Reinhold Schünzel DER HIMMEL AUF ERDEN (FILMZ 2023)

Traugott Bellmann ist ein Moralapostel: Im Parlament wettert er gegen Unzucht und Sittenlosigkeit. Seinem Schwiegervater in spe gefällt das nicht, denn der ist fröhlicher Sektfabrikant. Als Bellmann die Riesensumme von 500.000 Mark erbt, wird alles viel komplizierter, denn Bedingung für das Erbe ist, dass Bellmann sich jede Nacht um den zur Erbschaft gehörenden Nachtclub „Der Himmel auf Erden“ kümmert. Und das beginnt ausgerechnet in seiner Hochzeitsnacht. Es passiert, was passieren muss – es wird immer schwerer das Doppelleben aufrechtzuerhalten, immer häufiger kommt es zu absurden Situationen … Das alles erinnert nicht umsonst an eine Boulevardkomödie: Vorlage ist das Theaterstück „Der Doppelmensch“ von Wilhelm Jacoby und Arthur Lippschütz.

Die Aufführung in der Altmünsterkirche ist Tradition im FILMZ-Festival, wie immer live an der Orgel begleitet von Stephan Graf v. Bothmer (er erzählte nach dem Film auch noch Hintergründe zur Musikbegleitung bei Stummfilmen). DER HIMMEL AUF ERDEN ist heute nahezu vergessen, war bei seinem Erscheinen aber ein großer Erfolg. Auch beim Festivalpublikum kam der Film sehr gut an. Das liegt vor allem an Reinhold Schünzels Schauspiel, seine Darstellung des Traugott Bellmann erinnert eher an Komiker der 1990er Jahre als an Stummfilmschauspieler. Und es liegt am Dialogwitz, der sich über die Texttafeln transportiert (von denen es mehr als üblich gibt). Dazu halbnackte Tänzerinnen und ein Mann in Frauenkleidern, dem von seinem eigenen Schwiegervater nachgestellt wird 🙂 (Ausnahmsweise eine Solopodcastepisode.)


Folge 1254
Thomas mit seinem ersten Eindruck von DER HIMMEL AUF ERDEN
Länge: 05:56


Text und Podcast stehen unter der Creative Commons-Lizenz BY-NC-ND 4.0
Quelle: SchönerDenken
Musik: Johannes Klan


Der Himmel auf Erden
D 1927, 106 Min., Regie: Reinhold Schünzel


Das sagt FILMZ zum Film

Ausgerechnet der Moralapostel Traugott Bellmann (Reinhold Schünzel) erbt das verrufene Nachtlokal “Himmel auf Erden”. Eine Klausel im Testament stellt ihm außerdem noch 500.000 Mark in Aussicht, wenn er jeden Abend in seinem neuen Lokal anwesend ist. Das ist zu verlockend für den schwachen und frisch vermählten Helden: Er beginnt ein Doppelleben. Am Tage predigt er Sittenstrenge und Enthaltsamkeit – in der Nacht dagegen verwandelt sich Traugott Bellmann in einen Hohepriester des Vergnügens und des Lasters. Der Film ist eine Achterbahnfahrt absurdester Situationen und Einfälle mit einem herrlichen Showdown.