Für Deutschland spielt … Ulrike Meinhof
Jutta Ditfurth über Ulrike Meinhof: Dieses sehr bewegende Buch beschreibt die Suche nach einer seelenverwandten Frau, die auf radikale Abwege geraten ist, in ihrer konsequenten Haltung aber nachvollziehbar dargestellt wird. Ditfurth wertet viele bis dahin nicht beachtete Zeugnisse zumal über familiäre Verhältnisse aus (Zeitzeugen-Aussagen, Briefe etc.) und macht deutlich, daß im Zusammenhang mit der gesellschaftlichen Entwicklung des Nachkriegsdeutschland die Prominenz Meinhofs als linke Kolumnistin nicht von ungefähr kam, da sie unbequeme Wahrheiten zur Sprache brachte. Auch arbeitet Ditfurth die klaren biographischen Brüche heraus, die mit einer nicht mehr akzeptierbaren Militarisierung der politischen Haltung in Zusammenhang gebracht werden. Absolut empfehlenswert. (Auf der Trainerbank: Martina Stauffer)
Polanski wird sofort ausgewechselt, Lem betritt das Spielfeld
Der Film gehört mit den Augen gesehen. Das Buch gehört mit dem Kopf gelesen. Kurz: Das Eckige muß in das Runde. Die große Frage beim Betrachten der aktuellen polnischen Spielerlisten lautet nicht ‚Wen gibt es denn da?‘, sondern ‚Wen gibt es denn da außer Lem und Polanski?‘. Antwort: größtenteils Schweigen. Selten wurde ein so traditionsreiches europäisches Land auf internationaler Ebene über so lange Zeit hinweg von nur zwei Giganten ihres Faches repräsentiert. Beide zeichneten sich stets durch einen unverwechselbaren Stil wieder, selbst wenn sie in völlig unterschiedlichen Ligen agierten. Beide schufen ganz große Monumente der medialen Ballkunst ihrer Zeit. Beide hatten es dabei nie so mit dem Mannschaftsgeist, wie es scheint, profilierten sich eher als Einzelkämpfer, hingen zuweilen Gegner und Mitstreiter gleichermaßen ab. Und beide scheuten sich nie, auch mal völlig wider jede linienrichterliche Tendenz quere mediale Pässe zu ballern, die oft genug dann voll ins Schwarze trafen und in der Fankurve einvernehmliche Lobgesänge auslösten, die auch Jahre später noch jeder intellektuelle Schlachtenbummler sofort mitsingen kann. Einer lebt und spielt noch, der andere nicht mehr. Einen von den beiden kann ich nicht ausstehen, den anderen werde ich wohl immer verehren. (Auf der Trainerbank: Hendrik Schulthe)