PJ liest: Andreas Lebert / Stephan Lebert: „Der Ernst des Lebens und was man dagegen tun muss“
Da ist es wieder, das Heilsversprechen:
„Die, die ihr dieses Buch kauft (18.- €) und die ihr dieses Buch lest (176 Seiten), ihr werdet erfahren, wie ihr der Last des Lebens, der Düsternis der Trübsal und der Hölle der Verzweiflung entrinnen könnt.“
Ich kaufte, las und zweifelte.
Die Autoren wollen uns verraten, was man gegen Ernst des Lebens tun kann – nein: tun MUSS und geben gleich zu, dass man Heiterkeit nicht einfach erzeugen kann. Sie sei eben die Kunst, sich im Leben nicht unterkriegen zu lassen. Hinzu kommt recht bald der Ratschlag, den unscharfen Blick aufzusetzen. Also den Focus zu verschieben und auf Nebenakteure, Seitenthemen zu achten. Das helfe, das Eigentliche zu sehen. Aber erzeugt, das Heiterkeit? Die ausführliche Auflistung der besten 5 weiblichen und 5 männlichen Schauspieler (nach Meinung der Autoren) in Nebenrollen hat mir da auch wenig geholfen.
Die vielen Anekdoten und Geschichten von Menschen, die sich trotz widrigster Umstände nicht unterkriegen lassen, Beschreibungen von den kleinen, kostbaren Situationen der Heiterkeit – dies ufert aus und wirkt eher geschwätzig, bringt mich aber nicht weiter.
Schön für die Autoren, dass sie zwecks Verfertigung des Buches einige Zeit in einem Ferienhaus über dem Lago Maggiore verbringen konnten. Dort haben sie „versucht, aus dem kleinen Haus eine Trutzburg zu machen“. Mit den schier unüberschaubaren Episoden, die zum Lachen bringen (sollen), wollen sie gegen den Ernst des Lebens und seine Absicht, uns fertig zu machen, ankämpfen. Es sei „eine Schlacht um das eigene Gemüt“ – und da soll man noch möglichst heiter bleiben können?
Dankbar bin ich den beiden für die Katalogisierung der „Stinktiere“ in unserer Umgebung, die es zu meiden gilt. Das sind diejenigen, die „immer alles besser wissen“, diejenigen, „die schon alles gesehen haben, die überall schon waren“ oder Menschen, „die das Ernste immer für wertvoller halten als das Leichte“ und einige dergleichen mehr.
Diese Stinktiere sind strikt zu meiden, sonst bricht der Ernst gnadenlos über uns herein. Diese Erkenntnis und Kategorisierung stammt allerdings von Professor Hans Joachim Schellnhuber, dem renommierten Klimaforscher.
Ja, dann kommt noch die Geschichte von dem krebskranken, todgeweihten Wasserballspieler, vom dümmsten Elektriker der Republik und (eine hab’ ich noch!) von der unbeugsamen Mutter im Rollstuhl. Detailreiche Geschichten über Geschichten, man fragt sich, wann kommt da endlich die Heiterkeit? Vielleicht in dem Kapitel, in dem die Autoren fünf Situationen ernster, verfahrener Art schildern und dann das Drehbuch umschreiben, wie sie es nennen, um diesen menschlichen Tragödien Heiterkeit abzugewinnen. Da wurde meine Erwartung heftigst enttäuscht: Statt feinem Humor wurde mir platter Sarkasmus präsentiert. Klassenziel verfehlt, muß ich leider feststellen.
Das Buch hätte auch nur aus dem 7. Kapitel bestehen können, um seinen Zweck zu erreichen. Es ist überschrieben „Helden der Heiterkeit (3) Voltaire“ und besteht nur aus folgendem Zitat:
„Gott hat uns in die Welt gesetzt, damit wir uns amüsieren. Alles andere ist trivial und schändlich und erbärmlich.“
Zitat-Ende.
Andreas Lebert / Stephan Lebert
Der Ernst des Lebens und was man dagegen tun muss
17,95 Euro, 176 Seiten
978-3100425065