Nasses Hemd und unsichtbare Furiosa: Die FILMPODCASTTIPPS – Ausgabe August 2019

Filmpodcasttipps

Die zweite Ausgabe der Filmpodcasttipps – alle Filmpodcasttipps findet Ihr hier. Wir reden drüber  auf Twitter unter dem Hashtag #Filmpodcasttipps. Dort freuen wir uns über Euer Feedback und Eure Tipps. Enjoy!

Die erste Regel lautet: Wir reden über Filmpodcasts. Die zweite Regel lautet: Wir REDEN über FILMPODCASTS. Denn die Vielfalt der Filmpodcasts ist beeindruckend: Es gibt lange, kurze, lustige, ergreifende, kluge, laute, sanfte, knallharte, spezialisierte und universelle Podcasts. Max von der Wiederaufführung hatte sich schon einmal daran gemacht, besonders beeindruckende Podcasts und besonders gelungene Episoden zu empfehlen. Wir wollen das wieder aufgreifen und Euch aus der Fülle fantastischer Filmpodcasts herausragende Episoden Eurer geneigten Aufmerksamkeit anempfehlen. 🙂

Wir – das sind filmbegeisterte Podcasterinnen und Podcaster: Christiane von Brainflicks, Becci (auch bekannt als @Genderbeitrag), unter anderem von den Kulturpessimist*innen und den Filmlöwinnen, Daniel von Spätfilm, Alex von den Abspannguckern, Max von der Wiederaufführung und Thomas von SchönerDenken werden einmal im Monat an dieser Stelle ihre Empfehlungen raushauen.


Christiane empfiehlt

Indiefilmtalk Podcast – Episode 50: „Please make me a real boy?“ Emotionales Verlangen oder Systembefehl? Die Bewusstseinsbildung der KI in Science-Fiction-Filmen

Filmpodcasts sind mehr als zwei filmaffine Menschen, die über ihre Lieblingsfilme fachsimpeln. Eindrucksvoll beweist das der Indiefilmtalk von Regisseur und Drehbuchautor Yugen Yah sowie Theaterwissenschaftlerin und Moderatorin Susanne Braun. In etwa einstündigen Gesprächen mit diversen Gästen geht es um Themen rund um Filmproduktion, Filmwissenschaft und die deutsche Filmlandschaft. Für mich als bekennender SciFi-Fan war besonders die Episode 50 über Bewusstseinsbildung der KI in Science-Fiction-Filmen mit Medienwissenschaftler, Regisseur und Filmkritiker Christoph Dobbitsch ein echtes Highlight. Welche wunderbaren Metaphern mir trotz mehrmaligem Schauen von Ex Machina entgangen sein mögen, welche Wandlungen künstliche Intelligenzen in Filmen wie Her oder Blade Runner durchlaufen und einen Ansatz zur Ehrenrettung von Matrix 2 und 3 könnt ihr in diesem wunderbar entspannten und klugen Gespräch entdecken. (Tipp von Christiane / Brainflicks)

https://indiefilmtalk.de/episodes/ep50-please-make-me-a-real-boy-kis-in-scifi-filmen/


Christiane empfiehlt

Future Ltd.: MCU – wie hat Marvel das gemacht?

Bleiben wir noch einen Moment bei Science Fiction. Max von Malotki und Jochen Dreier haben einen wundervollen Podcast rund um dieses Film- und Literaturgenre geschaffen und besprechen in erster Linie literarische Neuerscheinungen. Ab und zu gibt’s aber auch Ausflüge auf die kleine oder große Leinwand. Passend zum Ende der dritten Phase des Marvel Cinematic Universe haben die beiden Regisseur Sebastian Ko eingeladen, um die Frage zu ergründen, was die Faszination des MCU ausmacht. Gespickt mit Anekdoten und Filmausschnitten und absolut nicht spoilerfrei sorgt diese Podcastepisode sowohl für Fans der Filmreihe als auch für Menschen (wie mich), die nie einen wirklichen Zugang dazu gefunden haben, für eine kurzweilige Zeit. (Tipp von Christiane / Brainflicks)

https://www.verdammtguterkuchen.de/fltdpod/2019/25/mcu


Becci empfiehlt

shots – Der kritische Filmpodcast: Das melancholische Mädchen

Der Filmpodcast von Detektor.fm ist immer dann besonders stark, wenn Moderator Christian Eichler nicht die immergleichen, sich wegen vermeintlich intellektueller Sprache objektiv fühlenden Filmkritik-Dudes zu Gast hat. So wie hier: Christian führt mit den Filmkritikerinnen Lara Keilbart und Sophie-Charlotte Rieger (auch bekannt als Filmlöwin) ein faszinierendes Gespräch über die vielen Feminismen, die der Film Das melancholische Mädchen anbietet. Dabei werfen die Diskutierenden einige Fragen auf, die die Regisseurin Susanne Heinrich im weiteren Verlauf der Episode in einem Interview beantwortet – und wieder andere lässt sie vollkommen auflaufen (zum Beispiel die, ob ein Film Auswege aus dem Patriarchat anbieten muss, nur weil seine Protagonistin sie sucht). Großartig. (Tipp von Becci / Genderbeitrag)

https://detektor.fm/kultur/shots-das-melancholische-maedchen


Becci empfiehlt

Plauschgewitter: Wenn der deutsche Feuilleton Imperator Furiosa nicht sehen will

Podcasterin Daniela Ishorst hat der Film Mad Max: Fury Road gut gefallen; emanzipatorisch und empowernd fand sie ihn. Aber eigentlich geht es darum in dieser Episode von Plauschgewitter nicht – sondern vielmehr um all das, was beim (deutschsprachigen) Filmfeuilleton im Argen liegt. Exemplarisch analysiert Daniela vier zufällig ausgewählte Artikel zu Fury Road und zeigt an ihnen auf, was das Feuilleton in Filmen sehen und erkennen will – und was nicht. Was klar wird: Feministische Stimmen und Stimmen von marginalisierten Gruppen sind im Filmdiskurs wichtig. Auch damit Charlize Theron und Imperator Furiosa die Würdigung erfahren, die ihnen gebührt. (Tipp von Becci / Genderbeitrag)

https://plauschgewitter.de/2019/07/11/pg003-wenn-der-deutsche-feuilleton-imperator-furiosa-nicht-sehen-will/


Becci empfiehlt

Second Unit: Manche mögen’s heiß (feat. Brainflicks)

Am Ende dieses Gesprächs von Moderator Christian Steiner mit seinen Gäst*innen Christiane Attig und Julius Herold hätte ich mich selbst ohrfeigen können: Was habe ich dem Film Manche mögen’s heiß über die Jahre Unrecht getan. Ich hielt ihn bisher vor allem für eine transfeindliche, traditionelle Genderrollen zementierende Komödie, die ihre Hauptdarstellerin Marilyn Monroe komplett verheizt. Dank der Ausführungen der drei über die Produktionsbedingungen und die Involviertheit von Monroe sehe ich ihn jetzt mit anderen Augen und kann die subversive Parodie/Kritik darin erkennen. Genau für sowas liebe ich Filmpodcasts. (Tipp von Becci / Genderbeitrag)

https://secondunit-podcast.de/second-unit-308-manche-moegens-heiss-feat-brainflicks/ 


Alex empfiehlt

The Chernobyl Podcast – 1:23:45

Chernobyl ist eine fünfteilige Drama-Miniserie über den Reaktorunfall am 26. April 1986 in Tschernobyl.  Wir erleben die ersten Momente nach dem Unfall hin zu den Wochen und Monate andauernden Aufräumarbeiten. Immer mit der Frage: “Wie konnte sowas überhaupt nur passieren?“ Chernobyl ist zweifellos eines der TV-Events des Jahres. Für alle, die mehr wissen wollen, gibt es auch einen offiziellen Podcast dazu. Im Podcast interviewt Peter Sagal den Showrunner und Autor Craig Mazin. Mazin selbst ist erfahrener Podcaster, er macht Scriptnotes zusammen mit Drehbuchautor John August,  und redet mit Respekt und sehr viel Hingabe über die historischen Hintergründe und darüber wie man so weit wie möglich versucht hat die Ereignisse so realistisch wie möglich nachzuerzählen. In Folge eins geht es unter anderem über Einführung und Abgang der Hauptfigur, die Art und Weise wie wir an den Unfall abrupt herangeführt werden und die Mentalität der Menschen die in Tschernobyl gearbeitet und in Pripyat gelebt haben. Ein spannender, teils verstörender Einblick in sowohl eines der schlimmsten von Menschenhand geschaffenen Unglücke als auch darin, wie man dieses als Serie aufbereitet hat. (Tipp von Alex / Abspanngucker)

https://podcasts.apple.com/de/podcast/the-chernobyl-podcast/id1459712981


Alex empfiehlt

Bahnhofskino BEE32: Pride and Prejudice (GB 1995)

Ich habe die BBC Produktion von Stolz und Vorurteil nie gesehen, aber Patrick und besonders Gästin Britt haben die Serie jetzt tief in meine Watchlist eingebrannt. Britt ist bestens vorbereitet und ihre Begeisterung über die Serie steckt nicht nur Patrick sondern auch die Zuhörer und Zuhörerinnen an. Im Gespräch ist die Buchvorlage, die Produktionsgeschichte und auch wie Pride and Prejudice sich von den hölzernen Verfilmungen alter Tage abhebt. Die BBC Serie wirkte dynamisch, humorvoll, modern und sogar richtig sexy (Natürlich wird Colin Firth im nassen Hemd erwähnt). Es wird darüber gesprochen wie das Buch in eine Seriendramaturgie gebettet wurde und auch wie das ZDF damals eigene Anpassungen vornahm. Mit Hingabe wird über die Charaktere und deren tolle Darsteller/innen gesprochen. Nicht nur macht die Besprechung Spaß, es ist auch wirklich schön wie sich Bahnhofskino Extended eben dann doch mal aus dem Bahnhofskino selbst heraus bewegt um über einen Gentleman im nassen Hemd zu sprechen. (Tipp von Alex / Abspanngucker)

https://www.bahnhofskino.com/2019/03/pride-prejudice-podcast.html


Daniel empfiehlt

Wollmilchcast #76 – Men in Black: International, The Dead Don’t Die & Too Old to Die Young

Jenny und Mathias streiten mitunter leidenschaftlich, ob Tessa Thompsons und Chris Hemsworths Chemie es schaffen, einen ganzen Film zu tragen. Sie fletschen die Zähne bei der Diskussion, ob überhaupt etwas und wenn ja, was Jim Jarmusch mit The Dead Don’t Die zu sagen hat. Und die beiden stehen mit forschendem Blick vor der Frage, ob Nicolas Winding Refn mit Too Old To Die Young an die Grenzen des Streamings stößt. Die Tonqualität ist absolut okay und die Diskussion spannend und manchmal sogar hitzig wie dieser Sommer. (Tipp von Daniel / Spätfilm)

https://www.the-gaffer.de/blog/2019/06/17/wollmilchcast-76-men-in-black-international/


Daniel empfiehlt

Leitmotiv 038: Über Studieren zwischen Ohio und Leipzig, Vermittlung von Sexualität in Frauen- und Mädchenzeitschriften, einen Kink für Naturkundemuseen und Lebenspläne – mit Nhi Le

In Leitmotiv geht es wie gewohnt um weit mehr als Filme oder Serien. Der Titel der Sendung sagt hier wie gewohnt alles: “Über Studieren zwischen Ohio und Leipzig, Vermittlung von Sexualität in Frauen- und Mädchenzeitschriften, einen Kink für Naturkundemuseen und Lebenspläne – mit Nhi Le”. Besonders die Gedanken über Influencer*innen, Tik Tok und das Aufwachsen von Mädchen in unserer Zeit fand ich spannend. Die Tonqualität ist allerhöchste Güteklasse. Selbst wenn auf dem Weg zur Arbeit ein Presslufthammer direkt neben dir wummert, ist jede Silbe noch klar verständlich. Doch hier geht es ja um Filmpodcasts, weswegen ich noch begründen muss, warum ich diesen Interview-Cast reingeschmuggelt habe: Am Ende stellt Caspar seinen Gästinnen immer die Frage, was sie gerade sehen. In diesem Kontext sprechen Nhi Le und der Moderator dann über das Event des Jahres: Das Finale von Game of Thrones und wie sich das Rezeptionsverhalten wandelt in Zeiten von Social Media und Streaming. (Tipp von Daniel / Spätfilm)

https://leitmotiv.cc/leitmotiv-038/


Daniel empfiehlt

Dark Factor Episode 3 – Der Sammler

In Dark Factor geht Chris den wahren Geschichten hinter Horrorfilmen auf die Spur. Da geht es mal um gruselige Clowns oder Massenmörder. Aber so etwas Absurdes wie Freddy Krüger – ein Monster, das dich in deinen Träumen jagt und tötet – hat doch sicher keine reale Basis. Oder? ODER? Hört selbst … Dark Factor ist aufwändig produziert, doch zugleich so dezent, dass Soundbett oder Einspieler nie nerven. Zum Einschlafen ist diese Folge aber wohl kaum geeignet … (Tipp von Daniel / Spätfilm)

https://darkfactor.de/2019/07/06/episode-3/


Max empfiehlt

Lichtspielplatz – Folge 34 – SHOWGIRLS und der amerikanische Traum

Zurücklehnen, ein schönes Getränk dazu und den Lichtspielplatz auf die Ohren. Aktuelle Filme sind hier eher selten, dafür widmet sich Christian Genzel mit seinem Partner Dr. Wily ausführlich und schön in die Tiefe gehend einem ausgewählten Film. Hier nun werden Paul Verhoevens Showgirls auf die Bühne geholt und akribisch durchleuchtet. Selbst als Den-Film-noch-nicht-gesehen-Haber ein informatives wie spannendes Gespräch. (@Lichtspielplatz) (Tipp von Max / Wiederaufführung)

http://www.wilsonsdachboden.com/2019/07/lichtspielplatz-podcast-showgirls-paul-verhoeven.html


Max empfiehlt

Kino on the Couch #29 – Les Garçons Sauvages

In diesem Podcast wird analysiert. Auf der Couch. Und in diesem Fall geht es um den rauschartigen The Wild Boys. Wer also mehr wissen will über pflanzlich dargestellte Geschlechtsteile und überhaupt die Darstellung von Sexualität und Geschlechtern, der möge sich entweder mit auf die Couch legen oder direkt daneben auf einem Sessel bequem machen. (@kinoonthecouch) (Tipp von Max / Wiederaufführung)

https://www.youtube.com/watch?v=sE5tjPZFCEs


Max empfiehlt

Stichwort Drehbuch – Traumfabrik

In diesem Interview-Podcast wird mit den schreibenden Menschen gesprochen. Die jüngste Ausgabe hat Arend Remmers vor dem Mikrofon, welcher Traumfabrik geschrieben hat. Für mich spannend die Wahrnehmung des deutschen Films, das Verhältnis der Filmkritik zu eben jenem und die unverstellt wirkenden Äußerungen des Schreiberlings. Eine klare Hörempfehlung. (@vdd_drehbuch) (Tipp von Max / Wiederaufführung)

https://www.drehbuchautoren.de/podcast/2019-07-09/traumfabrik


Thomas empfiehlt

Filmographil: Steven Spielberg (Episode 1 und 2)

Es ist eine so naheliegende Idee: Einfach mal alle Filme einer Regisseurin/eines Regisseurs schauen und besprechen. Die Abspanngucker haben das schon mit Brian de Palma gemacht. Aber Memo Jeftic und Till Kleinert konzentrieren sich bei Filmographil ganz auf diese Idee und siehe da: Filme zeigen ganz neue Seiten, wenn sie in das Gesamtwerk eingeordnet werden. Memo Jeftic ist schon ein erfahrener Filmpodcaster, ist bekannt von Celluleute und Kinochiwa. Sein ebenso sachkundiger Gegenspieler/Mitspieler ist der Regisseur Till Kleinert. Sie beginnen mit Steven Spielberg, dem Regisseur ihrer Kindheit und Jugend. Der Plauderton der beiden langjährigen Freunde mildert mitunter die inhaltliche Schärfe der Analyse. Das sind kluge Annäherungen, auch bis in Details hinein – immer wieder durchbrochen von Straßenumfragen zu den einzelnen Filmen und der Stimme von Memos Mutter, die … Aber das wollen wir hier nicht verraten. Ich habe auf jeden Fall sehr viel gelernt über Steven Spielberg und sehr viel Lust gerade auf weniger bekannte Filme wie Sugarland Express bekommen. Extrem hörenswert und die angenehmsten Männerpodcaststimmen jenseits von Malta. (Tipp von Thomas / SchönerDenken)

https://filmographil.podigee.io/1-spielberg_episode1