Yujiro Harumoto: A BALANCE feat. Lucas, Johannes und Andras (NipponConnection 2022)

Eine Japanerin mit einer Filmkamera auf der Schulter schut Richtung Betrachter - Kumi Takiuchi als Yuko im Film A BALANCE © 2020 Toei

Kumi Takiuchi als Journalistin Yuko im Film A BALANCE © 2020 Toei

Yuko (Kumi Takiuchi) ist eine junge Journalistin, die eine Reportage dreht über Mobbing an einer Schule, eine Schülerin und ein Lehrer haben sich getötet, es geht um sexuellen Missbrauch, Drohungen, Lügen und Vertuschungen. Ihre Suche nach der Wahrheit kollidiert mit der Vorgabe der Redaktion, quotenwirksam Schuldige an den Pranger zu stellen. Eine wahrheitsgemäße Darstellung der Geschehnisse spielt für den Sender keine Rolle. Und niemand kommt auf die Idee, dass Täter öffentlich gemacht werden müssen. Yuko, die wirkt als wolle sie die Welt retten, gerät immer mehr ins Schlingern, je näher sie der Wahrheit kommt. Regisseur Yujiro Harumoto setzt diese Geschichte in langen Einstellungen und mit viel Handkamera in Szene, er lässt die Uhren laut ticken. Das lässt nicht nur die erzählte Zeit spürbar werden, sondern auch die Länge des Films (153 Minuten). Beim ersten Schauen nicht überzeugend. Direkt nach dem Film am Mikrofon: Lucas Barwenczik (Longtake), Johannes, Andras und Thomas.


Folge 1185
Lucas, Johannes, Andras und Thomas diskutieren über A BALANCE
Länge: 13:12


Text und Podcast stehen unter der Creative Commons-Lizenz BY-NC-ND 4.0
Quelle: SchönerDenken
Bild: © 2020 Toei
Musik: Johannes Klan


A Balance (Yuko no tenbin)
Japan 2020, 153 Min., Buch, Regie, Schnitt: Yujiro Harumoto


Andere Meinung

„Yet can Yuko be an effective arbiter of the truth especially when, as it turns out, neither she nor anyone else is being entirely honest? Her job is to present information in such a way that conclusions can be drawn, but she is herself making decisions in selecting the information she presents and the manner in which she presents it. She may resent the interference of the studio, but in reality they aren’t doing anything she hasn’t already done even if they are acting less out of a sense of integrity than commercial concern. “Whatever we put together is the truth” as her exasperated producer (Yota Kawase) finally insists. It’s in this same conflict that she begins to lose her sense of balance, trying to help those victimised by an unforgiving society while attempting to protect herself from unwelcome consequences of social scandal aided and abetted by the industry in which she herself works. “Ask them who is the real victimiser” Toshiko asks of Yuko taking aim at the mass media who have shamed her into a life of total darkness, but all Yuko can in the end do is turn her camera back on herself in contemplation of her shattered integrity.“
Haley Scanlon, Windows on Worlds


Und das sagt Nippon Connection über Yujiro Harumoto und A BALANCE:

Über Yujiro HARUMOTO
Yujiro HARUMOTO, 1978 in Kobe geboren, arbeitete nach seinem Abschluss am Nihon University College of Art zunächst beim Studio Shochiku Kyoto als Regieassistent für Historienfilme und TV-Serien. Sein Langspielfilm-Debüt GOING THE DISTANCE (2016 / NC ’17) erhielt beim Nippon Connection Filmfestival 2017 eine lobende Erwähnung der NIPPON VISIONS Jury. Sein zweiter Langfilm A BALANCE (2021 / NC ’22), den er selbst produziert, geschrieben und geschnitten hat, feierte seine Premiere 2021 in der Panorama-Sektion der Berlinale.

Über A BALANCE
Die Journalistin Yuko recherchiert an einer Schule zu einem Doppelselbstmord, der mit einer Affäre eines Lehrers und einer Schülerin zusammenhängt. Als sie herausfindet, dass auch ihr Vater sich mit einer Schülerin einlässt, muss sie sich zwischen ihrer Familie und ihren Prinzipien als Journalistin entscheiden. In seinem zweiten Langfilm, der bereits vielfach ausgezeichnet wurde, entfaltet Yujiro HARUMOTO ein wendungsreiches Drama über Moral und Wahrheit. Mit einer beinahe dokumentarisch wirkenden Ästhetik ist A BALANCE zudem eine vielschichtige Reflexion über Medien und deren Einfluss auf die japanische Gesellschaft


Trailer