… was ihn für uns zum kulturellen Gedächtnis macht“ Thomas träumt sehnsüchtig (noch einmal) von einem Buch, das es nicht gibt.
Es gibt Bücher, von denen man sich wünscht, sie würden existieren. Zum Beispiel Schillers Kriminalgeschichten aus Paris und seine Piratenromane – geplant, aber nicht mehr niedergeschrieben. Oder Dietrich Schwanitz über alle Shakespeare-Stücke – das wäre was!
Schwanitz war ein sehr kluger Mann und er hatte die Gabe, schwierige Zusammenhänge klar, verständlich und charmant zu erklären. Wer eine Kostprobe braucht: Ich empfehle aus seinem Bestseller „Bildung“ das Kapitel über die Geburt der Demokratie in England.
Schwanitz war sich mit seinem Verlag einig geworden: Eine Nacherzählung, Kommentierung, Interpretation sämtlicher Shakespeare-Stücke. Aber Schwanitz verstarb viel zu früh im Dezember 2004. Nur das erste Kapitel – Hamlet – hat er fertig gestellt. Die Lektüre lässt ahnen, was wir nicht mehr lesen werden. Shakespeare, unter einem Berg wissenschaftlicher Bücher begraben, wäre mit diesem (in mehrerlei Hinsicht) großen Buch wieder sichtbarer geworden. Wir hätten viel gelernt über ihn, über seine Zeit und über uns. Denn wie Schwanitz erklärt:
„Shakespeares Dramen sind für das moderne Europa so etwas wie die griechischen Mythen für die Antike: die Erzählungen, aus denen unsere Kultur die Bilder für ihre Selbstbeschreibung gewinnt. Mit anderen Worten: unser kulturelles Gedächtnis.“
Wer sein kulturelles Gedächtnis auffrischen will, kann sich auf die Shakespeare-Wochen bei 3sat freuen: „Liebe Macht Tod“. Wir halten Sie über die Highlights auf dem Laufenden.