IN THE MOOD FOR LOVE: Die schöne Zeit

Maggie Cheung und Tony Leung in Wong Kar-Wais IN THE MOOD FOR LOVE © 2023 Paradis Films

Maggie Cheung und Tony Leung in Wong Kar-Wais IN THE MOOD FOR LOVE © 2000 Paradis Films

Die warmen Farben, die Blicke, die wenigen, zarten Berührungen, der Regen … IN THE MOOD FOR LOVE hat mich hineingezogen in seine Melancholie, in den Liebeskummer, die Intensität und Unsicherheit des Verliebtseins. Er reiht einzelne Szenen aneinander, oft unvermittelt geschnitten, als würde man immer wieder Zeuge dieser unendlich langsamen Annäherung dieser wunderschönen Menschen sein, untermalt von Shigeru Umebayashis Walzerklängen und Nat King Coles Stimme. Die schöne Zeit vergeht, unerbittlich ticken die Siemens-Uhren in der Redaktion von Tony Leung. Vielleicht ist keine Liebe so romantisch wie die unerfüllte Liebe, vielleicht sind ungeküsste Küsse die süssesten. Am Tag nach dem Film erging es mir wie bei CHUNGKING EXPRESS: Ich will den Film direkt noch einmal sehen und dann nur in den Bildern schwelgen. Im Podcast direkt nach dem Film vor dem Caligari in Wiesbaden spreche ich mit Johanna über tolle Kleider, liebevoll-übergriffige Nachbarn, Mikrokosmos und Makrokosmos, über prägende Perspektiven und Bildkompositionen, über eine historisch anmutende 35-mm-Kopie und ich überlege am Ende, ob der Film auch eine Mahnung ist, die Liebe mit beiden Händen zu ergreifen, wenn sie einem begegnet.


Folge 1270
Johanna und Thomas denken über IN THE MOOD FOR LOVE nach
Länge: 11:20


Text und Podcast stehen unter der Creative Commons-Lizenz BY-NC-ND 4.0
Quelle: SchönerDenken
Musik: Johannes Klan
Bild: © 2000 Paradis Films


In the Mood for Love
HK 2000, 98 Min., Buch und Regie: Wong Kar-Wai


Andere Meinungen

„Die behutsamen Bewegungen von Su Li-zhen und Chow Mo-wan verzerrt Wong Kar-wai manchmal direkt durch eine verzögerte Darstellung in Zeitlupe, als würde es sich schon im Moment des Geschehens um Erinnerungen an eine längst vergangene Zeit handeln. Wie das Blättern durch alte Fotografien, die trotz Unschärfe von einer ganz bestimmten Stimmung und einem ganz bestimmten Gefühl künden. In the Mood for Love ist da ganz nah bei seinen Figuren, selbst wenn die Kamera nur vorsichtig durch den Türrahmen blickt und dahinter eine Berührung entdeckt, wie sie zärtlicher kaum sein könnte. Das Offensichtliche passiert aber nie, entscheidend ist die Möglichkeit.“
Matthias Hopf für filmfeuilleton.de

„Statt eines konventionellen Plots entwirft Wong eine Melange aus Stimmungen, die nicht über das Drehbuch, sondern über Bilder transportiert werden. Er erklärt seine Figuren nicht über ausufernde Dialogpassagen, sondern primär über ihre Positionierung im Bild, die Lichtsetzung und die Farben der Dekors. Die visuelle Pracht, die Wong mit seinem Stammkameramann Christopher Doyle erzeugt, ist über jede Textgebundenheit erhaben; In the Mood for Love beweist die Kraft visuellen Erzählens und steht für Kino in seiner pursten Form.“
Tom Schünemann, filmsucht.org

Podcastepisoden zu IN THE MOOD FOR LOVE


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