MOTHER! Es gibt keine Schöpfung ohne Vernichtung

Jennifer Lawrence in "mother!" © 2017 Paramount Pictures


Folge 940
Der erste Eindruck von mother!
Länge: 19:12


Die letzte halbe Stunde saß ich staunend mit aufgerissenen Augen im Kinosaal. Was für ein Brett von einem Film! Simpel und unerbittlich konsequent in der Konstruktion, allegorisch ohne den geringsten Hauch von Subtilität, eine rücksichtslose, artifizielle Parabel auf körnigem 16-MM. Wer den zugegeben sehr schmalen Einflugwinkel in diesen Film findet, wird mit sehr intensiven Bildern und Stimmungen und einer wirklich beeindruckenden Eskalation belohnt. Am Mikrofon direkt nach dem Kino sortieren Heidi, Johanna und Thomas mal ein bisschen, wer hier Gott, Natur und Menschheit, Eitelkeit, Eifersucht, männliche Schöpfungskraft, weibliche Schöpfungskraft und Kain und Abel ist.


Text und Podcast stehen unter der Creative Commons-Lizenz BY-NC-ND 4.0
Quelle: SchönerDenken (Direkter Download der Episode über rechte Maustaste) 

mother!
USA 2017, 122 Min., Buch & Regie: Darren Aronofsky


Andere Menschen, andere Meinungen

„Wahrlich, mother! ist eine Schrotflinte, deren Munition einem direkt ins Gesicht geschossen wird und deren Blei vorher in existenzialistische Säure ganzer Philosophengenerationen getaucht wurde, damit sie sich durch das Fleisch frisst, durch die Muskeln und Sehnen, das Fett und die Blutgefäße, bis es da ankommt, wo Aronofsky es haben will: im Kopf, im Herzen und tief, tief in den Eingeweiden.“
Beatrice Behn für kino-zeit

„Es handelt sich hier keinesfalls um einen stumpfen Exploitation-Reißer, sondern um einen bemerkenswerten cineastischen Bastard aus Arthouse-Progressivität und Grindhouse-Absurdität. Wer glaubt, nach der Hälfte der Spielzeit bereits alles gesehen zu haben, irrt gewaltig. (…) Mit Bestperformances von mindestens vier Darstellern und einer frontalen Inszenierung, die von einer sanften Brise zu einem tödlichen Sturm heranwächst, legt Darren Aronofsky hier seine definitiv intensivste Arbeit seit seinem Meisterwerk „Requiem for a Dream“ vor.“
Bastian G. für filmfutter

„Wer keine Freude daran hat, zwei Stunden lang praktisch alles zu interpretieren, für den ist mother! einfach elendig anstrengend. Für alle anderen und Filmstudenten mit Schwierigkeiten die Seiten ihrer Semesterarbeiten zu füllen, ist dieser Film ein Gottesgeschenk. Denn ist Er vielleicht Gott? Sind die Söhne von Pfeiffer und Harris Figuren vielleicht Kain und Abel? Symbolisiert die Eskalation am Ende gar Glaubenskriege, wie so mancher vermutete? Oder bedeutet das alles etwas völlig anderes? Hat Aronofsky einfach seine Medikation nicht vertragen? Fragen, die man sich stellen kann, aber nicht muss.“
Laetitia und Markus für blugadget.com

„Es gibt diese Filme, die wie eine leere Seite sind. Sie müssen vom Zuschauer gefüllt werden. Sie kauen Dir nichts vor, verwehren sich Antworten. So ein Film ist „mother!“. Du kannst es lieben oder dich drüber ärgern, aber die Erfahrung ist so reizvoll und regt zum Nachdenken an, dass ich diesen Ansatz schätze. Gleichzeitig ist „mother!“ fesselnd und spannend bis zur letzter Minute.“
Patrick Suite

„Die Welt ist Frauen gegenüber unfair. No shit Sherlock, werdet ihr jetzt sagen, so geht es Frauen jeden Tag, aber mother! arbeitet das mit ungeheurer Härte heraus. Jedes Mal, wenn Lawrence etwas passiert oder die Aufmerksamkeit kurz auf ihr liegt, kommt Bardem daher, überschattet es und stellt sich in den Mittelpunkt. Vielleicht ist es das, weshalb ich mother! nicht böse sein kann. Kino schafft und transportiert Wirklichkeit und Aronofsky hat mich (absichtlich oder auch nicht) wirklich fühlen lassen, wie scheiße es ist, wenn dauernd ein Mann daherkommt und sich über die Bedürfnisse anderer stellt. mother! ist ein Film zum Diskutieren und zum Streiten. Genauso wie es Aronofsky wollte.“
Patrick für flipthetruck

Podcasttipp

Patrick aus Hürth und Daniel Pook diskutieren „mother!“ aus im Podcast „Die Letzte Filmkritik“



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