„Up in the air“: Ein Mann mit leichtem Gepäck

Die Üblichen Verdächtigen kommen aus „Up in the air“ und sind alle begeistert. Hören Sie im Podcast, warum Thomas ihn als “ Frauenfilm für Männer“ lobt, warum ein gescheites Ende wichtiger ist als die Antwort auf die Frage nach dem Sinn des Lebens, warum die Musik sehr gut/nicht sehr gut ist und warum wir „Cloonistas“ uns keinen anderen als George in dieser Rolle vorstellen können:

[podloveaudio src=“http://schoener-denken.de/denken/audio/podcast/212_up_in_the_air.mp3″ duration=“4:47″ title=“Die Üblichen Verdächtigen kommen aus UP IN THE AIR“]

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Wie etabliert man als Regisseur seine Hauptfigur? Jason Reitman ist es ganz wunderbar gelungen: Er zeigt den Vielflieger Ryan Bingham (George Clooney), wie er effektiv und elegant die Sicherheitskontrollen absolviert, jeder Handgriff, jedes Platzieren des Gepäcks schnell und geschmeidig, das alles flott und pfiffig geschnitten. Seit der Einführung des Werbefachmanns Roger Thornhill (Cary Grant) in Hitchcocks „North by Northwest“ wurde eine Hauptfigur nicht mehr so souverän präsentiert. Ein interessantes Drehbuch mit erinnerungswürdigen Zeilen wie

„Ich bin die perfekte Frau, um die du dir keine Gedanken machen musst. Ich bin wie du, nur mit Vagina.“,

sehr starke Darsteller und viele sehenswerte Details. Ein augenzwinkernder und dabei sehr ernster Film, eine Geschichte über Beziehungen und schwerelose Lebensentwürfe, über das Leben im Kapitalismus und das Gewicht des Lebens. Ein Klassiker, der einige Oscars verdient hätte.

P.S. von Hendrik

Während der Abspann von „Up in the Air“ lief, fiel mir wieder einmal auf, wie sehr doch ein Film das Werk von zumeist doch im Grunde völlig anonym (wer liest [außer uns natürlich …] schon Abspannlisten?) im Hintergrund werkelnden Machern ist. Auch der beste Regisseur mit den besten Darstellern wäre ohne ein funktionierendes Team von Drehbuchautoren, Kameraleuten, Tonleuten, Schnittspezialisten, Beleuchtern, Bühnenbauern, Requisiteuren, Mechanikern, Elektrikern, Maskenbildnern, Organisatoren, Fahrern, Caterern, Effektspezialisten usw. usw. so völlig aufgeschmissen wie Dirigent Lorin Maazel im entscheidenden Augenblick der Mahler-Sinfonie ohne Triangelspieler.

Damit das nicht vergessen geht, möchten wir uns an dieser Stelle ausdrücklich und stellvertretend für alle ihre KollegInnen auch bei Anne Freivogel (B Second Assistant Photographer, sprich: Kameraassistenz) und Todd Wood (Grip, sprich: Bühnenbau) für ihre wertvolle Mitarbeit bei „Up in the Air“ bedanken. Übrigens kann man auch zu diesen Hintergrundhelfern in Filmdatenbanken zuweilen Aufschlussreiches finden: Anne Freivogel ist – wenn man den Angaben der IMDb folgt – erst seit 2005 dabei, hat aber bereits an über einem Dutzend Fernsehproduktionen mitgewirkt (und offenbar auch als Regisseurin und Drehbuchautorin bereits einen eigenen Kurzfilm fertiggestellt), während Todd Wood ein filmhandwerklich alter Hase zu sein scheint, der schon in den 90ern als Beleuchter für’s Fernsehen gearbeitet hat, und deswegen in 2010 als darstellender ‚Repair Man‘ auch mal kurz VOR die Kamera darf. Auch Euch: Herzlichen Dank!

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Maximilian erklärt unter dem Motto „Lost in Recession“: „So können Zuschauer drei famose Darsteller, geschliffene Dialoge und humorvolle Momente genießen, außerdem aber ein treffendes Spiegelbild vieler essentieller Aspekte unserer Zeit.“ Edda ist nicht restlos überzeugt, findet aber: „Es ist immer wieder erstaunlich zu sehen, wie eine Punktlandung in den letzten Minuten aus einem guten Film einen sehr guten machen kann, der noch eine ganze Weile nachklingt.“ Christian schließlich gibt 9 von 10 Punkten und zieht das Fazit: „Man lehnt sich am Schluss mitnichten wohlig in den Kinosessel zurück, wohl aber ist man auf hohem Niveau unterhalten worden.“ Gleiche Punktzahl auch bei Carsten und euphorisches Lob:

„Mit „Up In The Air“ legt Jason Reitman eine meisterhafte, kluge Tragikomödie vor, die vor dem Hintergrund der größten Weltwirtschaftskrise seit Dekaden eine eigene Welt erschließt und dabei einfach formidabel unterhält. Atmosphärisch dicht, leicht und beschwingt, mal zynisch, mal warmherzig und in der Spitze herzergreifend ist „Up In The Air“ der Beweis dafür, dass es auch abseits der ausgetretenen Pfade noch Neues zu entdecken gibt.“

Mehr Meinungen wie immer bei film-zeit, moviepilot und OFDB.

Dieser Beitrag erschien zuerst am 22. Februar 2010.
Quelle Thomas Laufersweiler/SchönerDenken

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