Folge 885
Hendrik und Thomas reden über einen Film, der gut aber nicht ganz nach ihrem Geschmack ist: THE ACTOR
Länge: 18:03
Der griesgrämige Takuji fristet ein etwas perspektiveloses Dasein als von Filmset zu Filmset reisender Nebendarsteller, dessen Spezialität Sterbeszenen sind. Durch die Begegnung mit einer charmanten Frau beginnt er sich irgendwann zu fragen, wo sein Leben eigentlich noch hinführen soll. Im Grunde ist das schon die ganze Geschichte dieser lakonischen Komödie von Regisseurin Satoko Yokohama, von dem wir aufgrund ihres beeindruckenden Vorgängerfilmes Bare Essence of Life sehr viel erwartet hatten.
Doch trotz der hervorragenden Darstellerleistung Ken Yasudas und einiger herrlich skurriler Einfälle – wie z.B. dem, das Takuji seine so beliebten Todesdarstellungen häufig nur aus Versehen oder im Suff gelingen – hat uns The Actor nur bedingt mitreißen können. Zu wenig Schwung, vielleicht auch zu viel Branchen-Insiderhumor. Sympathisch, aber letztlich zu wenig Geschichte in zuviel Film.
Ein hintergründigen Blick auf den Film wirft Yavuz Say, neuer Autor des berühmten Schneeland-Blogs: „Dieser Drahtseilakt, auf dem Takuji sich bewegt, wird skurril und witzig, größtenteils aber eher gemächlich inszeniert – immerhin ist der Film, wie so viele andere aus Japan, ziemlich genau 2 Stunden lang. Dabei ist es irgendwie passend, dass man Takuji bei seiner Odyssee durch die Filmszenerien der jidai-geki und gendai-geki folgt. Schließlich dienen diese beiden Hauptgenres des japanischen Films, der Historienfilm und Gegenwartsfilm, nicht nur als zentrale Kulissen für den Selbstfindungstrip des Helden, sondern auch für die Reise in die Vergangenheit des japanischen Filmes, der noch heute Elemente des minimalistischen Kabuki- und Noh-Theaters in sich trägt.“
Text und Podcast stehen unter der Creative Commons-Lizenz BY-NC-ND 4.0
Quelle: SchönerDenken (Direkter Download der Episode über rechte Maustaste)
Japan 2015, 123 Min., Regie/Drehbuch: Satoko YOKOHAMA