„Bride by Night“ vs. „Selbst ist die Braut“

oder: Was Sandra Bullock von Katharine Hepburn lernen könnte

„Selbst ist die Braut“ mit Sandra Bullock und Ryan Reynolds ist ein durchaus amüsanter Film, locker erzählt und souverän dem heutigen Zeitgeschmack angepasst. Der Zuschauer hat seinen Spaß, von den Nöten der knallharten und zu Anfang des Films ausgesprochen unsympathische Starlektorin Margaret Tate alias Sandra Bullock zu erfahren. Der rückt die amerikanische Einwanderungsbehörde auf den Pelz und so zwingt die Kanadierin mit Wohnsitz in New York kurzerhand ihren geknechteten Assistenten Andrew Paxton (Ryan Reynolds) zu einer Heirat, um so ihr Bleiberecht zu sichern. Man ahnt was kommt. Ein guter Stoff für eine Liebeskomödie. Und doch, und doch …

Das Original kann’s besser. Katharine Hepburn kann’s besser und Spencer Tracy sowieso. „Bride by Night“, ein RKO-Film unter der Regie von George Cukor, kam am 1. April 1939 in die Kinos – die geschliffenen Dialoge stammen übrigens von den beiden aus Deutschland geflohenen Drehbuchautoren Carl Munchhausen und Berthold Bürger. Der Film holt alles ans Licht, was der Geschlechterkampf zu bieten hat, und das zu einer Zeit, da eine Frau in Führungsposition noch wirklich eine absolute Ausnahme war. Die Handlung ähnelt der der Neuverfilmung, auch hier spielt Katharine Hepburn alias Jane Doehan eine erfolgreiche Geschäftsfrau. Und ebenso wie diese unterschätzt sie die Stärken und die Gefühle ihres Untergebenen Alan Smythee, brillant gespielt von Spencer Tracy. Beiden wird das zum Verhängnis, letztendlich natürlich zu einem glücklichen. Vorlage und Remake ähneln sich also auch im finalen Happy End. Damit hat es sich aber auch schon, was die Gemeinsamkeiten betrifft.

Sandra Bullock fehlt die Zerrissenheit und die Sturheit, die Katharine Hepburn 70 Jahre vorher durch jede Pore ausströmt, aber auch deren Verletzlichkeit. Die damals erst 32-jährige Hepburn durchlebt an der Seite Tracys ihr ganz persönliches Waterloo und eine Läuterung, die einmal lächerlich und dann wieder anrührend wirkt. Auch im Zusammenspiel zwischen Bullock und Reynolds zeigt sich die Distanz zum Original. Denn dort leisten sich Hepburn und Tracy einen verbalen Schlagabtausch, der seinesgleichen sucht – durchzogen von Ironie und voller Anspielungen, was den jeweils anderen Charakter betrifft. Die beiden Schauspieler, die später auch in der Realität eine 26-jährige heimliche Beziehung verband, lassen eine flirrende Spannung entstehen, die sich direkt auf den Zuschauer überträgt. Reynolds und Bullock versuchen hier mehr durch ihr durchaus ansprechendes Äußeres als durch den Dialog zu punkten.

„Selbst ist die Braut“ ist eine unterhaltsame Sommerkomödie, aber leider nicht mehr. Die Momente der verbalen Kriegskunst zwischen Hepburn und Tracy dagegen haben „Bride by Night“ zu einem Kino-Höhepunkt der späten 30er Jahre gemacht – fast zu schön um wahr zu sein. Es ist absolut unglaublich, dass der Film weder im Original noch in einer synchronisierten Fassung auf DVD erhältlich ist. Und im Fernsehen wird er auch nicht gezeigt. Warum eigentlich nicht?

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