Musizieren mit schwedischen Couchtischen

gaaabeJazztageHeute bei
„gAAAbe- Accessing All Areas
auf den Jazztagen in Mainz“
:
Blue Snow.

Als ich im Programmanheft die Beschreibung „Mallet-Duo kommt mit Marimba- und Vibraphon als Hauptinstrumente“ gelesen habe, dachte ich: „Nein, das muss nicht sein“. Das mag ein ignoranter Gedanke sein, aber die Ankündigung hört sich nun einmal nicht sexy an.

Das ist in diesem Fall wirklich schade, weil die beiden Musiker Urs Wiesner (links im Bild) und Ruud Wiener an ihren „Hauptinstrumenten“ eine abgefahrene Show liefern und dabei unfassbar kreativ und humorvoll sind. So steht zum Beispiel ein kleiner Couchtisch, namens Lack, einer großen schwedischen Möbelfirma, auf einmal im Rampenlicht des Konzerts. Ruud Wiener erzählt, wie es dazu kam:

„Der Tisch stand zufälligerweise bei Urs, in seinem Proberaum. Dieser Tisch hat einen Hohlraum und dadurch eine gut Akustik. Ich habe angefangen darauf zu spielen und wir haben dann ein Mikrophon darunter geklebt.“

Die billige Bauweise der Schweden hat also auch sein Gutes. Im Interview erklärt Ruud Wiener außerdem, was alles im Vibraphon steckt, wie vielseitig es ist und woher die Ideen für ihre Musik kommen:

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Blue Snow: Urs Wiesner & Ruud Wiener (Foto: Gabriel Gil  Croino)

Blue Snow waren ein toller Auftakt in die Jazztage und sie haben Lust auf mehr gemacht. Was Wiener und Wiesner klanglich aus ihren Intrumenten herausholen, ist sehr beeindruckend: Mal klingen das Marimba- und das Vibraphon wie ein fließender Bach, mal entsteht ein dichtes Klanggewebe, auf dem einer der Musiker improvisiert, mal hören sich die Schlaginstrumente wimmernd und traurig an, mal leidenschaftlich und fiebrig, schöne Melodien wechseln sich mit komplizierten Rhythmen ab – da wird einem nicht langweilig.

Der Auftritt wurde von einer Trommeleinlage auf dem Couchtisch abgerundet und war ein echter Knaller, weil beide Künstler dabei einfach wunderbar interagieren und daraus keine Wissenschaft machen, sondern auf hohem Niveau unterhalten wollen. Insgesamt waren Blue Snow definitiv einen Besuch wert und sie haben mich mit ihren „Hauptinstrumenten“ tief beeindruckt.

Wer die beiden zusammen oder einzeln einmal live erleben möchte, dem sei die Homepage von Ruud Wiener und die Homepage von Urs Wiesner empfohlen, da findet man die aktuellen Termine.

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