Hendrik betritt die Brücke und startet den Star Trek-Countdown:
„I should have known you were only just fifteen –
You had a scowl like a Klingon beauty queen.“
(Joe Jackson, Awkward Age)
Ich hatte es Ende der 70er gar nicht gerne, wenn mein Vater vor 19.00 Uhr nach Hause kam, denn dann wurde zu Abend gegessen, und ich bekam wieder nicht mit, wie Captain Kirk seinen Körper oder Spock sein Gehirn zurückerhielt, Dr. McCoy über die Logik wetterte und Scott alle (bis auf den armen Crewman Smith natürlich) heile zurückbeamte und welche Scherzworte vor dem Aufbruch in das nächste Abenteuer am Schluss der Episode zwischen den wohl berühmtesten Pyjamaträgern der Filmgeschichte ausgetauscht wurden. Ich war ein Trekkie, schon bevor es das Wort gab und wusste es nicht einmal.
Erst als später, zu Unizeiten, meine damalige Freundin und ich vermieden, Uni-Seminare zu besuchen, die in die Sendezeit der damals ganz neuen Deep Space 9-Folgen fielen, dämmerte es mir langsam, und ich begann, auf Star Trek-Anspielungen meiner Kommilitonen zu achten („Ich beame mich mal in die Cafeteria“ – „Make it so!“). Zwar war ich nie auch nur in Versuchung, mir anklebbare Spockohren oder einen Tribble zuzulegen, habe nie eine einzige Star Trek-Fan Convention besucht und mich auch nur selten mit anderen über die Episode des Tages ausgetauscht, aber das lag schon fast unter meiner Würde: man redet ja auch nicht darüber, dass man heute wieder eine Hose anhat.
Ich akzeptierte, dass es für andere Leute andere ebenso beiläufig mitgelebte Serienuniversen gab („Hast Du mitgekriegt, was Ally gestern im Gericht wieder passiert ist?“), und nur, wer sich der unserer Generation merkwürdig selbstverständlichen Mögigkeit irgendeiner Serie völlig verschloss, fiel wirklich auf. Immerhin ist Kultur Konsens und Kommunikation – und wer nicht mitreden kann über etwas, schafft (um das mal startreksch auszudrücken) eine Mikrofraktur in seiner intrakulturellen Identitätshülle. Wie unangenehm das sein kann, weiß jeder, der in seiner Grundschulklasse mal der einzige war, der absolut keinen Papierflieger hingekriegt hat oder beim Gummitwist gescheitert ist Und die Kunst besteht natürlich darin, sich nicht von diesen Dingen abhängig zu machen und zu kompensieren, ebenso wie Picard stets wusste, an welcher Stelle seine Enterprise einen Treffer vertrug und wo nicht.
Im Selbstversuch gehörte ich dann jahrelang zu denen, die nicht einmal einen Fernseher besaßen, und das hat mich von diesem medialen Quadranten zeitweise völlig abgeschottet. Isoliert hat es mich dennoch nicht und mir so einen angenehm entspannten Zugang zur Star Trek-Mögigkeit eröffnet: ich musste nicht Star Trek mögen, um selbst gemocht zu werden, ich konnte es mögen, weil es eine unterhaltsame, spannende, witzige, phantasieanregende vielfältige Gesamtschöpfung war, in der sich meine Gedankenflüge wohlfühlten. Beruhigt konnte ich mir so nach und nach, dem Wiedergucklust-Prinzip folgend, fast sämtliche ST-Generationen auf DVD zulegen und Star Trek als das werten, was es offenbar ist, nämlich schlicht ein Teil der Medienkultur meiner Generation.
Ich weiß nicht, wie die (von mir aus gesehen) Next Generation das empfindet, aber als diejenigen, die mit Kirk Lego gespielt, mit Picard ihren Führerschein gemacht und mit Sisco studiert haben, müssen wir – ich spreche jetzt zur gesamten Besatzung und im Namen der SchönerDenken-Brückenmannschaft – gar nicht darüber spekulieren, wie das wäre, im Star Trek-Universum zu leben: wir leben ja bereits darin, können mit jeweils völlig unangetasteter Hüllenidentität, pardon –integrität, dort herumschippern und uns aktuell auf die nächste Erweiterung der dortigen Erzählepisoden freuen. Bis es am 7. Mai soweit ist, möchten wir Euch einladen, unserem unsortierten Austausch ganz persönlicher Lieblingserinnerungen beizuwohnen: Highlights, Aussetzer (ja, auch darin kann man schwelgen), Trivia, die liebsten One-Liner, die grässlichsten Kostüme …