Der Norden ist anders. „The last frontier“ – wie die Amerikaner Alaska nennen – hat seine Eigenarten. Nicht nur klimatisch und geographisch, vor allem auch historisch. Von Russen entdeckt, von Russen erkundet, von den USA gekauft – so die kurze Zusammenfassung der Geschichte dieses nördlichsten Bundesstaates.
Anfangs war man etwas ratlos mit dem, was man da am 9. April 1867 für 7,2 Millionen Dollar erworben hatte. Aber der Zar war klamm, die Schlappe im Krim-Krieg kostete Geld, das man nicht hatte und so verkaufte man halt ein Stück Russland. Alaska blieb von Moskau aus schwer zu erreichen und seine erlegbaren „Rohstoffe“ Otter, Bären und anderes Pelzgetier, hatte man beinahe vollständig ausgerottet.
Auch die Untertanen (Indianer und ein paar russische Pelzhändler) weckten nicht den Besitzerstolz des Zaren. Der Verlust ließ sich angesichts der prekären Haushaltslage anscheinend verschmerzen. Nun war man also Eigentümer dieses „Kühlschrankes“ geworden, wie manche spöttisch sagten. Dünn besiedelt, arktisch kalt – in Washington erregte Alaska nur wenig Fantasien. Wäre da nicht das Gold gewesen.
Der Ruf des Yukon änderte die Stimmungslage schlagartig. Alaska wurde populär und zog dank Jack London in die Weltliteratur ein. Ansonsten blieb es aber eher ruhig, Washington verwaltete das Gebiet, seine Einwohner hatten zwar einen Sitz im Senat und fühlten sich aber trotzdem ein wenig fremdbestimmt. Alaska lag nicht nur weit ab vom Schuss, es war auch ein Kuriosum in der amerikanischen Verfassungswirklichkeit. 600.000 Einwohner ohne direkte Selbstverwaltung in einem Staat dessen Gründungsidee genau dies forderte, das schrie nach Änderung. Alaskas Aufstieg in den Reigen der Bundesstaaten erfolgte am 3. Januar 1959 – 142 Jahre nach seinem Erwerb.
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