„Klonk!“: Terry Pratchett und die Keule

Trolle haben eine wenig subtile Art, ihrem Missfallen Ausdruck zu geben: Sie nehmen eine große Keule und schlagen zu. Wenig subtil – sozusagen mit der Holzkeulenmethode – geht auch Terry Pratchett in seinen Roman „Klonk!“ seine pädagogische Botschaft an: Auf altbewährte Art gibt es für das, was er anprangern möchte, eine Verkörperung – bei „Klonk!“ ist es die blinde Wut. Sie findet seit Jahrtausenden nützliche Idioten in den Zwergen und Trollen, die sich traditionell bekriegen und vor allem am Jahrestag der historischen Koomtal-Schlacht kaum zu beruhigen sind.

keuleDer Schauplatz der Geschichte, die Metropole Ankh-Morpork, ist allerdings längst eine Stadt mit Migrationshintergrund. Viele Zwerge und Trolle sind mittlerweile in die fortschrittliche Metropole gezogen. Und damit ist der schwelende Streit zwischen Trollen und Zwergen auch ein Problem für den Kommandanten der Stadtwache, Sam Mumm. Die Wache hat sich zu einer Polizeitruppe entwickelt, die tatsächlich für Sicherheit und Ordnung sorgt. Vorbei die Zeit, als Mumm nur mit Nobby und Fred auf Streife ging und die drei kaum etwas ausrichten konnten.

Mumm, der einst sogar den mächtigen Patrizier verhaftet hatte, genießt mittlerweile nicht nur den Ruf, völlig unbestechlich zu sein, ihm obliegt auch der Schutz des Rechtstaates. Und der ist in seiner Stadt in Gefahr, als ein Zwerg, der besonders erfolgreich gegen die Trolle aufgewiegelt hatte, ermordet wird. Aber die Zwerge akzeptieren die Befugnisse der Wache nicht, als Mumm ermitteln will. Vor allem die so genannten Tiefener, die Fundamentalisten unter den Zwergen, machen Mumm Sorgen: Ihr fanatisches Weltbild lässt Menschen und das Leben an der Oberfläche als bösen Traum erscheinen. Prä-aufklärerische Traditionalisten also – gefangen in ihrer Furcht vor der Moderne. Und der Rechtsstaat bedeutet ihnen gar nichts:

„Sie akzeptieren unsere Gesetze nicht und graben Tunnel unter der Stadt. […] Die Wache darf nichts erfahren? Es gibt keine Sperrgebiete in der Stadt“,

erklärt Mumm. Er weiß, dass das Gesetz auch UNTER der Stadt gelten muss. Für alle Rassen, für alle Geschlechter, für alle gleich. Pratchett buchstabiert hier wieder eine politisch-pädagogische Lektion durch: Eine multiethnische, multireligiöse Gesellschaft kann ohne Toleranz und ohne Gesetzestreue nicht funktionieren. Diese Botschaft bettet Pratchett in eine spannende Geschichte ein, die dem Scheibenwelt-Leser zwar Überraschungen und versteckte Subtilitäten erspart, aber wie immer mit trockenem Humor und suspense zu unterhalten weiß. Pratchett bietet immer noch den unterhaltsamsten und klügsten Gesellschaftskunde-Unterricht, der zwischen die Deckel eines Romans passt.

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