Gerade gesehen: Thomas über das „Bourne Ultimatum“
Da habe ich mich lange drauf gefreut. Den hätte ich gerne gesehen. Dass wir uns nicht falsch verstehen … ich war schon im Kino und der Film lief auch. Aber gesehen habe ich von dem Film fast nichts, denn der Film ist krank: er leidet an Schüttellähmung. Der Kameramann verwackelt ohne Ausnahme mit seiner Schulterkamera den ganzen Film – selbst ruhige Dialoge in Cafés (und so was macht mich rasend). Oder ist es gar nicht der Kameramann? So genau wie die Schauspieler beim Wackeln im Bild bleiben, könnte das auch eine Software sein, die in der Nachbearbeitung zum Einsatz kam. Mir auf jeden Fall wurde im Kino schlecht davon. Und es lenkt unglaublich von der Handlung, von den Dialogen, von den Schauplätzen und den Schauspielern ab.
Der Film selbst? An folgendes kann ich mich verschwommen (na ja, eher verwackelt) erinnern. Jason Bourne wird langsam klar, dass er gar nicht Jason Bourne ist – zumindest nicht immer war. Und jetzt will er wissen, wie er Bourne werden konnte. Also geht er auf die Jagd nach den Hintermännern im Geheimdienst und die eröffnen wieder die Jagd auf ihn. Beide Seiten verlieren dabei die Kontrolle, hetzen durch Europa, Nordafrika und landen schließlich in den Vereinigten Staaten – in den geheimen Büros, in denen alles begann. Was diesem dritten Film fehlt (wie auch schon dem zweiten Film), ist eine Figur außerhalb der Verschwörung, die sozusagen unsere Fragen stellen könnte und unsere Antworten erhalten würde. Das macht im ersten Teil Franka Potente außergewöhnlich gut – hier im dritten Teil hätte der Reporter die Rolle übernehmen können, aber die Drehbuchautoren hatten andere Pläne mit ihm. Zwischendurch sehr spannende Action-Szenen, atemberaubende Filmkämpfe, überraschende Auto-Stunts.
So wirklich beurteilen kann ich das allerdings nicht, weil man ja wegen des Verwackelns kaum was erkennen konnte. Bei „28 weeks later“ war das schon fast genau so schlimm. Das Kino scheint immer wieder an hoch infektiösen Krankheiten zu leiden: In den 1980er Jahren die „Bescheuerte-Drehbücher-Seuche“, dann die „Amerikanische-Effektorgien-Grippe“, ebenfalls nicht ausgemerzt: die „Fortsetzeritis“. Und jetzt die „Schüttellähmung“. Heilung in Sicht? Ich weiß es nicht. Aber noch gibt es sehr viele nicht Infizierte unter den Filmemachern. Da bleibt Hoffnung. Was höre ich da … es ist „Babel 2“ geplant? Mit richtig Action und Handkamera? Drehbuch Dean Devlin? Nur ein Alptraum. Gottseidank.
Ganz andere Meinung übrigens im Oliblog. Und die Fünf Filmfreunde loben den Film. Nehmen die alle vor dem Kino Tabletten gegen Seekrankheit?