Halim (Saleh Bakri) ist Schneider, ein Meister seines traditionellen Handwerks – er näht wunderschöne Kaftane, jede einzelne Verzierung von Hand. Zärtlich und behutsam geht er mit den edlen Stoffen um und die Kamera folgt ihm dabei. Zart und behutsam ist auch die Liebe zwischen Halim und seiner ebenso resoluten wie charismatischen Frau Mina (Lubna Azabal), sie ist sein Gegenpol, sein Fels, seine große Liebe – und sie weiß, dass Halim homosexuell ist und sich in den Lehrling Youssef (Ayoub Missioui) verliebt hat. Aber die Liebe dreier Menschen überwindet die Hindernisse, gibt Raum für zartes Glück und für Hoffnung über den Tod hinaus.
Maryam Touzanis meisterhaftes Kammerspiel ist wunderschön in seinen Farben und Bildern, sie zeigt Marokko und die Medina als Schauplatz vollkommen frei von jedem kolonialen Orientblick. Das eigentliche Wunder des Films ist das herausragende Schauspielensemble, das Touzanis Bühne nutzt, um uns ganz nah an eine diskrete, zarte und so machtvolle Liebe heranzuführen. Im Podcast reden wir begeistert über Seide, Mandarinen, über die liebevolle Darstellung der Figuren und über den sinnlichen und feinstofflichen Zauber dieses Films. Am Mikrofon direkt nach dem Film: Katharina, Johanna und Thomas.
Folge 1198
Unser erster Eindruck von DAS BLAU DES KAFTAN
Länge: 9:12