Die Serienflittchen sind zu Gast bei SchönerDenken und schauen sich “Life” an.
„Life“ ist ein Solitär inmitten der ungezählten US-Krimiserien, gewiß kein Zirkonia! Zwei solide vor sich hinfunkelnde Staffeln, ein geschlossenes Oeuvre.
Der Plot: Der Polizist Charlie Crews wurde zu lebenslänglicher Haft verurteilt für ein Verbrechen, das er nicht begangen hatte – die Ermordung seines Freundes und Geschäftspartners Tom Seybolt und dessen Frau. Nach zwölf Jahren Haft im Hochsicherheitstrakt des Gefängnisses Pelican Bay, einem der wirklich harten Knäste der USA, wird Crews nun zu Serienbeginn u.a. dank des unermüdlichen Einsatzes seiner Strafverteidigerin für unschuldig erklärt; in der Zwischenzeit aber ist längst sein Sozialgefüge zerbrochen: seine Frau ließ sich scheiden und ging eine neue Bindung ein, seine Kollegen und Freunde wandten sich ab von ihm und begegnen ihm nach der Haftentlassung mit einer Mischung aus Mißtrauen und Scham.
Selbstverständlich veränderte die Zeit im Gefängnis Crews‘ Charakter: Er erlernte spezielle Kampf- und Verteidigungstechniken (schließlich ist ein ehemaliger Cop im Knast von seinen Mitgefangenen nicht gerne gesehen) und befaßte sich nachdrücklich mit dem Zen-Buddhismus, auf den er während der einzelnen Folgen der Serie in zahllosen Gesprächen immer wieder rekurriert. Und auch die vitamin- und frischearme Gefängniskost hinterließ tiefe Spuren: Crews entwickelt eine starke Affinität zu frischem Obst, von dem er nach der Haftentlassung nicht genug bekommen kann.
Hier setzt die erste Folge ein: Wieder auf freiem Fuß, erkämpft er eine hohe finanzielle Entschädigung für die Zeit in Pelican Bay und seine Wiedereinstellung als Detective. Aufgrund des neuen Vermögens müßte Crews eigentlich nicht wieder arbeiten; ihn zieht es aber zurück in das LAPD (Los Angeles Police Department) – nur dort, so wird im Laufe der Serie klar, kann er den wirklichen Mörder seiner Freunde und dessen Hintermänner finden. So wird die Lösung seines eigenen Falles zum roten Faden, der sich durch die einzelnen Episoden zieht – diese sind hauptsächlich als klassische Polizeigeschichten angelegt; pro Folge ein Fall mit einer Lösung. Weniger konventionell sind die Rückblenden und Interviews im Stile einer Fernsehdokumentation, die jede Episode aufbrechen und dem Zuschauer verdeutlichen – es geht bei „Life“ in erster Linie um die Aufklärung von Crews‘ eigenem Fall und weniger um eine durchschnittliche Whodunnit-Polizeiserie.
Crews agiert als Cop nicht alleine: Ihm zur Seite gestellt wird der weibliche Detektive Dani Reese, die selbst eine nicht unproblematische Vorgeschichte zu bewältigen hat. Ihr Zusammenwachsen als Team bildet einen der maßgeblichen Erzählstränge der Serie. Außer Reese gibt es nur eine weitere menschliche Konstante in Crews‘ Leben nach dem Gefängnis: seinen Freund Ted Earley, ebenfalls Ex-Knacki, ein ehemaliger Anlagebetrüger und jetzt der Verwalter von Crews beträchtlicher Entschädigungssumme.
In zwei Staffeln mit zusammengerechnet 32 Folgen haben besonders diese drei Charaktere – Charlie Crews (Damian Lewis), Dani Reese (Sarah Shahi) und Ted Earley (Adam Arkin) – Gelegenheit, sich ihr Publikum zu erobern und „Life“ zu einem ungewöhnlichen und fesselnden Serienerlebnis zu machen.
In der nächsten Folge schauen sich die Serienflittchen die erste Episode “Dienstbeginn” an. Bleiben Sie also an den Empfangsgeräten und schalten Sie am nächsten Dienstag wieder ein.