Mieses Karma

Prof. Pu empfiehlt: Mieses Karma von David Safier

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„Du sprichst wie ein Glückskeks!“ – mein absoluter Lieblingssatz in diesem Roman. Die Lektüre für einen vergnüglichen Leseabend nach einem anstrengenden Tag. Ein bisschen Schadenfreude darf man sich gönnen, wenn Politmoderatorin Kim Lange, erfolgreich und reichlich unsympathisch, am Ende des schönsten Tages ihrer Karriere von den Trümmern einer russischen Raumstation erschlagen wird. Hatte sie sich doch den Abschluss des Abends, an dem ihr der Deutsche Fernsehpreis verliehen wurde, schöner vorgestellt – mit Champagner und in den Armen ihres Liebhabers.

karma.jpgStattdessen findet sie sich vor Siddharta Gautama wieder, bekannter unter dem Namen Buddha  – beide, sie und er, in Gestalt einer Ameise. Sie, weil sie es geschafft hat, in ihrem Leben so viel „Mieses Karma“ als ätzende Kollegin, schlechte Ehefrau und Freundin und noch viel schlechtere Mutter anzusammeln und er, weil er den Wiedergeborenen immer in der Gestalt erscheint, in der sie ihr schlechtes Karma abarbeiten müssen.

„… warum als Ameise?“
„Weil du es nicht anders verdient hast.“
„Was soll das heißen? Etwa, dass ich ein schlechter Mensch war?“ sagte ich empört. Ich konnte es noch nie ausstehen, wenn man mich beleidigt.
Buddha schaute mich nur stumm lächelnd an.
„Diktatoren sind schlechte Menschen“, protestierte ich, „Politiker, meinetwegen auch noch Programmplaner beim Fernsehen, aber doch nicht ich!“
„Diktatoren werden auch als etwas anderes wiedergeboren“, entgegnete Buddha.
„Und als was?“
„Als Darmbakterien.“
Während ich mir ausmalte, wie Hitler und Stalin sich in Enddärmen tummelten, sah mir Buddha tief in meine drei Stirnaugen: „Aber Menschen, die zu anderen Menschen nicht gut waren, kommen als Insekten neu auf die Welt.“
„Nicht gut?“
„Nicht gut“, bestätigte Buddha.

Jetzt muss sie im Garten ihres eigenen Hauses zusehen, wie ihre Familie um sie trauert und sich zu allem Überfluss ihre beste Freundin an ihren Mann heranmacht. Vor allem aber muss sie sich bemühen, möglichst viel gutes Karma zu sammeln um all’ die schlimmen Dinge, die sie sich geleistet hat, wieder gut zu machen. Zum Glück findet sie schnell einen Ameisenfreund, der schon wesentlich länger auf der Reinkarnationsleiter unterwegs ist – Giacomo Casanova. Und so steigen die beiden gemeinsam auf und ab, sie wird Meerschweinchen, dann Kuh, macht einen Fehler und steigt wieder ab zum Regenwurm.

Mit seiner Hilfe, sie als Hundewelpe, Casanova als Katze, gelingt es ihr, die Hochzeit ihres Ehemannes mit ihrer ehemals besten Freundin zu verhindern. Dann gestattet ihr Buddha, noch einmal eine Menschenform anzunehmen um ihre Familie zurückzugewinnen. Zugegeben, am Ende erlag  David Safier seiner „Déformation professionelle“ des Drehbuchschreibers für Vorabendserien.

Der Schluss kommt recht seifig daher, trotzdem habe ich mich ununterbrochen prächtig amüsiert, vor allem über die sarkastischen Kommentare von Kim Lange, die, ganz gleich, in welcher Daseinsform sie sich gerade herumquälen muss, immer die Schlagfertigkeit der Moderatorin behält. Die guten Dialoge und die Tagebucheintragungen Casanovas ließen mich immer wieder kichern. Wie gesagt, locker-leichte Unterhaltung nach einem anstrengenden Tag, an dem man sich hoffentlich gut genug benommen hat um nicht …

David Safier
Mieses Karma
Rowohlt-Taschenbuch 24455
€ 8,95

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