Was Kant, Thomas Mann, Casanova, Cyrano de Bergerac, Lagerfeld und Bud Spencer gemeinsam haben

Prof. Pu empfiehlt: Über den Umgang mit E-Mails – Der Scholz&Friends E-Mail-Knigge

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Mehr Reden, weniger E-MailsSchön gestalteten Büchern, besonders denen aus dem Hermann-Schmidt-Verlag in Mainz, kann ich einfach nicht widerstehen. Gebunden in Leinen, mit Golddruck – wie oft gibt es das schon noch in den modernen Zeiten von E-Book & Co. Erst recht nicht widerstehen konnte ich dem Thema: 10 Regeln über den ordentlichen, andere Menschen nicht nervenden, Fluten und zusätzlichen Aufwand vermeidenden, sinnvollen und vor allem sparsamen Umgang mit E-Mails. Es gibt bestimmt niemanden, der sie nicht bisweilen als Plagegeist Nr. 1 empfindet. Aus dem Vorwort:

„Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts saß der geistig arbeitende Mensch im „Kontor“, empfing bisweilen Besucher und korrespondierte. Kurz darauf klingelte zum ersten Mal ein Telefon. Fortan saß man im „Bureau“, empfing bisweilen Besucher, korrespondierte und telefonierte. Einige Zeit später fiepte das erste Fax, und der Mensch saß im „Büro“, empfing weiterhin Besucher, korrespondierte, telefonierte und bediente das Faxgerät. Nebenbei ging er selbstverständlich noch seiner Arbeit nach. Dann kam die E-Mail: Heute sitzt der geistig arbeitende Mensch im „Office“. Und neben Besuchern, Korrespondenz, Telefonaten und Fax empfängt er eine Flut von E-Mails, die allesamt aufs pünktlichste beantwortet sein wollen. Und so ganz nebenbei bleibt ihm dabei keine Zeit für die Arbeit mehr.“

Als ich das letzte Mal aus einem dreiwöchigen Urlaub zurückkam, hatte ich ca. 600 Mails – und benötigte fast zwei Stunden, um die Unwichtigen von den Wichtigen zu trennen. Übrig blieben 120. Ich gehöre nicht zu den Menschen, die ihre Bedeutung an der Anzahl ihrer Mails messen, mitnichten. Oder ihre Nichtauslastung, Langeweile, empfundene Un-Bedeutung bekämpfen, indem sie, selbstverständlich mit großem Verteilerkreis, (s. Regel Nr. 8: „Kein Verteiler des Grauens!“) jede noch so kleine Information in die Welt hinausposaunen. Oder fragen, ob ihnen jemand eine Schlafbrille für den Urlaub leihen könnte. Mir spricht der E-Mail-Knigge aus dem tiefsten Grunde meines Herzens. Meine Lieblingsregel ist Nr. 2:

Jede E-Mail braucht eine gute Betreffzeile“

Ja! Ja! Ja! Der erläuternde Text zu diesem Gebot hat bei mir einen Lachanfall ausgelöst:

„Wieso Thomas Mann seinen ‚Zauberberg’ nicht „FWD: FWD: Hallöchen“ nannte“

Noch viel schlimmer als „Re: Antwort: <kein Betreff>“ finde ich die leere Betreffzeile bei beruflichen Mails – die muss ich dann immer nachtragen, sonst ist es recht schnell aus mit Überblick bewahren. Ich muss allerdings gestehen, dass ich mir bei der Lektüre schon auch mal an die eigene Nase fassen musste … Im Grunde sollte man sich die goldenen Regeln immer wieder zu Gemüte führen – die Arbeitswelt könnte ein wenig besser werden …

Die Erläuterungen zu den grafisch sehr schön gestalteten Geboten (wie gesagt, Golddruck!) sind ausgesprochen humorvoll und noch nie habe ich in einem Anhang so witzige Kurzbiographien der erwähnten Personen gelesen.
Eine rundherum amüsante, äußerst sinnvolle und bibliophile Kostbarkeit, der ich eine Millionen-Auflage wünsche! Für mich das Buchgeschenk 2009.

Scholz&Friends: Über den Umgang mit E-Mails
Hermann-Schmidt-Verlag 2009
€ 15.-
ISBN 978-3-87439-781-0

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