Ridley Scott feiert heute seinen 70. Geburtstag. Wäre natürlich ein schöner Anlass, sich über seine beeindruckende Filmographie zu ergehen. Über zwei der besten Science Fiction-Filme aller Zeiten: „Alien“ und „Blade Runner“ oder über „Legend“, „Black Rain“ und „Gladiator“, über „Königreich der Himmel“. Große Filme, weil Ridley Scott die Kraft der Bilder beherrscht wie ein Dompteur einen Käfig voller Löwen. Nachdem er in seiner Karriere auch einige richtig dämliche Drehbücher verfilmt hat, hat er sich zu seinem Geburtstag selbst das größte Geschenk gemacht: Scott ist mit „American Gangster“ wieder zurück im Ring. Und wie.
Mehr als zweieinhalb Stunden nimmt er sich Zeit, um die Geschichte eines Drogenbarons aus Harlem zu erzählen. Und die Geschichte eines Polizisten, der Jagd auf ihn macht. Es ist eine Geschichte von Aufstieg und Fall eines Mannes, der an Werte glaubt: an Familie, Ehre, Disziplin und an Gott. Mord ist da für ihn kein moralischer Widerspruch. Irgendwann sympathisiert der Zuschauer mit dem cleveren schwarzen Underdog Frank Lucas, der sogar die Mafia übertrumpft. Aber Bildzauberer Ridley Scott bringt uns wieder rechtzeitig herunter auf den Boden – auf den versifften Boden der Toiletten, auf denen die Junkies liegen und sich seinen Stoff in die Venen jagen.
Die Intensität der Gefühle, die Beiläufigkeit der Gewalt, der fast unhörbare aber durchdringende moralische Ton machen diesen Filmen zu einem seiner besten. Mit „American Gangster“ ist Ridley Scott wieder da, wo wir ihn haben wollten: mit gutem Geld an einem exzellenten Drehbuch, mit einem ausgezeichneten Schauspielerensemble, von den Hauptdarstellern bis hin zu den Nebenrollen. Herzlichen Glückwunsch!
Heute wollen wir aber auch an Ernst Lubitsch denken. Er ist vor 60 Jahren gestorben. Wer sich unter dem „Lubitsch touch“ nichts vorstellen kann, der sollte sich zumindest diesen Film von 1942 anschauen: „Sein oder Nichtsein“.