Regiomontanus: Wegbereiter eines neuen Weltbildes

Im Jahr der Astronomie nimmt sich Christopher zwölf große Astronomen vor und beginnt mit Regiomontanus. Er gehört zu den Mitbegründern der modernen Astronomie. Seine Arbeiten waren wegweisend für die Seefahrt und die Begründung des heliozentrischen Weltbildes.

Johannes Müller aus Königsberg führte ein bewegtes Leben. 1431 in der fränkischen Kleinstadt geboren, gehörte der Mathematiker, Astronom und Bibliothekar zu den Mitbegründern der modernen Astronomie. Bereits früh zeigte sich bei dem später als Regiomontanus bekannt gewordenen Gelehrten ein ausgeprägtes mathematisches Talent. Nach einem ersten Studienaufenthalt in Leipzig, wechselte Regiomontanus bereits 1450 an die Wiener Universität.

Wien und der Almagest

Älter und vor allem bekannter als Leipzig war Wien, unter anderem wegen der von Heinrich von Langenstein und Peuerbach angestellten astronomisch-mathematischen Studien. Zusammen mit Peuerbach berechnete er Planetenbewegungen, verfasste trigonometrische Tabellen und erstellte Horoskope. Ein weiteres wichtiges Arbeitsgebiet war die Überarbeitung und Kommentierung des Almagest. Ursprünglich von Claudius Ptolemäus als „Syntaxis“ verfasst und von den Arabern als „Almagest“ bezeichnet, vermittelte dieses Werk die kosmische Weltsicht der Spätantike. Demnach war die Erde der Mittelpunkt des Universums. Planeten, Sonne und Mond umkreisten sie. Wie viele andere studierte auch Regiomontanus dieses Werk und entdeckte Widersprüchlichkeiten zu den von ihm angestellten Beobachtungen und Berechnungen. Die himmlische Ordnung des Almagest warf Fragen auf.

Unter der Obhut von Kardinal Bessarion

Doch wissenschaftliche Reputation gründete sich nicht alleine auf die Bestimmung von Planetenbahnen, sondern erforderte auch die Anerkennung bei Hofe. Regiomontanus nahm diese wichtige Hürde durch die erfolgreiche Erstellung von Horoskopen. Der Blick in die Zukunft anderer, gekrönter Häupter war fester Bestandteil der astronomischen Tätigkeit und praktische Anwendung der eigenen Forschung. Bereits während seiner Wiener Zeit knüpfte Regiomontanus Kontakte mit Rom, einer der Hochburgen des aufkommenden humanistischen Denkens. Unter der Obhut von Kardinal Bessarion überquerte er die Alpen und bezog 1461 Quartier am Tiber. Bessarion besaß eine große Bibliothek mit antiken Handschriften, die es zu übersetzen und kommentieren galt. Darüber hinaus erhielt Regiomontanus die Möglichkeit, seine mathematischen und astronomischen Arbeiten fortzuführen. Besonderer Schwerpunkt blieb die Trigonometrie und die Ausarbeitung entsprechender für die astronomische Praxis wichtiger Tabellenwerke.

Am Hofe von Matthias Corvinus

Regiomontanus erfolgreiche und wegweisende Forschung sprach sich herum. Von Rom, wo für den aufgeklärten Humanismus unter Papst Paul II. schwere Zeiten anbrachen, führte ihn der Weg nach Ungarn an den Hof von Matthias Corvinus. Als Bibliothekar sollte er hier am Aufbau einer Literatursammlung mitwirken und bei der Beschaffung der Schriften sein humanistisches Wissen einbringen. Zusätzlich sollte er seine mathematischen Fähigkeiten bei der Ausarbeitung von Vermessungsmethoden und im Bau astronomischer Beobachtungsinstrumente zur Verfügung stellen. Aufbauend auf seine bisherige Forschung bemühte sich Regiomontanus nun auch verstärkt um den Bau von Messinstrumenten, die den exakten Ergebnissen seiner Berechnungen genügten. Darunter waren auch die seinerzeit durchaus beliebten Astrolabien. Geräte also, mit denen der Standort der Gestirne bestimmt werden konnte. Dabei bestätigte sich eine bereits früher gemachte Beobachtung: Die vorhandenen Sternkarten stimmten nicht.

Erste Sternwarte in Nürnberg

1471 entschloss sich Regiomontanus in Nürnberg eine der ersten Sternwarten Europas einzurichten und zusammen mit einem Gehilfen regelmäßige Beobachtungen durchzuführen. In den nächsten Monaten beobachtete er insgesamt 29 mal die Sonne, eine Mondfinsternis und bestimmte mehrfach die Orte verschiedener Planeten. Die Ergebnisse hielt er in Beobachtungsbüchern fest. Höhepunkt der Nürnberger Sternwarte war die Beobachtung eines Kometen am 20. Januar 1472. Sie veranlasste Regiomontanus zu einer genaueren Untersuchung des Phänomens. Seine Berechnungen ergaben, dass sich der Komet außerhalb der Erde befand und damit keine Erscheinung der Atmosphäre sein konnte. Er widersprach damit der aristotelischen Vorstellung und stellte ihr die Behauptung gegenüber, dass Kometen berechenbare Himmelserscheinungen sind. Parallel zu seinen astronomischen Untersuchungen berechnete und veröffentlichte Regiomontanus Kalender mit Hilfe einer eigens von ihm eingerichteten Druckerei.

Rom sehen und sterben

Der Sonnenaufgang, das Kommen und Gehen der Sterne oder die Mondphasen bestimmen seit jeher den Lauf des Jahres. Veränderungen in der Beobachtung, Ungenauigkeiten oder Korrekturen haben ihren Niederschlag in der menschlichen Zeitrechnung. Ein Umstand den im 15. Jahrhundert auch die Kirche bei der Festlegung ihrer Feiertage Rechnung tragen musste. Papst Sixtus IV. plante daher eine Kalenderreform, die den neuen astronomischen Realitäten Rechnung trug. 1475 beorderte er Regiomontanus nach Rom, seine Aufgabe: Die Ausarbeitung eines neuen dauerhaften Kalenders. Regiomontanus verliess Nürnberg in Richtung Rom, starb aber schon im darauf folgenden Jahr. Der Tod des Gelehrten am 6. Juli 1476 beendete die astronomischen Reformbemühungen von Sixtus IV. vorzeitig und verschob dessen Kalenderreform um ein Jahrhundert. Seine Tabellenwerke sowie die von ihm korrigierten und als Ephemeriden veröffentlichten Bewegungen der Planeten hingegen blieben bedeutsam und wiesen unter anderem Columbus den Weg in die Neue Welt.

Der Beitrag erschien zuerst bei suite101.

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