… und erzählt dabei von der Schönheit der Meere und der Vielfalt des Lebens im und am Wasser.
Wie eine riesige Muschel zwirbelt sich das Ozeaneum den Kai am nördlichen Hafenbecken entlang, schmiegt sich sanft an die hohen Giebelgebäude aus Backstein. Der Bau eines der modernsten Museen der Republik hat der historischen Kulisse am Strelasund nicht geschadet. Der Kontrast zwischen alt und neu zieht die Besucher der Hansestadt an, viele kommen nach Stralsund allein wegen des Meeresmuseums, das sich rasend schnell zu einem Besuchermagneten gemausert hat.
Mit der Rolltreppe nach oben unter Wasser
Letztes Jahr gelang den Machern der im Juli 2008 eröffneten Ausstellung mit über 1,2 Millionen verkauften Eintrittskarten der Sprung auf den dritten Platz der besucherstärksten Museen in Deutschland. Im Mai dieses Jahres wurde das Ozeaneum ausgezeichnet als Europas Museum des Jahres.
Die Menschen stehen in langen Schlangen vor den Kassen. Sie alle wollen eintauchen in das große, weite Blau. Dafür allerdings müssen sie erst einmal schwindelfrei Europas längste, freitragende Rolltreppe mit einer Länge von über 30 Metern emporschweben, denn der Ritt über die Meere beginnt im obersten Stock.
Die Ausstellungsmacher starten genau hier, wo das Festland auf Deutschlands größte Insel Rügen trifft, im Stralsunder Hafenbecken. Vitrinen mit bekannten aber auch denkbar fremden und seltsamen Meeresbewohnern laden zum Staunen ein. Eingelegte Kraken, bunte Seesterne, Seespinnen und Muscheln, Fische, bunt, grau, klein und groß, die Exponate sind erstklassig und die Fülle an Informationen überwältigend.
Eine Liebeserklärung an die Vielfalt der Meere
Das Ozeaneum ist eine Liebeserklärung an die Meere der Welt und ihrer Bewohner, vornehmlich die der nördlichen Hemisphäre. Von Fauna und Flora von Ost- und Nordsee geht es zu den Lebensräumen des Nordatlantik und des Polarmeeres. Gigantische sechs Millionen Liter Wasser füllen die insgesamt 39 Aquarien in den unteren Geschossen. Das größte von ihnen verschlingt fast die Hälfte davon. 100 Tonnen Salz waren nötig, um die Becken zu füllen. Die Wassertemperatur reicht von zwölf Grad Celsius im Ostsee- bis null Grad im Polarmeerbecken. 7.000 Tiere sind durch die Acrylscheiben zu sehen, naturgemäß vor allem Fische, die als Einzelgänger oder in großen Schwärmen schillernd durch das Wasser ziehen. Im diffusen Halblicht erahnt der Besucher die Fragilität des Lebensraums unter Wasser, das mehr als 70 Prozent der Erdoberfläche bedeckt.
Auge in Auge mit den Giganten der Weltmeere
Wie bedeutsam der Erhalt dieses Lebensraumes ist, das erfährt man in der letzten Halle der Ausstellung. In seinen Ausmaßen riesig, ist der Raum in blaues Licht getaucht, an den Wänden Reflexe, die die bewegte Tiefe des Meeres suggerieren. Von der Decke schwebt die Nachbildung eines 26 Meter langen Blauwals. Daneben kämpft ein Pottwal mit einem Riesenkalmar. Ein kleinerer Schwertwal und ein Buckelwal mit Jungtier komplettieren das Bild. „1:1 Riesen der Meere“, so nennt sich dieser Ort, an dem die Besucher eintauchen können in die Gesänge und die Klicklaute, mit denen der jagende Potwal seine Beute in bis zu 3.000 Meter Tiefe aufspüren kann.
Hier kann man sich auf Liegen niederlassen und sich wie in einer Glocke am Boden des Meeres fühlen. Man kommt zur Ruhe und erkennt die Verantwortung, die jeder Einzelne trägt, um diesen verletzlichen Lebensraum zu bewahren.