderte religiöse Unabhängigkeit verstärkte eine politisch schon vorhandene Tendenz. Nicht mehr Rom und der Kaiser, sondern die Landesfürsten beanspruchten von nun an die Verwaltung des örtlichen Kirchenbesitzes und damit auch die weltliche Macht. Die „Ecclesia in mundo“, die Gemeinschaft aller Christen, betete von nun an unter verschiedenen Dächern zu Gott.