AND THE KING SAID, WHAT A FANTASTIC MACHINE: Lost in Pictures

Ein begeisterter Star Wars-Fan sieht auf einer Conventionen einen neuen Star Wars-Trailer, Szene aus dem Dokumentarfilm AND THE KING SAID, WHAT A FANTASTIC MACHINE © 2023 Little Dream Pictures GmbH / Central Film Verleih GmbH

Ein begeisterter Star Wars-Fan sieht auf einer Conventionen einen neuen Star Wars-Trailer, Szene aus dem Dokumentarfilm AND THE KING SAID, WHAT A FANTASTIC MACHINE © 2023 Little Dream Pictures GmbH / Central Film Verleih GmbH

Die Camera Obscura gehört zu den eindrücklichsten Phänomenen der optischen Physik: Wenn Licht durch ein Loch in einen dunklen Raum fällt, dann wird ein Abbild der Außenwelt auf die gegenüberliegende Wand geworfen, auf dem Kopf stehend. Unsere Augen funktionieren nach dem gleichen Prinzip (unser Gehirn stellt das Bild wieder auf die Füße), auch Fotokameras funktionieren so. Im Dokumentarfilmbilderrausch AND THE KING SAID, WHAT A FANTASTIC MACHINE sehen wir, wie überrascht und ungläubig die Menschen reagieren, wenn sie mit einer Camera Obscura konfrontiert werden.

Camera obscura. Federzeichnung am Rand eines Vorlesungsmanuskripts über die Principia Optices; 17. Jahrhundert

Camera obscura. Federzeichnung am Rand eines Vorlesungsmanuskripts über die Principia Optices; 17. Jahrhundert

Wenn man eine Geschichte des Bildes von der Erfindung der Fotografie bis zu TikTok-Videos zeigen will, ist die Camera Obscura natürlich Pflichtprogramm, ebenso die Pferdefotografien, die kreisförmig angeordnet das erste Bewegtbild sind oder der einfahrende Zug als erster Film, der vor Publikum gezeigt wurde. In diesem 88 Minuten dauernden Bilderrausch ist es schwer, den roten Faden zu finden und nicht wieder zu verlieren. Es geht um die Illusion, dass Foto und Film die Wirklichkeit objektiv abbilden, es geht um die Veränderung der Bedeutung, wenn sich Perspektive und Ausschnitt verändern, es geht um die Allgegenwart der Bildinszenierung. Das vergisst man als Zuschauer schnell, wenn man zwischen dem Mob, der am 6. Januar 2021 das Capitol stürmte und verwüstete und kleinen Kindern, die „König der Löwen“ schauen, zwischen Livestreamern und Only-Fans-Videostars, zwischen Leni Riefenstahl und IS-Terroristen hin und her karbolzt wie ein betrunkenes Kaninchen.

Im Podcast, den wir wie immer direkt nach dem Kinobesuch aufgenommen haben, spreche ich mit Bettina über einen Affen, der souverän Instagram auf dem Smartphone nutzt, und wir diskutieren, ob der Film gewonnen hätte, wenn man auf die Erklärerstimme verzichtet hätte und ob am Ende die Filmemacher sich selbst in der Fülle des Materials verloren haben.


Folge 1267
Bettina und Thomas mit ihrem ersten Eindruck von
AND THE KING SAID WHAT A FANTASTIC MACHINE
Länge: 16:55


Text und Podcast stehen unter der Creative Commons-Lizenz BY-NC-ND 4.0
Quelle: SchönerDenken
Musik: Johannes Klan
Bild: © 2023 Little Dream Pictures GmbH / Central Film Verleih GmbH


And the King Said, What a Fantastic Machine
SWE 2023, 88 Min., Buch und Regie: Axel Danielson und Maximilien Van Aertryck


Meinungen

„Der Film macht dadurch also zumindest in Teilen genau das, was er problematisiert: Er inszeniert und suggeriert Zusammenhänge, wo nur ergänzendes Wissen trennscharfe Unterscheidungen vornehmen könnte. Damit fordert der Film das Vertrauen ein, dass die Bilder, die wir sehen, sich tatsächlich sinnvoll und ohne Verfälschung und Verdrehung in einem Puzzle zusammenfügen, das der Film selbst nur unvollständig wiedergibt (und wiedergeben kann). Sollen, können wir uns aber dem Film, seinen Schnitten und Suggestionen blind überlassen? Wo der Film doch offensiv gerade Inszenierung und Intention problematisiert und hinterfragt wissen will?“
Rochus Wolff für kino-zeit.de


Trailer