„Ich habe dich eben erst getroffen,
aber ich liebe dich jetzt schon!“
Die üblichen Verdächtigen kommen aus Pixars neuem Film „Oben“ – alle Daumen hoch:
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Pixar spielt in einer ganz eigenen Liga. Und das liegt nicht etwa an der Animationstechnik, die sie meisterhaft beherrschen. Es liegt an den Geschichten, die sie erzählen. Diesmal ist es die Geschichte von Carl Fredricksen, 78 Jahre alt, ein grantiger, schlechtgelaunter Witwer, der ein wenig an Walther Matthau erinnert.
Irgendwann hat er genug und erfüllt sich einen Traum, den wir vielleicht alle haben. Einfach loszulassen, abzuheben, alles hinter sich zu lassen, alte Versprechen einzulösen, Abenteuer zu bestehen … Aber angekommen an seinem Traumziel in Südamerika holt ihn die Wirklichkeit ein. Träume und Kindheitsidole verändern sich, wenn man ihnen zu nahe kommt. Aber Carl ist nicht zu grantig und nicht zu alt, um im Leben nicht doch noch etwas dazu zu lernen.
Die richtige Mischung und das richtige Maß machen „Oben“ zu einem der gelungensten Animationsfilme überhaupt: Slapstick und Pointen, Spannung, Kitsch, Tiefe, Trauer, Liebe, Tragik, der Sinn fürs dramaturgische Ganze und das Fingerspitzengefühl für liebevolle Details – alle Zutaten, die ein perfekter Kinoabend braucht. Daher: 10/10 Punkten.
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Daumen hoch auch bei den Fünf Filmfreunden:
„Das ganz nebenbei die Themen Alter, Trauer und Verlust auf liebenswert unschmierige Weise abgehandelt werden, ist eine weitere Stärke dieses Films, der seinen leicht melancholischen Grundton nie ganz ablegt und auch nach Slapstickeinlagen und Actionszenen, Luftkämpfen und waghalsigen Rettungsversuchen nie zu einem reinen Abenteuerfilm wird.“
Sir Donnerbold verweist zurecht auf den perfekten Filmeinstieg:
„Der erste Akt von Oben und ganz besonders sein Herzstück, eine etwa vierminütige, dialog- und geräuscheffektfreie Montage die auf Carls früheres Leben zurückblickt, gehört zum besten, was Pixar bislang ablieferte und erzählt in einfachen, aussagekräftigen Bildern eine bewegende Geschichte. Perfekt begleitet werden die Lebenseindrücke von einem herrlich simplen, zwischen einfacher Beschwingtheit und unpathetischer Traurigkeit tänzelnden Musikstück vom musikalischen Chamäleon Michael Giacchino.“
Florian lässt sich ja bekanntlich sehr schwer begeistern – hier erklärt er die Motivation des „Bösewichts“ Muntz (sieht aus wie Kirk Douglas, oder?) und Carl:
„Wie Ahab hinter seinen weißen Wal ist Muntz ohne Rücksicht auf menschliche Verluste hinter dem Vogel her, den Russell – ob seiner nervtötenden Art treffend – Kevin genannt hat. Für Carl heißt es fortan altruistisch zu handeln, anstatt nur seine eigenen Interessen zu verfolgen. Und somit auch endlich das Abenteuer zu leben, dessen er sich stets verweigert hat.“
Marcus ist dagegen begeistert:
„Ein knapp zehnminütiger Prolog, der gänzlich ohne Dialoge auskommt und Carls bisheriges Leben als eine Aneinanderreihung herzzerreißender Stummfilmepisoden zusammenfasst, zählt zweifellos zum Besten, was jemals die Pixar-Werkstatt verlassen hat.“
Und unbedingt anhören – der Podcast von Brigitte Häring über „Up“ – in Schweizerisch.