„Green Zone“: Hollywoods Art, Amerika den Krieg zu erklären

Die Üblichen Verdächtigen kommen aus „Green Zone“ und sind zufrieden mit ihrem Besuch in der Kriegszone, loben den großartig inszenierten Kontrollverlust in den engen Gassen von Bagdad. Im Podcast erklären sie, was der Film mit aktueller Zeitgeschichte, Lynchmobs, First Person Shooters und Shakespeare zu tun hat:

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Kurzkritik

„Seien Sie nicht naiv!“, ruft CIA-Agent Martin Brown dem frustrierten Unteroffizier Roy Miller zu. Der hat statt Massenvernichtungswaffen nur Toilettenfabriken gefunden. Es ist, als ob der Film den Satz „Seien Sie nicht naiv!“ allen amerikanischen Kinozuschauern eintrichtern will: Es gab nie Massenvernichtungswaffen im Irak, das war eine Lüge, um einen Grund für diesen Krieg zu haben. Etwas spät allerdings kommt das – wichtig und mutig wäre der Film noch in der Regierungszeit von George W. Bush gewesen. Aber sei’s drum. „Green Zone“ ist ein spannender Kriegs-Actionsfilm, der nebenbei auch historische Wahrheit (wenn auch vereinfacht) transportiert. Mit Matt Damon ist ein starker Hauptdarsteller an Bord und mit Khalid Abdalla ein beeindruckender Nebendarsteller. In seinen besten Momenten ist „Green Zone“ ein ernsthafter, emotionaler Film. Sehenswert.

Text und Podcast stehen unter einer Creative Commons-Lizenz.
Quelle: Thomas Laufersweiler/SchönerDenken

Hier ein Interview von Charlie Rose mit Regisseur Paul Greengrass und Matt Damon:

Hendriks Podscriptum

Mein persönlicher Sonderdank geht diesmal an den britischen Iraki-Nebendarsteller Khalid Abdalla, denn dieser hat den Film in seiner Rolle als ‚Freddy‘ mit seinen beiden für mich beeindruckendsten Einzelszenen und den hörenswertesten Sätzen versorgt. Ansonsten kennt man Abdalla, der ägyptischer Abstammung ist und in Glasgow geboren wurde, eventuell schon aus ‚Der Drachenläufer‘ oder ‚Flug 93‘ oder gar aus einer seiner Shakespeare-Theaterrollen.

Und der Dank geht (pars pro toto) an Oliver Hazell, seines Zeichens „floor runner“ nicht nur in diesem Film, sondern auch bei ‚Tintenherz‘, ‚Charlie und die Schokoladenfabrik‘, ‚The Duchess‘ und noch einigen anderen Großproduktionen. Da ich nicht die leiseste Ahnung hatte, was ein „floor runner“ macht, habe ich mal recherchiert und herausgefunden:

Die wissen es vermutlich von Drehtag zu Drehtag oft auch nicht, denn es sind die unspezifischen Hilfsarbeiter am Set, die losflitzen, wenn es irgendwo etwas abzuholen, aufzuräumen, auf- und zuzuschließen, zu transportieren, einzukaufen oder zu organisieren gibt. Der Job als Zuständiger für dritte und vierte Hände sowie allgemeines Gerenne scheint als guter Einstieg ins Filmbusiness sehr begehrt zu sein, ist aber doch unzuverlässig und nicht sehr einträglich, und nur wenige schaffen den Sprung hin z.B. zum third, second oder gar first assistant director. Trotzdem, und gerade nach diesem Film, würde ich meinen: definitiv besser als Militärdienst. Danke!

Weitere Meinung

Arne Hübner (bummelkino) hat recht:

„Green Zone“ ist kluges Spannungskino der Marke „Blood Diamond“ mit den für Greengrass bekannt chaotische Action-Sequenzen. Aber das ganze Gewackel im dunklen Gewirr der zerbombten Straßengassen passt diesmal ideal zu dem unüberblickbaren Chaos im ewigen Kriegsgebiet namens Irak.“

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