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Hendriks imaginäre Anthologie,
NICER FICTIONS, Band 1,
Vierte Geschichte
Cordwainer Smith
DAS AUSGEBRANNTE GEHIRN
(The Burning of the Brain, 1963)
Ich sage euch, es ist traurig, es ist mehr als traurig, es ist furchterregend – denn es ist schrecklich, ins Auf-und-Hinaus zu fahren, zu fliegen, ohne zu fliegen, zwischen den Sternen zu flattern wie ein Schmetterling zwischen den Blättern an einem Sommerabend.
Für gewöhnlich schätze ich skurrile SF nicht besonders. So kann ich mich z.B. mit John Sladeks hochgelobten Parodien nicht und nur mit wenigen der Kurzgeschichten Philip K. Dicks anfreunden. Aber beim schmalen Werk von Cordwainer Smith mache ich gerne eine Ausnahme.
Seinem Stil ist eine merkwürdig einladende Poesie zu eigen, die vielleicht vor allem in den Ornamenten seiner Erzählungen steckt – in Namen wie Magno Taliano, Lady Ashash und Herrn Nicht-mehr-grau, in Begriffen wie Lichtstecher und Go-Kapitän. In solchen Namen und Worten steckt das Gefühl eines faszinierenden, unendlich weiten Universums, so wie sich in einem Schleier das Gefühl des dahinter Verborgenen versteckt. Und indem wir wissen, daß außer der reinen Andeutung nichts von dem Gefühlten existiert, wird unsere Fähigkeit wachgelockt, diese Leere mit unserer eigenen Phantasie auszufüllen. Wer glaubt, SF-Leser würden nur andere Welten rezipieren, aber selbst keine erschaffen, hat nichts begriffen.
Die im besten Sinne poetische Fähigkeit, mit so wenigen Requisiten ein Tor zu erschaffen, durch das wir eintreten können, vermögen nur wenige AutorInnen mit dem Erzählen wirklich atemberaubenden Garns zu verknüpfen – so wie es heute z.B. Neal Stephenson und Iain M. Banks tun. Cordwainer Smith war selbst zu seiner Zeit, zu Beginn der 60er, längst nicht so bekannt wie diese seine Erben es heute sind, aber das hat ihn nicht gestört. In einem seiner Nachworte schreibt er sogar:
Wenn Dir diese Auswahl gefallen hat, sag es nicht weiter. Die stille Zuneigung weniger Auserwählter ist mir lieber als der laute Beifall der großen Masse. Denn siehst Du, ich habe selbst meine Freude an diesen Geschichten gehabt.
Ich hoffe, Smith verzeiht mir unstill Zugeneigtem das Weitersagen.
Ich fand diese Geschichte in…: Cordwainer Smith, “Sternträumer”, Insel Verlag, Frankfurt.