RHEINGOLD: Fahrt in die Vergangenheit (10Jahre10Filme10Züge)

Unser Jubiläumszug nimmt wieder Fahrt auf: Ehrengast Lucas Barwenczik nimmt Platz in der Ersten Klasse des legendären „Rheingold“, auf dem Weg von Amsterdam nach Genf – in Niklaus Schillings Eisenbahnmelodram RHEINGOLD von 1978.

Zehn Jahre SchönerDenkenLucas gilt als einer der klügsten Köpfe unter den Filmkritikern und Filmpodcaster. Lesen kann man ihn unter anderem bei kino-zeit.de und epd, hören bei Longtake.de und Kulturindustrie. Kennengelernt haben wir ihn auf Nippon Connection. (Hier kann man alle Podcastepisoden hören, die wir mit Lucas aufgenommen haben). Als Schaffner heute am Mikrofon: Thomas.

„Der bewegte Ort, der unterwegs ist.“ (Christian Dzubiel)


RHEINGOLD darf in einer Auswahl von Zugfilmen nicht fehlen: Regisseur Niklaus Schilling hat nach eigenen Aussagen ein erotisches Verhältnis zu Zügen, er ist der Trainspotter und Zugnerd unter den Regisseuren. Seine Detailversessenheit beeindruckt Lucas und Thomas. Aber nicht alles ist Schilling geglückt …


Folge 946
Lucas und Thomas entdecken im RHEINGOLD ein vergangenes Deutschland
Länge: 01:09:44


Text und Podcast stehen unter der Creative Commons-Lizenz BY-NC-ND 4.0
Quelle: SchönerDenken (Direkter Download der Episode über rechte Maustaste) 

Rheingold
D 1978, 91 Min., Regie: Niklaus Schilling


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„In dieser morbiden Form und massiven Präsenz im Gesamtfilm, bar jeder Ironie – mit recht-gängiger, aber schön sämiger 70er-Jahre-35mm-Optik in petto – ein krass konsequentes, fatalistisch-auswegloses Märtyrertum. Welches übrigens durchweg mit Bildern der seit Jahrhunderten stehenden und von den Wagons aus sichtbaren, berüchtigten Burgen und Tälern des Rheins unterstrichen wird, deren mythische Geschichten (u.a. von der ähnlich wie bei Elisabeth verlaufenen Sage der Loreley) ein älterer Fahrgast seiner Enkelin erzählt, während Elisabeth allmählich verwelkt. In diesem bitteren Vergleich von Vergangenheit und Gegenwart lässt Regisseur Schilling durchscheinen, dass Deutschland nicht von den Fehlern von einst gelernt hat bzw. sich in der Tragik der Historie ständig wiederholt und trotz oberflächlicher Glückseligkeit an bösartiger, geistiger Verrottung leidet.“
Christian Witte

„Mit seinen vielfachen, manchmal überdeutlichen (aber was soll’s) Überblendungen von Gegenwart Geschichte, Mythos und Realität hebt Niklaus Schillings RHEINGOLD mit Absicht, aber über seine Absichten gewiss noch hinaus, deutsche Gegenwart und deutsche Vergangenheit in seiner fahrenden Zeitkapsel auf. Das ständige In- und Nebeneinander von Innen und Außen ist dabei Programm; immerzu fliegt vor dem ins Bild gerückten Zugfenster Landschaft vorbei. Rheinlandschaft, zwischen am Fluss angesiedelter Industrie und in die Spätestromantik der Gegenwart übersiedelter Mythologie. Heimatfilm ist RHEINGOLD in genau diesem Sinn: Der Film bietet Materialien zur Seelen- und Rheinlandschaftsbeobachtung, datierbar sehr genau auf die Züge und Realien und Mythen der Jahre 1977f. Von August bis Oktober erstreckt sich die Drehzeit: Deutscher Herbst.“
Ekkehard Knörer für cargo

„Bei den Darstellern muss vor allem Elke Haltaufderheides atemberaubende Leistung gewürdigt werden, die es erneut schafft eine nahezu gespenstische Präsenz aufzubauen, deren Ruhe und das damit verbundene konträre Handeln den Zuschauer ganz empfindlich verwirrt.“
Prisma für dirty pictures



Unsere Jubiläumsreihe setzen wir fort mit RUNAWAY TRAIN.

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