The Private Lives of Pippa Lee

Prof. Pu empfiehlt: Pippa Lee von Rebecca Miller

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Pippa, Anfang 50, zieht mit ihrem wesentlich älteren Ehemann Herb in eine Seniorensiedlung. Sicher ist sie noch viel zu jung für einen Altersruhesitz, doch als treue Gattin, liebende Mutter und perfekte Gastgeberin gestattet sie sich kein großes Nachdenken darüber. Doch dann irritieren merkwürdige nächtliche Vorfälle ihre ach so ruhigen Kreise: Morgens kommt sie in eine verwüstete Küche, in der es nach einem Fressanfall aussieht.

Der Tisch war auf chaotische Weise gedeckt worden, die Teller waren ganz zufällig darauf verstreut, als wären sie von einer wütenden Hausangestellten hingeknallt worden. Auf einigen lag ein Stück Schokoladenkuchen. Andere waren leer. Pippa entdeckte einen Aufstrich in der Farbe von Erdnussbutter auf einem der Kuchenstücke. Sie roch vorsichtig daran. Es war Erdnussbutter. Doch sie erinnerte sich genau, dass sie den Tisch gestern Abend abgewischt hatte. Der Raum war tadellos sauber gewesen.

Zunächst verdächtigt sie Herb. Sie befürchtet bei ihm erste Demenz-Erscheinungen, installiert daraufhin eine Kamera in der Küche und muss zu ihrem Entsetzen feststellen, dass sie es ist, die schlafwandelt. Endgültig panisch wird sie, als sie morgens bemerkt, dass sie mit dem Auto gefahren ist und wieder mit dem Rauchen begonnen hat,  ohne sich an irgendetwas zu erinnern. Auch ein Arztbesuch bringt sie nicht weiter. Eines Nachts steht sie im Nachthemd im einzigen Laden der Siedlung, in dem der von allen als merkwürdig empfundene Nachbarssohn arbeitet. Chris bringt sie nach Hause und es beginnt eine vorsichtige und gleichzeitig schroffe Annäherung dieser beiden Außenseiter im Rentnerparadies.

Doch zuvor erzählt Rebecca Miller Pippas Lebensgeschichte in einem Rückblick, der mir vorkam, als läge Pippa auf der Analytiker-Couch und erzähle ihr Leben, um zu erkennen, weshalb es mit ihr so weit kommen konnte. Denn Pippa war in ihrem ersten Leben, ihrem Leben vor Herb Lee, alles andere als die perfekte Ehefrau. Sie war ein Freak-Mädchen in New York mit reichlich Drogenerfahrung und einer schwierigen Kindheit. Erlebte sie doch ihre Mutter nur medikamentenabhängig-überdreht, ihren Vater und ihre Brüder schweigend. Rebecca Millers Darstellung der Mutter erinnerte mich an Mary Tyrone aus O’Neills „Eines langen Tages Reise in die Nacht“.

Miller beobachtet messerscharf und bisweilen gnadenlos. Pippas Lebensgeschichte ist abgedreht und lebensnah zugleich. Am Ende steht Pippas Aufbruch in Chris‘ Lastwagen mit dem Satz:

Ich … warte nur ab, was als Nächstes geschieht.

Wir können uns nicht unser ganzes Leben lang verstellen. Irgendwann kommt das unterdrückte Ich wieder zum Vorschein und verlangt nach Raum. „Pippa Lee“ ist ein Roman, der lange nachwirkt. Rebecca Miller hat ihren Roman selbst verfilmt, mit Robin Wríght in der Hauptrolle. Demnächst im Kino – aber erst lesen!

Rebecca Miller
Pippa Lee
Fischer-Taschenbuch € 9,95
978-3-596-18065-3

http://www.pippalee.senator.de/

Leseprobe hier:
http://www.fischerverlage.de/sixcms/media.php/308/LP_978-3-10-049012-4.pdf

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