Folge 1299 – Der letzte Film, den wir 2024 auf Nippon Connection gesehen haben: Wir hatten hohe Erwartungen – und wurden nicht enttäuscht. Die Titelfigur Yoko (großartig gespielt von Rinko Kikuchi) ist Anfang 40. Ihre Träume sind geplatzt, sie lebt zurückgezogen, geht nicht mehr aus dem Haus, eine Hikikomori. Der Tod ihres Vaters reisst sie aus ihrer Lethargie, sie muss sich auf den Weg machen zur Beerdigung, 658 Kilometer nach Norden. YOKO ist ein Roadmovie wie ein Entwicklungsroman, Schicksalsschläge, katastrophale und wunderbare Begegnungen verändern Yoko. Immer wieder erscheint geisterhaft aus ihren Erinnerungen ihr Vater, den sie seit 20 Jahren nicht mehr gesehen hat. YOKO ist ein beeindruckendes Drama, ein düsterer Film über Entfremdung und über den Weg zurück in die Familie. Kazuyoshi Kumakiri erinnert uns mit YOKO daran, dass wir alle nur zwei bis drei Fehlentscheidungen vom Scheitern entfernt sind. Im Podcast direkt nach dem Film habe ich Sven von Alle Videospiele und Daniel vom Altstadtkino zu Gast. Wir sprechen über eine Beichte ohne Zuhörer, über Monster, denen man als Anhalterin begegnet und fragen uns, ob wir diesen sehr guten aber auch sehr belastenden Film noch einmal sehen können. YOKO war das erhoffte Festivalhighlight und ein toller Ausklang am letzten Tag für mich.
Folge 1299
Sven, Daniel und Thomas mit ihrem ersten Eindruck von YOKO
Länge: 09:46
Text und Podcast stehen unter der Creative Commons-Lizenz BY-NC-ND 4.0
Quelle: SchönerDenken
Bild: © 2022 „YOKO“ FILM PARTNERS
Yoko (658km, Yoko no tabi)
Japan 2022, 113 Min., Regie: Kazuyoshi Kumakiri
Und das sagt Nippon Connection über NN und YOKO:
Über Kazuyoshi Kumakiri
Kazuyoshi KUMAKIRI, 1974 in der Präfektur Hokkaido geboren, besuchte die Osaka University of Arts und landete mit seinem kontroversen Spielfilmdebüt KICHIKU (1997) gleich einen internationalen Festivalhit, der zur Berlinale eingeladen wurde. Bei Nippon Connection wurden u. a. seine Filme A VOLATILE WOMAN (2004 / NC ’06), MY MAN (2014 / NC ’15) und #MANHOLE (2023 / NC ’23) gezeigt. YOKO (2023 / NC ’24) wurde auf dem Shanghai International Film Festival 2023 als bester Film, für die beste Hauptdarstellerin und für das beste Drehbuch ausgezeichnet.
Über den Film
Mit 18 Jahren hatte Yoko ihr Zuhause in Aomori verlassen, doch aus ihren damaligen Karriereträumen wurde nichts. Enttäuscht zieht sie sich immer mehr von der Außenwelt zurück, bis sie über 20 Jahre später die Nachricht vom Tod ihres Vaters erhält. Verwandte nehmen sie zur Trauerfeier mit, doch durch eine Verkettung mehrerer Missgeschicke bleibt Yoko alleine auf einer Autobahnraststätte zurück und muss den Rest des Weges per Anhalter fahren. Kazuyoshi KUMAKIRI würzt sein kontemplatives, von Jim O’ROURKEs Soundtrack untermaltes Roadmovie mit einer Prise trockenen Humors, während Rinko KIKUCHI in der Hauptrolle glänzt.
Trailer