Griechenland?Nicht ohne mein Taschentool!

PJ unterwegs: Da hat man sich für nicht gerade wenig Geld ein multifunktionales Taschenmesser zugelegt, aber wann und wo dieses einsetzen? In unserer normalen, baumarktgepamperten Welt beschränkt sich das Einsatzgebiet eines Swiss-Multitoolknives oder gar eines Leathermans üblicherweise auf Äpfel schälen oder – wenn’s hoch kommt – auf den Zahnstochereinsatz nach faserigen Mahlzeiten.

Nicht so in Griechenland. Hier kommt der große Schraubenzieher (Breite 0,5 cm) im Badezimmer zum Einsatz, um die mehr als lockeren Handtuchhalter wieder näher an die Wand heran zu bringen. Eine hundertprozentige Fixierung scheitert an der mürben Mörtelkonsistenz und der daraus resultierenden mangelnden Verankerungsfähigkeit der Dübel. Aber das deutlich sichere Gefühl, wenn nach dem Duschen die nasse Hand durch den Duschvorhang nach dem Badetuch angelt – das ist unbeschreiblich.

Der kleine Schraubenzieher im Messer (Breite 0,3 cm) öffnet zuverlässig die verrostete Schraube des Duschkopfs, um Kalkschichten und andere Partikel in den Wasseraustrittslöchern zu entfernen. Auch hier steigt beim Duschen Stolz im Taschentool-Besitzer auf: Diese Anschaffung hat sich gelohnt!

Eine Leselampe über dem Bett ist oft vorhanden, aber leider ebenso oft in desolatem Zustand, was die Stabilität betrifft. Hier hilft die Zange im Messer zuverlässig Schrauben diverser Größe zu fixieren und verschafft so abendliches Lesevergnügen. Für alle anderen Schraubenarten und –größen gilt: Das ist das Einsatzgebiet der Zange.

In Griechenland kann man fast 24 Stunden am Tag essen. Die Reihenfolge der servierten Gänge ist dabei nicht traditionell festgelegt. Dies erleichtert es ungemein, nach einem leckeren Fischmenü einen Salat oder einen Fleischgang oder eine leckere Moussaka oder was auch immer nachzuschieben. Ein Ouzo hilft bei schwächelndem Verdauungsapparat. Nach einigen Tagen ist deutlich zu spüren, daß diese Gerichte fast direkt auf der Hüfte landen. Hier verschafft die Ahle Erleichterung: Ein kurzer Stich, einige Drehungen und schon hat der Gürtel ein weiteres Loch, um die neu gewonnene Fülle nicht länger einzuschnüren. Man schreitet ohne Beklemmungen zur nächsten Mahlzeit.

Weniger angenehm sind kleine Seeigel im ansonsten supersauberen griechischen Meereswasser. Hat man sich nur einen oder zwei der schwarzen Stacheln eingehandelt, hilft die Pinzette zuverlässig. Sollten es dummerweise mehr sein, dürfte der Gang zum Arzt sicherer sein.

Griechenland ohne eine Fahrt mit einem Boot ist schlicht undenkbar – und wenn es nur ein Tretboot wäre. Damit auf eine kleine vorgelagerte Insel, das Boot angebunden, gesonnt, gebadet und dann wieder zurück. Wenn nur der Knoten wieder aufginge! Hier greift der weltgewandte Toolbesitzer zur seemännischen Ausführung des Swissknife und klappt das Spleiss-Tool heraus. Damit kann er jeden noch so fest sitzenden, weil nicht seemännisch gesteckten Knoten lockern und schließlich öffnen.

Aber – fragt sich der tool-erfahrene Leser – wo bleibt der Kreuzschlitzschraubenzieher und sein Einsatzgebiet? Hier kann man sich selbstverständlich die gleichen wie bei den Schlitzschraubenziehertools vorstellen. Es gibt jedoch Spezialeinsätze, von denen man nicht zu träumen wagt. Einer davon ist dieser: Wenn der Leihwagen am zweiten Tag im Reifenprofil eine Kreuzschlitzschraube stecken hat, dann läßt diese sich nur mit dem Kreuzschitztool heraus drehen, denn Zange o.ä. versagen, da die Schraube meist länger ist als gedacht und daher sehr tief im Gummi verankert sitzt.

Die Operation sollte aber in der Nähe der Zivilisation vorgenommen werden, denn falls die Schraube im Reifen wirklich so lang sein sollte wie befürchtet, dann wird der Reifen seine Luft verlieren. Übrigens hilft dann ein Anruf beim Verleiher erfahrungsgemäß wenig. Er wird lediglich darauf hinweisen, daß im Kofferraum ein Ersatzrad sei, das man nur aufzumontieren brauche. Und dazu braucht es doch etwas kräftigeres Werkzeug als einen Leatherman.

Nun zum beliebtesten Tool am Messer: Der Zahnstocher. Dieser wird leider leider in Griechenland kaum zum Einsatz kommen – hier stehen überall auf den Restauranttischen hölzerne Zahnstocher, einzeln verpackt … Aber ansonsten: Griechenland nur mit meinem Taschentool! Mich begleitete übrigens ein Victorinox Skipper (ca. 37.- €).

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