Und wieder mal viel Bumm Peng, zumindest in der zweiten Hälfte des 143-Minuten langen Superheldenfilms. Die Üblichen Verdächtigen kommen gut gelaunt aus dem Kino, auch wenn Peter zurecht sagt: Geschichte null, Dialoge null. Es waren dann doch (nur) die Schauwerte, die überzeugen konnten:
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Immerhin gab es wirklich eine gute Textzeile aus dem Mund der Journalistin Lois Lane:
„Wenn ich keine schußsichere Weste trage, kriege ich eine Schreibblockade.“
Hat sich am nächsten Tag der Staub der unglaublichen Zerstörung gelegt, hält der Film keinem genaueren Nachdenken stand. Der Film hat vor allem ein konzeptionelles Problem – in dem Sinne, dass das „Konzept Superman“, nämlich Menschen zu retten, nicht im Mittelpunkt steht, fast gar nicht auftaucht. Das erklärt Ben Kuchera (The Penny Arcade Report) sehr gut: „The Man of Steel turns Superman into an unthinking, self-absorbed monster“. Einen wunden Punkt dieses überdimensionalen Remmidemmis trifft Alex Gajic: „Aber hinter allem muss etwas stehen, zu dem man als Zuschauer einen Bezug aufbauen kann. Sonst bleibt selbst der perfekte Sturm in seinem Wasserglas gefangen.“ Und das bekommt der Film nicht hin: Wenn sich Superman und Zod prügeln, dann ist das kurzweilig – aber emotional bedeutungslos.
Hatte ich letztens per Twitter noch behauptet, nie einer Meinung zu sein mit Florian Lieb, muss ich das revidieren, denn in unserer harschen Kritik über den neuen Superman-Film passt kein Blatt Papier zwischen uns: „Den Vogel schießt allerdings die christliche Metaphorik ab. So wandert Clark 33 Jahre lang über die Erde und verbringt hier und da seine Wunder – er interveniert zum Beispiel bei einem Bohrinselbrand -, ehe er sich als nicht von dieser Welt zu erkennen gibt, um sich nach einem Zwiegespräch mit einem Priester in dessen Kirche dazu zu entschließen, sich für die Menschheit als Martyrer zu opfern, als Zod danach verlangt.“ Ein außerirdischer Christus, statt ein Clark Kent, der sich in der Telefonzelle den Anzug runterreisst, um Menschen zu retten …
Eine Chance, etwas Überdurchschnittliches zu schaffen, ist verpasst, findet Jan Witte: „Wenn man etwas Neues schaffen will, welches das kollektive Bewusstsein des Publikums nie wieder verlässt, muss man mutig sein. Wenn man diesen Mut nicht aufbringt, dann kommt eben nur ein weiterer Superhelden-Film dabei heraus, den man genießt, so lange es dauert, und dann vergisst man ihn eben wieder.“ Also wieder nur ein Hochglanzprodukt der Langeweilevernichtungsindustrie. Nolan und Snyder erhaschen mit „Man of Steel“ kein Zipfelchen vom Mantel richtiger Filmkunst – wie es den Machern anderer Mainstreamfilme gelungen ist („Inception“, „Oceans Eleven“, „Casino Royale“ etc.).
Text und Podcast stehen unter einer Creative Commons-Lizenz.
Quelle: SchönerDenken
Man of Steel
USA 2013, 143 Min., Regie Zack Snyder
Und hier das Beste am Film – der Terrence-Malick-artige Trailer: