Keisuke Yoshida: INTOLERANCE feat. Patrick Torma journalistenfilme.de (#Japanuary2023 NipponConnection2022)

Arata Furuta und Tori Matsuzaka in Keisuke Yoshidas INTOLERANCE (KUHAKU) © Stars Sands 2020

Arata Furuta und Tori Matsuzaka in Keisuke Yoshidas INTOLERANCE (KUHAKU) © Stars Sands 2020


Zum ersten Mal bei SchönerDenken zu Gast: Patrick Torma, Journalist, Blogger und Podcaster – zurecht berühmt geworden mit journalistenfilme.de. Wir sprechen über Keisuke Yoshidas INTOLERANCE, den wir auf Nippon Connection 2022 gesehen haben. Der Film hat einen nachhaltigen Eindruck auf Patrick und Thomas gemacht. Es geht um eine Schülerin, die von den Mitschülern ignoriert und vom cholerischen Vater nicht verstanden wird. Als sie im Supermarkt verdächtigt wird, etwas geklaut zu haben, flieht sie in Panik, der junge Marktleiter wie der Teufel hinter ihr her. Ihre panische Flucht endet in einem grausamen und tödlichen Verkehrsunfall. Der bärbeißige Vater will den Schuldigen zur Rechenschaft ziehen. Auch die anderen Kleinstadtbewohner und vor allem die anreisende Sensationspresse will einen Schuldigen an den Pranger stellen: eine der Unfallfahrerinnen gerät ins Visier, vor allem aber der junge Marktleiter.

Mit Patrick diskutiert Thomas über die Rolle der Presse, die 24 Stunden am Tag die Beteiligten verfolgt, über das Ausschlachten von Wut und Trauer der Betroffenen, über sinnentstellende, aus dem Zusammenhang gerissene Zitate und über das Anstacheln der öffentlichen Hysterie. Irgendwann zieht die Pressemeute weiter, für ihr Verhalten werden die Sensationsjournalisten nicht zur Rechenschaft gezogen. Patrick und Thomas reflektieren eigene berufliche Erfahrungen, dass Konflikte Auflage und Quote bringen. Begeistert sind beide von Arata Furuta als von Wut und Trauer zerfressener Vater. Diese Episode erscheint als Beitrag im Japanuary 2023.

Patricks Artikel zu INTOLERANCE auf journalistenfilme.de


Folge 1179
Patrick und Thomas diskutieren über INTOLERANCE
Länge: 30:56


Download der Episode auch über den Feed


Text und Podcast stehen unter der Creative Commons-Lizenz BY-NC-ND 4.0
Quelle: SchönerDenken
Bild: © Star Sands 2020
Musik: Johannes Klan


Intolerance (Kuhaku)
Japan 2020, 107 Min., Regie: Keisuke Yoshida


Andere Meinung

„„Sie haben sich schon wieder ein neues Ziel ausgeguckt“, hält ein resignierter Mitsuru am Ende von Intolerance fest. Die Presse, die seine Heimatstadt zwischenzeitlich regelrecht belagerte, hat das Interesse längst verloren und ist wie ein Schwarm hungriger Wanderheuschrecken weitergezogen. Mitsurus Heilungsprozess setzt gerade erst ein. Das mediale Dauerfeuer ließ ihn vorher nicht zur Ruhe kommen. – „Die Berichterstattung über Unglücksfälle und Katastrophen findet ihre Grenze im Respekt vor dem Leid von Opfern und den Gefühlen von Angehörigen. Die vom Unglück Betroffenen dürfen grundsätzlich durch die Darstellung nicht ein zweites Mal zu Opfern werden“, besagt Richtlinie 11.3 im Pressekodex des Deutschen Presserats. Was passieren kann, wenn diese Grenze überschritten wird, exerziert der japanische Spielfilm am Beispiel einer fiktiven Tragödie vor: Die Medien in Intolerance behindern nicht nur die Trauerbewältigung, sie stürzen die betroffenen Menschen noch tiefer in die Krise.“
Patrick Torma, journalistenfilme.de

„Intolerance is a wonderful narrative that not only touchingly reveals how the media, in their relentless search to deliver pleasure to its audiences, is able to dislodge the logic of the subject it persecutes but also how a tragic accident can aid a subject in mending his problematic relationship with himself and the Other. The layered natural performances that bring Yoshida’s narrative alive ensure that Intolerance hits all the right emotional notes for the audience and that its message will long linger in the spectator’s mind.“
P-J Van Haecke, psychocinematography.com

„It’s this giant abyss of grief and guilt which pulls each of them towards the edge, but in the end there’s really no way to apportion blame.“
Haley Scanlon, Windows on Worlds


Und das sagt Nippon Connection über Keisuke Yoshida und INTOLERANCE:

Keisuke YOSHIDA was born in Saitama in 1975 and studied at Tokyo Visual Arts. His debut, RAW SUMMER (2006), was awarded at the Yubari International Fantastic Film Festival. The Nippon Connection Film Festival has already shown a number of his works, including his comedies SANKAKU (2010 / NC ’11) and THICKER THAN WATER (2018 / NC ’19).

INTOLERANCE: A young girl dies in a small Japanese town. The people are shocked, while the media pounce on the circumstances of her death and look for someone to blame. The bereaved no longer find peace from the reporters covering the story. Director Keisuke YOSHIDA relentlessly analyzes the existential effects of scandalizing journalism on people’s lives.


Trailer