Kürzlich durfte ich mal wieder eine kleine Lesezeitreise antreten, und zwar diesmal in das Jahr 2066 und nach Norddeutschland. Das sind Handlungsort und –zeit des Science Fiction-Thrillers „Sektion 3: Hanseapolis“, dessen erste beide Episoden kürzlich unter dem Titel „Schlangenfutter“ als Taschenbuch beim Acabus Verlag erschienen. An dieser Stelle wurde vor Monaten die Sprechbudenumsetzung der ersten Episode bereits kommentiert, da bietet es sich an, auch einen Blick auf das nun erschienene Buch zu werfen. Und so nutze ich gerne die Gelegenheit, für SchönerDenken via E-Mail ein wenig mit der Autorin und Erfinderin dieser Zukunft zu plauschen: Guten Tag, Miriam Pharo.
Nimm Platz, ich erhebe einen frischen Kaffee in Deine ungefähre Richtung und reiche Dir einen virtuellen Keks dazu … wollen wir anfangen? Schön:
1. Erzähl doch mal: wie sieht die Alltagsgegenwart einer Menschin aus, in deren Kopf eine zukünftige Riesenmetropole stattfindet?
Auch, wenn ich das tue, was die meisten Menschen in Deutschland tun, nämlich morgens aufstehen, Kaffee trinken, Zeitung lesen und ihr Leben finden, befinde ich mich die meiste Zeit im Analysemodus. Jede noch so unbedeutende Handlung wie einfach nur aus dem Fenster zu schauen, kann Fragen nach sich ziehen: „Stehen in 60 Jahren hier noch Bäume?“ oder „Werden die Menschen der Zukunft überhaupt noch auf die Straße gehen, oder bleiben sie in ihrer Cyberwelt verhaftet?“ Das betrifft sowohl alltägliche Dinge wie „Woraus wird Kaffee im Jahr 2066 bestehen?“ wie auch gesellschaftlich relevante Fragen im Stile von „Wie wird sich das Verbrechen entwickeln? Wird die menschliche Natur noch mehr verrohen, oder werden wir eines Tages die Gefühlsnotbremse ziehen, wie in ‚Equilibrium‘?“ Und natürlich kreisen meine Gedanken immer wieder um den Verlauf meiner Geschichten.
2. Welche Verbindung hast Du eigentlich zu Hamburg, wo Du doch in der Nähe von München lebst?
Ich habe einige Jahre in Hamburg gelebt und liebe es über alles. Es war Liebe auf den zweiten Blick, dafür aber richtig. Mein Roman ist eine Hommage an diese großartige Stadt, deren Schönheit oft verkannt wird, vor allem international. Umso mehr habe ich mich übrigens gefreut, dass Hamburg 2011 Grüne Hauptstadt Europas wird. Das Flair, die Menschen, das Zusammenspiel von Alster und Elbe … das alles stellt für mich eine wunderbare Kulisse dar.
3. Neben der Kriminalhandlung des Romans gelingt es Dir, auch vom Alltagsleben in einer zukünftigen deutschen Riesenmetropole zu erzählen. Wie hast Du Deine Stadt der Zukunft für Dich lebendig werden lassen? Hast Du dafür recherchiert? Und gibt es einen Stadtplan von Hanseapolis an Deiner Wand?
Noch hängt kein Stadtplan von Hanseapolis an meiner Wand, nein. Allerdings liegt ein Stadtplan von Hamburg in meinem Büro, darauf wiederum Zeichenpapier, auf dem ich sukzessive meine Stadt der Zukunft skizziere. Diese weist zurzeit auch noch viele weiße Flecken auf: meine persönliche Terra Incognita. Von Natur aus bin ich eigentlich strukturiert, nicht aber beim Schreiben. Hier erschließt sich mir alles nach und nach. Natürlich habe ich eine grobe Vorstellung, die Details aber ergeben sich beim Schreiben. Das gilt auch für Plot und Figuren. Ich gehöre nicht zu den Autoren, die von vorne herein alles festlegen. Ich lasse mich lieber überraschen.
Was die Recherche betrifft, meide ich Websites und Fachzeitschriften zum Thema Zukunftsforschung wie die Pest, um meiner Fantasie freien Lauf lassen zu können. Ich möchte nichts kopieren, was schon x-mal diskutiert wurde. Ich bin ohnehin von dem beeinflusst, was ich bereits an Science Fiction gelesen oder gesehen habe – ob ich will oder nicht. Bei technischen Themen komme ich allerdings um die Recherche nicht herum. Ich habe keine entsprechende Ausbildung und will schließlich keinen totalen Stuss schreiben!
4. In Deinem Buch sind, was ich sehr reizvoll finde, an passender Stelle immer wieder mal Infoausschnitte aus dem YIN, dem „Yahoogle Investigation Network“ eingebaut, was nicht nur an der jeweils passenden Stelle die vom Leser gebrauchten Erklärinfos liefert, sondern zu der Vorstellung des Lesenden von Hanseapolis auch immer ein Mosaiksteinchen hinzufügt. Ist das eine Hommage z.B. an John Brunners Klassiker „The Sheep Look Up“ oder andere Genrevorbilder, die mit solchen ‚Alltagstextzitaten‘ arbeiten?
John wer? (lacht) Kleiner Scherz. Was die Infobreaks betrifft, habe ich keine direkten Vorbilder. Zum einen fand ich die Idee charmant, Kurzinfos in dieser Form einzubinden, zumal sie im Präsens geschrieben sind und damit lebendiger wirken. So bleibt der Leser in der Welt von 2066 beheimatet. Zum anderen hat diese Idee sehr praktische Gründe. Es gibt viel, was in Hanseapolis erklärungsbedürftig ist, egal ob Wasserersatz oder Kommunikationssystem. Fußnoten kommen auf keinen Fall in Frage, es handelt sich schließlich nicht um eine wissenschaftliche Abhandlung, und integrierte Erläuterungen können den Erzählfluss massiv behindern.
5. Du nennst in Deiner Selbstvorstellung die Kriminalautorinnen Elizabeth George und Minette Walters sowie die SF-Autoren Timothy Zahn und Robert Anson Heinlein als Lieblinge. Was ist für Dich das Besondere an den Werken dieser AutorInnen?
In den Werken von Elizabeth George und Minette Walters bewundere ich die psychologische Tiefe der Figuren. Schwarz-Weiß-Betrachtungen gibt es in deren Geschichten nicht. Die Figuren interpretieren die Welt auf ihre Weise und handeln gemäß ihrer Natur, was zu Katastrophen führt. Bewundernswert, wie meisterhaft beide Autorinnen um Klischees herumsteuern. Robert Heinlein und Timothy Zahn mag ich deshalb, weil sie wunderbare Geschichtenerzähler sind. Sie sind actionreich und spannend, ohne den Leser mit übermäßigen technischen Diskursen zu langweilen. Das schätze ich sehr an Science-Fiction-Autoren. Wenn ich Timothy Zahn sage, meine ich übrigens Werke wie „Totmannschaltung“ und nicht unbedingt die Star Wars Romane, obwohl sie natürlich gut geschrieben sind.
6. Du schreibst, in einem SF-Roman sei eine gute Story wichtiger als jede noch so ausgefeilte futuristische Technik, und ich gebe Dir 120%ig recht. Kannst Du mir ein Beispiel nennen für eine Story (gleich welchen Alters oder Genres), die Dich so richtig mitgerissen hat?
Das ist eine sehr schwierige Frage. Mir fallen spontan einige Stories ein, die mich so richtig gepackt haben. Angefangen mit Flauberts „Le coeur simple“, das durch seine einfache, aber sublime Sprache zu Tränen rührt, bis hin zu Hohlbeins „Der Thron der Libelle“, der Science-Fiction und Fantasy so wundervoll vereint. Ein Thriller, der mich im wörtlichen Sinne mitgerissen hat, ist „Im Abgrund“ von Jeff Long – einfach deshalb, weil ich mich davor und auch danach nie mehr so gegruselt habe. Knapp dahinter kommt dann „Tokio“ von Mo Hayder.
7. … und schon wieder ist meine Vormerkliste gewachsen, aber ich bin ja selbst schuld, dass ich frage, nicht wahr? Nun wieder zu Deinem eigenen Buch: Vordergründig geht es in Deinem Roman um die Arbeit eines ungleichen Ermittlerpärchens in einer ziemlich üblen Mordsache, und das eben in einer norddeutschen Megacity des Jahres 2066. Was ist für Dich die Geschichte hinter der Geschichte?
Zum einen will ich eine spannende Story erzählen – mit all den Vor- und Nachteilen einer technisierten Gesellschaft. Auch wenn die Folgen des Klimawandels eine wichtige Rolle spielen, ist mein Roman kein Ökothriller. Diesen Anspruch habe ich nicht. Ich klage nicht an, vielmehr soll die Welt, die ich mit Worten geschaffen habe, zum Nachdenken anregen. Wollen wir uns und unseren Nachfahren wirklich diese Art von Existenz zumuten? Das muss jeder für sich entscheiden. Zum anderen ist „Sektion 3: Hanseapolis“ meine ganz persönliche Art, die Schattenseiten unseres Lebens zu verarbeiten wie Elend oder Ungerechtigkeit. In meinem Roman sorge ich dafür, dass kein Handeln ohne Konsequenzen bleibt.
8. Du warst, glaube ich, nur zurückhaltend begeistert, als ich schrieb, Deine beiden Hauptfiguren erinnerten ein wenig an Jennifer Lopez und Clint Eastwood in den Kulissen von Blade Runner – was natürlich keineswegs wie ein Plagiatsvorwurf klingen sollte! Wie hast Du denn Deine Hauptfiguren kreiert bzw. kennen gelernt?
Jennifer Lopez und Clint Eastwood hatte ich wirklich nicht im Kopf, als ich Elias Kosloff und Louann Marino Leben einverleibte. Ich hatte überhaupt niemanden im Sinn, wenn ich ehrlich bin. Mir gefällt Deine Formulierung „… bzw. kennen gelernt“. So war es wirklich: Ich habe meine Figuren nicht kreiert, sondern kennen gelernt. Sie haben sich mir nach und nach erschlossen. Ihre Persönlichkeiten setzten sich nur langsam zusammen, wie im realen Leben. Es gibt Autoren, die Psychogramme ihrer Figuren erstellen, inklusive einer ausführlichen Biographie, um sie dann entsprechend handeln zu lassen. Ich stelle mir das sehr schwierig vor, schließlich kann ich im normalen Leben auch nicht immer vorhersagen, wie Menschen reagieren werden, sogar wenn sie mir vertraut sind. Oder aber man nimmt sich als Autor reale Personen zum Vorbild und erzählt deren Geschichte. Ich weiß nur, dass meine Figuren von Urbedürfnissen wie Angst, Liebe, Gier oder Ehrgeiz geleitet werden. Alles andere ergibt sich aus der Situation.
9. Was sagt Dir Dein anfangs erwähnter ‚morgendlicher Analysemodus‘: Wird es im Vergleich zur Gegenwart leichter sein, in einer Stadt der Zukunft mit all ihren kaum vorstellbaren Möglichkeiten das eigene Leben zu finden, oder sind wir womöglich schon jetzt dabei, uns in all den Medienwelten, Second Lives und Technologien zu verlieren? Und ist – wie Du ja bereits andeutetest – emotionale Verrohung zwangsläufig ein Teil unserer Entwicklung?
Leichter wird nichts, meines Erachtens. Jede Generation hat ihr eigenes Kreuz zu tragen. Der Mensch wird sich auch in einer hochtechnisierten Welt zurecht finden und gemäß seiner Natur handeln, so wie er es seit Tausenden von Jahren tut. Allerdings sehe ich weniger eine Gefahr der Verrohung – wenn man es genau nimmt, war ein Menschenleben noch nie so viel wert wie in unserer heutigen westlichen Zivilisation. Vielmehr sehe ich eine Gefahr der Desozialisierung. Es ist in der Tat alarmierend, wie sich immer mehr Menschen in virtuellen Welten verlieren. Letztlich aber sehnt sich irgendwie jeder nach Berührung und Nähe. Vielleicht wird das unsere Rettung sein. Sorgen macht mir hingegen unser Umgang mit der Natur. Mit den Folgen wird sich der Mensch irgendwie arrangieren, aber zu welchem Preis?
10. Ich persönlich bin ja angesichts der Vorstellung vermutlich satellitengestützter, in die Brille, ach sorry, ins Visifon integrierter virtueller Einkaufsberater, die einen beim Betreten eines Ladens schon mit Namen begrüßen und in Mikrosekunden den wahrscheinlichsten Kaufwunsch aus den Kontobewegungen der letzten drei Jahre ableiten, eher beunruhigt. Andere mag es begeistern. Was wird Deiner Einschätzung nach die für das Alltagsleben wichtigste technische Erfindung der nächsten 57 Jahre sein?
Auf die Gefahr hin, dass das jetzt sehr trivial klingt: Ich glaube, in der Zukunft werden wir uns fliegend durch die Stadt bewegen, um dann wegen Geschwindigkeitsüberschreitung von holografischen Ordnungshütern verwarnt zu werden.
11. … und irgendwann fällt uns dann – mächtiges badabumm – ein Taxi auf den Kopf, wie schön. Stimmen könnte das natürlich trotzdem…
Ganz anderes Thema: Soweit ich bislang andere Reaktionen auf Dein Buch gesehen habe, wird der Roman sowohl als spannender Krimi als auch als deutscher SF-Roman sehr gelobt. Trotzdem (und ich hoffe, das klingt jetzt nicht ketzerisch): muss man sich nicht angesichts der Übermacht des Angloamerikanischen in diesem Genre als deutschsprachige SF-Autorin zuweilen entmutigend provinziell vorkommen? Ich meine jetzt weniger, dass für jemanden aus München der Weg zum Hollywood-Drehbuch sicherlich weiter ist als für jemanden aus New York, sondern eher, ob Du Dich im eigenen Lande nicht manchmal ein wenig von der Vielzahl der Lizenzeinkäufe erdrückt fühlst?
Eigentlich nicht. Werke aus dem angloamerikanischen Raum, ganz gleich ob literarisch oder filmisch, sind meist Garanten für gut gemachte Unterhaltung. Da hilft kein Drumherumreden. Du brauchst Dir doch nur die Autoren anzuschauen, die ich vorhin genannt habe. Bis auf Flaubert und Hohlbein sind es ausnahmslos englische oder amerikanische Autoren. Solange die Sachen gut sind, fühle ich mich nicht erdrückt. Schwierig wird es, wenn wir versuchen, diese Sachen zu kopieren. Neun von zehn Malen geht das in die Hose. Authentizität kommt beim Leser zu Recht besser an. Skandinavien-Krimis oder so genannte Regionalkrimis sind deshalb auch so erfolgreich. Aus dem Grund findet mein Roman seinen Ursprung in Deutschland, und ich nenne meinen männlichen Helden auch nicht Mike Ryan oder Jack O’Brian, sondern Elias Kosloff. Natürlich klingen bei mir die Namen nicht alle urdeutsch, das ist der Lauf der Zeit. Heute schon heißen die Kinder Louis, Jason und Kevin.
12. Auf Deiner Homepage betonst Du, dass Du SF schreiben möchtest, die von Frauen und Männern gleichermaßen gerne gelesen wird. Nimmst Du denn bzgl. der SF-Leserschaft der Gegenwart ein Ungleichgewicht wahr? Wie unterscheiden sich denn die Lesevorlieben – und wie gelingt dann der Brückenschlag zwischen beiden? Einfach zu sagen ‚Dann nehme ich eben einen männlichen und einen weiblichen Protagonisten‘ genügt da ja sicherlich nicht …
Science Fiction-Leser sind größtenteils männlich. In diversen Leseforen habe ich mal nachgefragt, wo die weibliche Abneigung gegen Science Fiction herrührt. Es kristallisierte sich heraus, dass neben dem Technik-Aspekt vor allem die zumeist düstere Atmosphäre abschreckt. Frauen sind gefühlsbetont. Zwischenmenschliches, psychologische Tiefe und große Emotionen findet man im SF-Genre selten. Leider. Vielmehr wird es von einer harten, gewalttätigen Realität beherrscht. Märchenhaftes hat da keinen Platz, im Gegensatz zu historischen Romanen oder Fantasy. Beim Schreiben versuche ich deshalb, nicht eindimensional zu sein, sondern Situationen sprachlich angemessen zu würdigen. Wenn eine bis zu den Zähnen bewaffnete Spezialeinheit zur Tat schreitet, geht es natürlich hart zur Sache. Wenn sich Elias in seine Welt zurückzieht, wird es fast philosophisch, und wenn Louann dem blutigen Alltag entrinnen will, steckt sie ihre Nase … na, wohin? Genau: in einen historischen Roman. Das ist das Leben.
… na, ein wenig wundert mich ja Deine Antwort zur Geschlechtlichkeit der SF-Leser jetzt schon, und auch zur Seltenheit psychologischer Tiefe in der SF möchte mir doch eine glücklich wachsende Anzahl sehr gelungener Gegenbeispiele einfallen. Aber zur überwiegend männlichen SF-Leserschaft: Ist das wirklich immer noch so? Vielleicht habe ich mich ja selbst zu sehr mit der untechnischeren softcore sf beschäftigt (wo nicht nur im Autoren-, auch im Leserbereich das Weibliche längst mindestens 50% an Anteil gewonnen hat), um da einen repräsentativen Blick zu haben. Ich nehme an, Du meinst jetzt vor allem die klassische hardcore sf [Anm.d.Red.: hardcore ist natürlich englisch und heisst haudrauf] der u.U. trivialeren Sorte? Da ist vermutlich immer noch in der Tat der Großteil der Leserschaft männlich, und die Faustregel ‚Je mehr technobabble, desto eher nur was für männliche Leser‘ mag da wirklich gelten. Ich entsinne mich da zumindest aus meinen Buchhändlertagen an durchweg in jungmännliche Hände abgegebene „Battletech“-Romane und ähnliche literarische Greuel…
Mit dieser SF – und in der Tat meine ich jetzt nicht gerade so etwas wie Schätzings „Der Schwarm“ – ist das meiner Beobachtung nach wirklich so. 90% auch meiner Leserschaft ist ganz klar männlich. Deshalb versuche ich ja, Leserinnen zu ‚bekehren‘, weil ich davon überzeugt bin, dass SF auch Frauen gefallen kann. Das sagt mir das Leserfeedback, außerdem bin ich ja selbst eine Frau und schreibe entsprechend auch vieles aus weiblicher Sicht. Frauen machen den größeren Teil der Lesenden aus, und für diese ist die SF eine literarische Randerscheinung. Außerdem ist das Frauenbild im SF-Genre oftmals sehr eindimensional. Entweder sind es die Super-Power-Frauen im Stil von ‚Charity‘ von Hohlbein oder die vollbusigen Begleiterscheinungen testosterongeladener Helden. So etwas mag frau nur begrenzt. Ich möchte dazu beitragen, beides zu ändern. Ich habe ganz schön hochgesteckte Ziele, was?
Das schönste Kompliment für mich ist, wenn eine Leserin schreibt: „Eigentlich lese ich keine SF, aber ich fand das Buch ganz toll!“
13. Der vorliegende Band mit den Episoden „Das rote Pendel“ und „Das Attentat“ endet ja (ohne jetzt Details zu verraten) mit einer durchaus überraschenden und, wie ich finde, auch sehr mutigen Wendung. War das eine Schreibtat im Affekt oder ein von langer Hand geplanter Coup? Und wann kriegen wir die Fortsetzung in die Finger? Die Homepage des Acabus-Verlages verrät ja leider nichts Genaues.
Die Idee kam mir beim Schreiben, geplant war hier nichts. Die Fortsetzung kommt voraussichtlich im Mai 2010. Und auch da wird das Ende garantiert nicht von langer Hand geplant sein! (lacht)
14. Ist eine Hörbudenumsetzung auch der weiteren Episoden des Romans geplant, oder war Teil Eins eher ein Teaser zum Selberweiterlesen?
Nein, bisher ist nichts geplant. Es war als Teaser gedacht. Und was für einer! Das Schauspieler-Team um Peter Kempkes hat tolle Arbeit geleistet!
15. Kannst Du mir zum Abschluss noch den allerschlechtesten Grund nennen, „Sektion 3: Hanseapolis“ nicht zu lesen?
‚Ich mag keine Science Fiction‘.
… oder womöglich sogar ‚Ich bin eine Frau und mag daher keine Science Fiction‘? Nun, dann kann ich Dir und Deinem Roman nur wünschen, dass Ihr dieses Argument jetzt auf der Frankfurter Buchmesse möglichst selten zu hören bekommt.
Abschließend bedanke ich mich herzlich für das Interview und wünsche Dir für die Messe und Deinen Urlaub gutes Gelingen. Und natürlich auch für Deine Arbeit an den nächsten Episoden, damit wir nicht so lange mit dem Weiterschmökern warten müssen. Wenn es dann soweit ist, können wir uns ja gerne weiter unterhalten. Irgendwie mag ich ja doch nochmal auf den Punkt mit den nicht sf-lesenden Frauen und die seltenen Emotionen in der SF zurückkommen. So ganz einverstanden bin ich damit ja irgendwie nicht… (tippt’s und linst rüber zu seinem Le Guin-Würdigungsregal)
… was mich aber nicht davon abhält, nochmals ganzherzig Dein Buch all denen zu empfehlen, die Lust haben auf eine temporeiche, zur Abwechslung mal in innerdeutschen Zukunftsgefilden angesiedelte Kombination aus Krimi und Science Fiction.
Miriam Pharo: „Schlangenfutter“. Teil Eins des Zweiteilers um das Ermittlerteam der Sektion 3 in der Zukunftsstadt Hanseapolis. Das Buch erschien kürzlich als Paperback im Acabus-Verlag, Hamburg, kostet 16,90 €, hat 246 Seiten und die ISBN 978-3-941404-00-7.
Das Interview tippte und mailte Hendrik Schulthe für schoener-denken.
Ach ja, den Teaser der Sprechbude gibt es hier. Und das ist Miriams Website.